Ein paar fidele Alt-68er lassen die Lebensform ihrer Studentenzeit wieder aufblühen. Dabei konkurrieren sie mit einer Jung-WG nebenan. Die Schauspieler haben hier viel Spaß an der Sche, aber das Drehbuch unterfordert uns.

Stuttgart - Gerade erst zeigte die US-Komödie „Neighbors“, was passieren kann, wenn man mit Anfang dreißig beschlossen hat, cool „erwachsen“ zu werden – und plötzlich damit konfrontiert wird, dass nebenan eine feierwütige Studentenverbindung einzieht. Man fühlt sich plötzlich sehr, sehr alt. In Ralf Westhoffs neuem Film „Wir sind die Neuen“ geht es schematischer zur Sache: hier entschließen sich drei Senioren aus unterschiedlichen Gründen, ihre alte Studenten-WG wieder aufleben zu lassen – und treffen dabei auf eine „moderne“ Studenten-WG.

 

Eine schöne Konstellation, um einmal über gesellschaftlichen Wandel, unterschiedliche Lebensstile und Utopien nachzudenken, aber leider sieht sich Westhoff als Komödienexperte mit Gespür für pointierte Dialoge. Schon sein Film „Der letzte schöne Herbsttag“ war umstandslos bereit, jede Subtilität in der Beobachtung Sprüche klopfend gängigen und letztlich harmlos-affirmativen Klischees à la „Caveman“ zu opfern.

Wer hat den Schlamassel eingebrockt?

Das Dilemma potenziert sich jetzt, weil der Film „Wir sind die Neuen“ selbst Stellung bezieht. Während die fidelen Alten hier eine durchaus differenzierte Mischung aus Alt-68er, Hippie-, Feminismus- und Sponti-Haltungen präsentieren, die recht mühelos in den lässigen Boheme-Habitus der späten siebziger Jahre zurückfinden, sind die oberflächlicher gezeichneten Mittzwanziger hilflose und nicht sehr sympathische Opfer aktueller Selbstoptimierungsanforderungen und Entsolidarisierungs-Effekte.

Mit Schrecken rufen die Alten: „Trau keinem unter Dreißig“ – und der Film klopft ihnen dabei kräftig auf die Schulter. Im Hinblick auf das Zielpublikum der Arthaus-Kinos ist das zwar clever, aber umso ärgerlicher, weil die Jungen ja prinzipiell Recht haben, wenn sie der Generation Ü60 vorwerfen, dass diese mit ihrer Haltung des „Forever Young“ ihnen den ganzen Schlamassel ja eingebrockt hat, während sie es sich im Zeichen der Selbstverwirklichung gut gehen ließen. So schaut man etwas unterfordert einem halben Dutzend gut aufgelegter Schauspieler dabei zu, wie sie ein oberflächliches wie vorhersehbares Drehbuch theaterhaft lustig exekutieren. Schade eigentlich.

Wir sind die Neuen. Deutschland 2014. Regie: Ralf Westhoff. Mit Heiner Lauterbach, Gisela Schneeberger, Claudia Eisinger. 91 Minuten. Ohne Altersbeschränkung.