„Ich blieb für einige Sekunden stehen“, hat Laemmle seinen Erweckungsmoment in einer Variante später beschrieben, „und beobachtete eine Schlange von Leuten, die sich nach innen bildete, während in der anderen andere ständig herauskamen.“ Der Hunger der Menschen nach bewegten Bildern, die kleinen, aber stetigen Bezahlvorgänge beeindruckten Laemmle so, dass er mit seinen ersparten dreitausend Dollar satt eines Ladens ein Nickelodeon eröffnete.

 

Aber auch wenn er scheinbar dasselbe tat wie andere Glücksritter der frühen Kinozeit, tat Laemmle es in einem ganz anderen Bewusstsein. Seine Konkurrenten hielten das Kino für eine Modeerscheinung, für ein Unterschichtvergnügen, aus dem man schnell Profit schlagen musste, bevor der Reiz des Neuen erlosch. Laemmle sah etwas ganz anderes vor sich, einen ausbaufähigen Spender von Vergnügen und Ablenkung für jedermann. Und so wollte er nicht nur bessere, saubere, komfortable Kinoräume, um ein bürgerliches Publikum anzusprechen. Er wollte bessere Filme und deren Nachschub selbst regeln.

Lauter Pioniertaten

Laemmle wurde Kinobetreiber, Verleiher und bald auch Produzent, er baute ein kleines Imperium. Und dann legte er sich mit jenen Patentinhabern wie Thomas Edison an, die sich zum Trust zusammengeschlossen hatten, einem Monopol, das die Alleinherrschaft über den Dreh, den Vertrieb und das Abspiel aller Filme beanspruchte. Mit Guerilladrehs, frechen Werbekampagnen und teuren Gerichtsverfahren besiegte Laemmle diesen Trust.

So wichtig das filmgeschichtlich war, sein größtes Werk stand noch bevor. Laemmle war nicht der Erste, dem aufgefallen war, dass man im hellen Licht Kaliforniens leichter und billiger drehen konnte als an der Ostküste. Aber New York als Zentrum der jungen Filmindustrie schien den anderen unverrückbar, Kalifornien bloß ein mühselig zu erreichender Ausweichdrehort ohne rechte Infrastruktur. Laemmle aber erwarb ein Riesenareal in dürrer, menschenleerer Gegend nahe Los Angeles und baute dort nicht bloß das größte Studio der Welt, sondern gleich eine Studiostadt, Universal City, mit vielen Hallen und Außengeländen. Hollywood war geboren. Und Laemmle nutzte die 1915 eröffnete Studiostadt als Vergnügungspark: Die modernen Studio-Touren sind seine Idee.

Freiwild des Hasses

Uncle Carl, wie man ihn nannte, war in all diesen Jahren Laupheim eng verbunden, auch als Mäzen. Dass er im Ersten Weltkrieg Propagandafilme gegen das Kaiserreich produzierte, nahm man ihm zwar nachhaltig übel, doch er konnte diese Irritation noch einmal beseitigen. Die Nazis aber waren mit ihrer Hetze, in der sie unter anderem die Universal-Produktion „Im Westen nichts Neues“ als filmischen Dolchstoß denunzierten, so erfolgreich, wie man sich das später nicht mehr eingestehen wollte. Laemmle, der am 24. September 1939 starb, hat noch erleben müssen, wie man ihn und die Seinen zum Freiwild des Hasses erklärte. Die Deutschen wollten die Opfer und ihre eigenen Taten lange vergessen. Bei der Filmschau und im Haus der Geschichte kann man einem Mann begegnen, dessen Leben einem nicht mehr aus dem Sinn gehen sollte.

Der Hunger nach Bildern

„Ich blieb für einige Sekunden stehen“, hat Laemmle seinen Erweckungsmoment in einer Variante später beschrieben, „und beobachtete eine Schlange von Leuten, die sich nach innen bildete, während in der anderen andere ständig herauskamen.“ Der Hunger der Menschen nach bewegten Bildern, die kleinen, aber stetigen Bezahlvorgänge beeindruckten Laemmle so, dass er mit seinen ersparten dreitausend Dollar satt eines Ladens ein Nickelodeon eröffnete.

Aber auch wenn er scheinbar dasselbe tat wie andere Glücksritter der frühen Kinozeit, tat Laemmle es in einem ganz anderen Bewusstsein. Seine Konkurrenten hielten das Kino für eine Modeerscheinung, für ein Unterschichtvergnügen, aus dem man schnell Profit schlagen musste, bevor der Reiz des Neuen erlosch. Laemmle sah etwas ganz anderes vor sich, einen ausbaufähigen Spender von Vergnügen und Ablenkung für jedermann. Und so wollte er nicht nur bessere, saubere, komfortable Kinoräume, um ein bürgerliches Publikum anzusprechen. Er wollte bessere Filme und deren Nachschub selbst regeln.

Lauter Pioniertaten

Laemmle wurde Kinobetreiber, Verleiher und bald auch Produzent, er baute ein kleines Imperium. Und dann legte er sich mit jenen Patentinhabern wie Thomas Edison an, die sich zum Trust zusammengeschlossen hatten, einem Monopol, das die Alleinherrschaft über den Dreh, den Vertrieb und das Abspiel aller Filme beanspruchte. Mit Guerilladrehs, frechen Werbekampagnen und teuren Gerichtsverfahren besiegte Laemmle diesen Trust.

So wichtig das filmgeschichtlich war, sein größtes Werk stand noch bevor. Laemmle war nicht der Erste, dem aufgefallen war, dass man im hellen Licht Kaliforniens leichter und billiger drehen konnte als an der Ostküste. Aber New York als Zentrum der jungen Filmindustrie schien den anderen unverrückbar, Kalifornien bloß ein mühselig zu erreichender Ausweichdrehort ohne rechte Infrastruktur. Laemmle aber erwarb ein Riesenareal in dürrer, menschenleerer Gegend nahe Los Angeles und baute dort nicht bloß das größte Studio der Welt, sondern gleich eine Studiostadt, Universal City, mit vielen Hallen und Außengeländen. Hollywood war geboren. Und Laemmle nutzte die 1915 eröffnete Studiostadt als Vergnügungspark: Die modernen Studio-Touren sind seine Idee.

Freiwild des Hasses

Uncle Carl, wie man ihn nannte, war in all diesen Jahren Laupheim eng verbunden, auch als Mäzen. Dass er im Ersten Weltkrieg Propagandafilme gegen das Kaiserreich produzierte, nahm man ihm zwar nachhaltig übel, doch er konnte diese Irritation noch einmal beseitigen. Die Nazis aber waren mit ihrer Hetze, in der sie unter anderem die Universal-Produktion „Im Westen nichts Neues“ als filmischen Dolchstoß denunzierten, so erfolgreich, wie man sich das später nicht mehr eingestehen wollte. Laemmle, der am 24. September 1939 starb, hat noch erleben müssen, wie man ihn und die Seinen zum Freiwild des Hasses erklärte. Die Deutschen wollten die Opfer und ihre eigenen Taten lange vergessen. Bei der Filmschau und im Haus der Geschichte kann man einem Mann begegnen, dessen Leben einem nicht mehr aus dem Sinn gehen sollte.

Termine: Die Carl-Laemmle-Ausstellung im Haus der Geschichte wird am 9. Dezember eröffnet und dauert bis Ende Juni 2017. Die Filmschau Baden-Württemberg zeigt am Freitag, 2. Dezember, um 22 Uhr den Universal-Klassiker „Dracula“ und präsentiert am 3. Dezember eine Laemmle-Gala u. a. mit Paul Lenis Stummfilm „„The Last Warning“.