Der Ludwigsburger Drehbuchautor und Regisseur Daniel Göttler sucht in Waiblingen Komparsen für einen Thriller, der 2015 produziert werden soll. Am Wochenende wird in einer alten Fabrikhalle der Teaser zum Film gedreht.

Rems-Murr/ Ludwigsburg: Martin Tschepe (art)

Waiblingen - Casting im Caféhaus? Ein paar Interessenten hätten angerufen und gefragt, ob sie wirklich zum Casting ins CBC in Waiblingen kommen könnten, erzählt der junge Mann, der an diesem Tag in dem Lokal kellnert. Er habe von gar nicht gewusst, und nachgefragt, ob der Anrufer sich womöglich als Mitarbeiter im Café bewerben möchte. Nein, so die Antwort des Unbekannten am Telefon, er wolle zum Film – ein merkwürdiger Wunsch.

 

Am Mittwochabend erklärt der Kellner, dass im Reservierungsbuch tatsächlich „Casting“ vermerkt sei – sonst nichts. Zum eigentlich angekündigten Beginn des Castings für einen Psychothriller, den der Ludwigsburger Drehbuchautor und Regisseur Daniel Göttler an mehreren Orten in der Region drehen will, erscheint zunächst indes niemand von der Filmcrew – nur die beiden 16-jährigen Waiblinger Gymnasiastinnen Maria und Johanna. Sie strahlen, erzählen, dass sie in der Theater AG ihrer Schule mitmachen, dass das Ensemble demnächst „Die Welle“ aufführe, und dass sie oft nur zu zweit kleine Videos drehten. Weil sich immer noch niemand blicken lässt, werden die Freundinnen unruhig – sie wollen doch unbedingt ausgewählt werde für den Film, von dem sie indes noch fast nichts wissen.

Am Samstag wird in einer alten Fabrikhalle gedreht

Schließlich erscheint ein Mann, der sich als Produktionsleiter Udo Meredig vorstellt. Ein etwas schräger Vogel, der viele Fragen mit diesem Satz beantwortet: „Das muss der Regisseur sagen.“ Aber der fehlt immer noch. An diesem Tag, das immerhin wird klar, sollen nur ein paar Komparsen gefunden werden, die mitmachen bei der Produktion des Teasers für den Triller, der an nächsten Samstag in einer alten Fabrikhalle in Waiblingen abgedreht werden soll.

Ein Teaser ist ein kurzer Werbefilm. Mit diesem Teaser, erklärt Meredig den bis dato einzigen Interessentinnen, solle die sogenannte Crowdfunding-Kampagne gestartet werden, das Werben um Geldgeber. Für den Thriller „Inside Me“ würden rund 300 000 Euro benötigt. Der Film soll 2018 spielen und und die Geschichte von einem tödlichen Virus erzählt, der große Teile der Menschheit dahingerafft hat. Das Team arbeite zunächst ohne Gage, rund 100 Kinos in ganz Deutschland seien Partner.

„Nervenaufreibender und verstörender Vieren-Thriller“

Maria und Johanna sind Feuer und Flamme. Klar, sagt Maria, „wir wollen mitmachen“. Nach knapp einer Stunde taucht der Regisseur auf. Daniel Göttler erzählt, dass er mehrmals bei öffentlich-rechtlichen Fernsehanstalten hospitiert habe, dass er sein Geld zurzeit indes nicht mit Filmen verdiene, sondern als Designer. „Inside me“ sei sein erster Film, ein „nervenaufreibender und verstörender Vieren-Thriller“. Der größte Teil des Films werde in einer Quarantänestation gedreht. In diesem „gläsernen Gefängnis“ würden jene Menschen gehalten, die Antikörper gegen das unbekannte Virus in sich tragen – deshalb der Titel „Inside me“, was in etwa „In meinem Inneren“ bedeutet.

Für den rund zweiminütigen Teaser würden nur eine Handvoll Komparsen benötigt, für den gut eineinhalbstündigen Kinofilm hingegen mehrere hundert. Beim Kennenlern-Casting im Waiblinger CBC müssen die Kandidaten lediglich einen Fragebogen ausfüllen, sie werden fotografiert. Schon nach ein paar Minuten ist alles erledigt. Im Laufe des Abends schauen knapp zwei Dutzend Interessenten vorbei, die meisten sind zwischen 16 und 20 Jahre alt, fast nur Mädchen beziehungsweise Frauen, lediglich zwei Männer.

Gage gibt es erst, wenn der Film Gewinne einspielt

Maria und Johanna wollen vom Regisseur unbedingt wissen: „Wie sind unsere Chancen?“ Daniel Göttler sagt: „Gut, Ihr wohnt in Waiblingen, spielt Theater und wir drehen schon in drei Tagen.“ Gut möglich, dass die beiden Schülerinnen am Samstag vor der Kamera stehen und Gefangene im Glaskubus mimen, mit Schläuchen an den Armen und in Patientenkitteln – unentgeltlich, versteht sich.

Wenn das Filmteam die 300 000 Euro in den nächsten Monaten aber zusammenbekommt und wenn der Thriller in den Kinos und/oder als DVD Geld einspielt – erst dann sollen die Schauspieler, die offenbar bereits gebucht sind, und alle Komparsen ihre Gage bekommen.