Kevin Costner spielt einen CIA-Mann, der nicht mehr lange zu leben hat. Aber einen letzten Killerauftrag arbeitet er noch ab, und seine Tochter beschützt er vor schlechten Einflüssen. Der Produzent Luc Besson und der Regisseur McG lassen die Realität hier vergnügt hinter sich.

Stuttgart - Ethan Renner war kein guter Vater. Immer, wenn er für seine Tochter Zoey hätte da sein müssen, war er unterwegs, um jemanden umzubringen. Ethan ist nämlich ein CIA-Spezialist für das, was in der Branche feuchte Jobs heißt. Nun aber, in den letzten Monaten seines Lebens, will Ethan (Kevin Costner) alles wieder gutmachen. Tumore in Gehirn und Lunge zehren ihn auf, weshalb er nach Paris fliegt, um sich mit Zoey (Hailee Steinfeld) und ihrer Mutter (Connie Nielsen) auszusöhnen.

 

Daraus könnte man allerhand machen, einen melancholischen Agentenfilm über die Konfrontation eines sterbenden Killers mit den Spuren seines Wirkens etwa, gewiss auch eine schwarze Komödie über einen Mann, der in einer besonders heiklen Branche von Beruf und Familie neu erproben will, doch im Werkzeugköfferchen eines CIA-Killers nichts findet, was ihm bei der Bewältigung familiärer Konflikte hilft.

Zwei Krawallspezialisten knallen durch

Aber der Produzent und Co-Autor von „Three Days to kill“ heißt Luc Besson, und dieser zwischen Hollywood und Frankreich pendelnde Krawallspezialist hat ein Universum geschaffen, in dem die Fliehkräfte heftiger Rotation alles, Mann, Maus, Maschinen und Gefühle, von jenen Plätzen reißen, auf denen die Vernunft sie erwarten würde. Und auf dem Regiestuhl hat er McG platziert, jenen Videoclipmacher, der in den „Charlie’s Angels“-Filmen gezeigt hat, dass ihn ein besonnener Zugriff auf die Realität wenig interessiert.

McG und Besson reagieren aufeinander wie chemische Substanzen in der Hexenküche eines unerfahrenen Bombenbastlers. Kaum hat der Film begonnen, sprengen sie sich in einer Selbstentzündung des Unfugs aus jedem halbwegs logischen Bezugsrahmen hinaus.

Alles ein wenig instabil hier

Ethan wird keine ruhigen Ausklangtage verbringen. Er wird morden, wüten, toben, wird einen letzten Auftrag ausführen, den ihm seine Chefin durch ein neues Medikament in der Experimentierphase versüßt. Es soll die Wirkungen des Tumors im Gehirn etwas ausbremsen. In besonders unpassenden Momenten bekommt Ethan trotzdem Desorientierungsschübe, aber diese Momente der Waberwahrnehmung scheinen in subjektiven Kamerabildern nur die grundsätzliche Instabilität der Besson-Welt zu enthüllen.

Wie Ethan Profis ausschaltet, wie er als erzürnter Dad seine Tochter bei einem Rave vor miesen Typen rettet, wie er Leute foltert und Freundschaft mit Armutsmigranten schließt, die seine Wohnung besetzen, das wird zum Musterbeispiel eines Kinos, in dem nur momentane Schauwerte zählen. Ganz und gar erstaunlich aber ist, mit welchem Ernst und welcher Würde Costner so durch dieses Schlamassel spaziert, dass man immer weiter hinschauen möchte. Als sei er der Fremdenführer, der uns doch noch zu einer Tür geleiten kann, hinter der das Erzählen wieder anfängt.

Three Days to kill. Frankreich, USA 2014. Regie: McG. Mit Kevin Costner, Hailee Steinfeld, Vivi Delay, Richard Sammel. 116 Minuten. Ab 12 Jahren.