Richtfest: Corona hat die Imax-Baustelle in den Riedwiesen verzögert, aber auch den Zeitdruck herausgenommen.
Leonberg - Die imposante Fassade, die fast so hoch wie ein achtgeschossiges Haus ist, lässt erahnen, wie riesig die Filmleinwand ausfallen wird. Ihr ist schon jetzt der Eintrag in das Guinnessbuch der Rekorde sicher. Heinz und Marius Lochmann, ersterer als Seniorchef der Lochmann Filmbetriebe und der zweite als der Manager des Leonberger Traumpalasts, haben ins Gewerbegebiet Riedwiesen zum Richtfest geladen. Hier bauen sie im Anschluss an den Traumpalast ein Imax-Kino.
Dieses wird einige Rekorde brechen, denn die Leinwand ist mit 40 Metern so breit wie ein Handballfeld lang, und hoch wird sie 26 Meter. Davor werden dann 585 Zuschauer Platz nehmen können, um mit der Imax-Technologie ein Kinoerlebnis der besonderen Art genießen zu können.
Ende dieses oder Anfang nächstes Jahr Eröffnung
Corona und die Folgen sind auch an dieser Baustelle und an den Filmbetrieben nicht spurlos vorbeigegangen. „Natürlich hat die Pandemie auch unseren Betrieb gebeutelt und die Baustelle verzögert“, sagt Marius Lochmann. Aber er sieht auch etwas Gutes darin. „Corona hat den Zeitdruck aus der Baustelle herausgenommen, sodass wir jetzt alles lockerer angehen können – abhängig vom Wetter werden wir das Imax entweder Ende 2020 oder Anfang 2021 eröffnen“, sagt der Junior-Chef. Umso froher seien alle, dass nun Richtfest gefeiert werden kann. „Das ist ein gutes Zeichen, dass es auch in schwierigen Zeiten vorangeht“, sagte Marius Lochmann bei seiner Begrüßung der zahlreichen Gäste.
Das Gebäude des Imax-Kinos wurde auf dem Gelände des einst geschotterten Parkplatzes hochgezogen. „Je nach Ausstattung wird das eine Investition zwischen acht und zehn Millionen Euro sein“, sagt Marius Lochmann. Dabei werden allein die beiden vorgesehenen hochmodernen Filmprojektoren – ein Platz für einen dritten ist eingerichtet – voraussichtlich mehr als zehn Prozent der Investitionssumme ausmachen. Doch mit dem Anbau allein ist es nicht getan, auf der Parkfläche hinter dem bestehenden Traumpalast wird gegenwärtig auch ein Parkhaus errichtet. Auflage war, die ursprüngliche Zahl an Stellplätzen zu behalten, doch mit nun rund 350 werden es sogar um 100 mehr sein als vorher.
Bowlingbahnen und Billardtische
„Der Traumpalast ist ein Erfolgsgarant für Leonberg“, zeigte sich der Oberbürgermeister Martin Georg Cohn voll des Lobes in seiner Begrüßung. Ihn freue es, dass die Entscheidung für den Standort Leonberg gefallen ist. Der Traumpalast hier war schon 2016, als er eröffnet wurde, das modernste Lichtspielhaus Deutschland mit 3D-Technologie und dem neuesten Klang-System Dolby Atmos in allen zehn Sälen. Nun komme mit Imax ein weiterer Baustein dazu, der wunderbar in das bestehende Ensemble eingeplant sei, meinte der Rathauschef.
Viel Beton und Stahl
„Das ist ein Zeichen des Vertrauens in unsere Stadt“, sagte der Oberbürgermeister, der sich beim Gemeinderat bedankte für das offene und konstruktive Herangehen an das interessante Projekt der Lochmanns. Cohn freute sich auch, viele bekannte Gesichter aus seiner Zeit als Bürgermeister von Rudersberg zu sehen. Dort haben nämlich die Filmbetriebe Lochmann ihren Sitz. „Auf den Zimmermann müsst ihr verzichten, denn auf Beton und Stahl ist hier zu richten“, schob Tilo Jerger seinem Richtspruch vor. Dem Geschäftsführer der gleichnamigen Stahlbaufirma aus Waiblingen oblag es nämlich, Gottes Segen für die Bauherren und ihr Werk zu erbitten.
„In der 120-jährigen Geschichte unserer Firma ist es das erste Kino, das wir bauen“, erzählt Tilo Jerger am Rande des Festaktes nicht ohne Stolz. „Es ist nicht nur ein seltenes und schönes Projekt, sondern es war auch eine Herausforderung, weil es so ein komplexes Vorhaben gewesen ist“, sagt der Mittelständler, der mit 25 Mitarbeitern in Waiblingen auf 4000 Quadratmetern Produktionsfläche selbst herstellt, was ein regional agierendes Stahlbauunternehmen benötigt.
Frei stehende Fassade
„Ja, alltäglich ist das Imax-Kino nicht und gelegentlich eine Herausforderung “, sagt auch Thomas Belz. Der Statiker aus Schorndorf hat die Berechnungen gemacht, dass alles seine Richtigkeit hat. „Da ist beispielsweise die 27 Meter hohe frei stehende Fassade an der Rückseite der Kinoleinwand, oder die aufwendige Pfahlgründung der Fundamente wegen des weichen Untergrundes in den Riedwiesen“, zählt Belz Gegebenheiten auf, die auch für einen Statiker nicht alltäglich sind.