Der Film „Hotel Desire“ betritt Neuland: Er will viel Sex und explizite Nacktheit zeigen. Die Zuschauer sollen als Geldgeber dienen.

Stuttgart - Eine Frau steht unter der Dusche, Wasser rinnt über ihren nackten Körper, die Kamera gleitet in Zeitlupe an ihr entlang. So weit so gut.

 

Alles, was von dem Film "Hotel Desire" bisher existiert, ist dieser zwei Minuten und zehn Sekunden lange Trailer. Der Rest des Films ist ein Versprechen. "Explizite Nacktheit und Schönheit" will der Autor und Regisseur Sergej Moya zeigen. Ein Porno soll die 45-minütige Produktion nicht sein, doch wo alle anderen meist mit der Kamera abschweifen oder wegblenden, soll es in "Hotel Desire" weitergehen.

"PorNeografisch" - so bezeichnet das Produzententeam das Genre und möchte damit neue Wege gehen. Und dies mit prominenter Besetzung: Anna Maria Mühe, Jan-Gregor Kremp, Herbert Knaup sind mit von der Partie; die Hauptrolle spielt Clemens Schick. Wobei sich nicht alle in dem erotischen Film so freizügig zeigen werden wie Clemens Schick und seine Filmpartnerin, die noch unbekannte Saralisa Volm. "Es springen jetzt nicht alle die ganze Zeit nackt durch die Gegend", sagt Moya und lacht. Mit Clemens Schick habe es natürlich einen intensiven Austausch über das Drehbuch gegeben, der Schauspieler hätte aber schnell für das Projekt begeistert werden können.

"Sex ist schön und wichtig für uns alle"

Es ist ein Projekt, das dem Autor Moya schon lange am Herzen lag. Gewalt sei in Filmen kein Problem, da könnte es teilweise gar nicht brutal genug zugehen. Der Liebesakt zwischen zwei Menschen hingegen sei ein absolutes Tabu, sagt er. Er hält es deshalb für "beinahe absurd", wie wenig Filmemacher sich damit auseinandersetzen. "Moya: "Sex ist schön und wichtig für uns alle, und so möchte ich ihn auch zeigen." Wenn überhaupt in Filmen Sexszenen gezeigt würden, dann meist im Zusammenhang mit Gewalt und Dramen.

Das will er ändern. Keine Porno-Klischees, aber Anleihen aus dem Genre sollen es sein. Bis zur Zigarette danach soll der Zuschauer also die ganze Zeit dabei sein, der Regisseur will zeigen, was sich alle vorstellen können, ohne Rücksicht auf visuelle Vorschriften und Konventionen. Sensibel und direkt lautet die Maxime. Bisher ist geplant, den Film nur im Internet zu zeigen. Pornografische Darstellungen sind im Fernsehen ohnehin verboten, daher hätte der Film wohl wenig Aussicht auf Ausstrahlung gehabt. Über einen möglichen kleinen Kinostart werde gerade verhandelt, berichtet Moya.

Der Film soll durch Crowdfunding finanziert werden

Noch ist der Film nicht einmal gedreht. Die Kameras beginnen erst dann zu laufen, wenn die für die Produktion benötigte Summe von 170.000 Euro zusammenkommt, und das bis zum 23. August. Spenden kann jeder im Internet. Crowdfunding nennt sich dieses Finanzierungsprinzip, das die Produzenten am 6. Juni gestartet haben. Nun, knapp fünf Wochen später, zeichnet sich ein erster Zwischenstand ab. Knapp 37.000 Euro sind bisher auf dem Konto der Filmemacher eingegangen, an Tag 33 der Spendenaktion fehlen also noch 133.000 Euro bis zum Ziel. 47 Tage verbleiben, um die restliche Summe zu erreichen. Gelingt es nicht, kommt das Geld Nachwuchsfilmern zugute. Moya gibt sich aber zuversichtlich. "Ich gehe davon aus, dass wir das schaffen", sagt er. Zwei größere Investoren hätten bereits Interesse signalisiert, von ihnen würde ein größerer Betrag überwiesen werden.

Crowdfunding wird besonders im Musikgeschäft häufiger genutzt. Unbekannte Bands sammeln so Geld, um ein Album finanzieren zu können. Was gefällt, wird von Fans mitfinanziert. Ohne einen polarisierenden Ansatz sei es jedoch schwer, genügend Aufmerksamkeit zu bekommen, weist Moya auf die Schwachstelle der Sammelaktionen hin, denn die möglichen Geldgeber müssen erst einmal von der Idee erfahren. Ein starkes Argument für "Crowdfunding" ist die Unabhängigkeit, die sie den Künstlern beschert: Ohne den Druck von Produktionsfirmen lassen sich auch ungewöhnlichere Projekte finanzieren. "Hotel Desire" könnte in vielerlei Hinsicht der erste Film seiner Art werden.