Aus der Feder von Siegfried Groß aus dem Rems-Murr-Kreis stammen hunderte Filmplakate. Viele der Streifen sind heute echte Klassiker. Unsere Bildergalerie zeigt, welche Filmklassiker mit seinen Postern beworben wurden.
Korb - Eigentlich habe er das alles ja seiner Mutter zu verdanken, meint Siegfried Groß, während er die großen Papierbögen vor sich auf dem Tisch betrachtet. Sie zeigen von ihm gestaltete Kinoplakate, eines neben dem anderen. Der Plan für seine Ausstellung unter dem Motto „Staunen, Schmunzeln, Gruseln“ in der Alten Kelter in Korb, die an diesem Wochenende eröffnet wird.
Groß’ Mutter war es, die vom jüngsten ihrer fünf Söhne verlangte, dass er während seines Studiums an der Freien Kunstschule in Stuttgart zusätzlich jobbte. So landete Siegfried Groß vor mehr als 50 Jahren beim Stuttgarter Werbeatelier Degen. 1964 fertigte der heute 80-Jährige dort sein erstes Kinoplakat für den Film „Die Göttinnen der Liebe“ an. Aus dem Studentenjob wurde eine Festanstellung, Groß wurde Chefgrafiker, bevor er sich später selbstständig machte.
Aus dem Studienjob wird eine jahrzehntelange Karriere als Zeichner
Auf der Grundlage der Angaben, die der Filmverleih zum jeweiligen Agententhriller, Western, Kriminal- oder Liebesfilm gemacht hatte, hätten er und seine Kollegen bei Degen Entwürfe für die Plakate erstellt, erzählt Siegfried Groß. Manchmal hätten sie einen Film vorab selbst gesehen – morgens um neun, in einem ansonsten leeren Kino. „Da sind mein Texter und ich auch mal eingeschlafen“, verrät der Grafikkünstler und grinst. Im Laufe der Jahre hat er rund 200 Kinoplakate gestaltet, darunter solche für Produktionen bekannter Regisseure wie etwa Woody Allen oder Rainer Werner Fassbinder.
Ungefähr 40 davon werden in den kommenden Wochen bei der Ausstellung in der Alten Kelter zu sehen sein – „meine besten halt“, erklärt Groß, der seit 53 Jahren in Korb lebt, die Auswahl der Werke. Darunter ist auch das Kinoplakat zum Star-Wars-Film „Das Imperium schlägt zurück“, das für ihn die größte Herausforderung gewesen ist. „So eine Illustration macht man nicht jeden Tag, da muss man sich so richtig reinhängen und alles geben, was man kann“, sagt Groß.
Meister Yoda durfte eigentlich nicht aufs Plakat – der Künstler weiß das nicht
Die Krieg-der-Sterne-Helden hat er damals akribisch nachgezeichnet – auch den Jedi-Meister Yoda, der eigentlich gar nicht auf dem Plakat erscheinen durfte, was der Grafiker jedoch nicht wusste. „Das hat der Verleih aber erst gemerkt, als schon alles gedruckt war“, erinnert sich Groß.
Etwa zwei Drittel seiner Plakate seien Illustrationen, „ich bin mehr Illustrator als Grafikdesigner.“ Trotzdem verwendete er nicht nur Stifte und Airbrush-Pistolen, sondern auch Modelliermasse und einen Fotoapparat für seine Entwürfe. Für das Filmplakat zu „Mord nach Art des Hauses“ etwa färbte Groß seine Hand blau ein, ließ sie aus einem Suppentopf ragen und machte ein Foto davon. „Damals arbeitete man nicht mit dem Computer, das war alles Handarbeit“, betont er.
Das meint der Grafikkünstler zu heutigen Filmplakaten:
Zu kunstvoll durften die Entwürfe allerdings nicht sein – „sonst wurden sie vom Filmverleih abgelehnt. Es ging immer um Umsatz“, erinnert er sich. Trotzdem: „Man muss sich schon Gedanken machen und sehr facettenreich sein in diesem Beruf“, so Groß. Sein eigenes Kunststudium umfasste nur wenige Semester, viele Techniken eignete er sich im Laufe der Jahre selbst an. Heutzutage sehe er nur selten Filmplakate, in denen wirklich Ideen steckten, meint der Grafikkünstler. Bis 1992 hat er Filmplakate für den deutschsprachigen Raum gestaltet und manche von ihnen heimlich mit seiner Signatur versehen. „Das war eigentlich nicht erlaubt“, gibt er zu.
„Ich habe das große Glück gehabt, die Kunst mit dem Beruf zu verbinden“, sagt er rückblickend – und der Kunst ist der 80-Jährige bis heute treu geblieben. Viele seiner Gemälde zieren die Wände seines Hauses. Er habe noch immer Spaß daran und so viele Ideen, sagt Siegfried Groß.