Julian Assange wollte ab einem bestimmten Punkt Geld für seine Teilnahme an dieser Dokumentation über sich und seine Arbeit. Man merkt, wie sehr das den Regisseur Alex Gibney geärgert hat.

Stuttgart - Eine kritische Haltung zum Wikileaks-Gründer Julian Assange hat der oscargekrönte US-amerikanische Dokumentarfilmer Alex Gibney („Taxi to Baghdad“) schnell gefunden. Da er seinem Protagonisten kein Interviewhonorar zahlen wollte, war der nicht zum exklusiven Gespräch für „We steal Secrets: Die Wikileaks-Geschichte“ bereit. Aber auch mit Bildern aus zweiter Hand kommt man Assange oft näher, als man möchte. Die Handyaufnahmen eines Vertrauten zeigen uns die getragenen Socken und billigen Sakkos des gestrandeten Vortragsreisenden in Großaufnahme. Diese Bilder haben den unangenehmen Beigeschmack der Boulevard-Enthüllungen.

 

Ausführlich lässt Gibney eine der beiden Schwedinnen zu Wort kommen, die Assange wegen eines Sexualdelikts anzeigten. Dass der sie im Gegenzug als Drahtzieher eines größeren Verschwörungsszenarios darstellt, hält Gibney für reine Propaganda. Doch wieder muss man sich fragen: gehört das überhaupt in einen Dokumentarfilm, in dem es immerhin um die Opfer mutmaßlicher Kriegsverbrechen geht und um den unter Folterbedingungen inhaftierten Whistleblower Bradley Manning?

Sympathien und Schnüffeleien

Auch Manning ist als Abwesender ständig präsent in Gibneys Film. Das warmherzige Bild, das dabei von ihm entsteht, gibt eine Ahnung davon, welch einfühlsamer Porträtist Gibney sein kann, wenn ihm jemand nur sympathisch ist.

Alex Gibney hat seine Wikileaks-Geschichte hemmungslos emotionalisiert. Und kommuniziert dabei auf eine Weise, die wir uns von der NSA nicht wünschen: Er lässt uns fremde E-Mails lesen. Dennoch gehören diese Szenen, in denen nur Schrift die Leinwand füllt, zu den stärksten. Und ein Bild schließlich genügt, um aufgewühlt das Kino zu verlassen. Es zeigt Präsident Obama, wie er bei einer Pressekonferenz Mannings Käfighaltung rechtfertigt.