23 Jahre nach der Erstveröffentlichung kehrt Final Fantasy 7 als Remake auf die Bildschirme zurück. Ist die Neuauflage des Rollenspielklassikers gelungen? Wir haben das Spiel getestet.

Nachrichtenzentrale : Lukas Jenkner (loj)

Stuttgart - Seit klar war, dass das von vielen Verschiebungen geplagte Remake des Rollenspielklassikers Final Fantasy 7 doch erscheint, läuft in der Spielerszene die Diskussion darüber, ob und wie die Neuauflage an den erfolgreichen Vorgänger aus den späten 1990er Jahren anknüpfen kann und soll. Schließlich gilt Final Fantasy 7 als erfolgreichster Titel des umfangreichen Franchises, der vor allem in Japan und Asien beliebt war und ist.

 

Jetzt können sich die Spieler endlich ein eigenes Urteil bilden, denn das Remake von Final Fantasy 7 ist seit einigen Tagen erhältlich. Satte 90 Gigabyte braucht die aktuell erhältliche Version auf der Playstation 4, und das hat einen guten Grund: Publisher Square Enix hat das Spiel opulent inszeniert. Was 23 Jahre technischer Fortschritt in der Computerspiel-Branche bedeuten, lässt sich am besten mit diesem Video verdeutlichen, dass die Eingangssequenz beider Versionen von 1997 und 2020 miteinander vergleicht:

Der Vergleich per Video zeigt allerdings auch, dass die Frage, wie viel Original im Remake steckt, so gar nicht mehr gestellt werden kann. Das moderne Final Fantasy 7 ist im Grunde ein neues Spiel, dass einige Motive und Elemente des Originals übernimmt. Mit dem bunten Klötzchen-Gedudel aus den 90er Jahren hat es allerdings nicht mehr viel zu tun. Und das ist auch gut so, wie der Test zeigt.

Worum geht es?

In Final Fantasy 7 (Original und Remake) schließt sich der Ex-Soldat Cloud Strife einer Rebellengruppe namens Avalanche an, die gegen den sinistren Energiekonzern Shinra kämpft, der einen Planeten wirtschaftlich ausbeutet und große Teile der Bevölkerung unterdrückt und in Slums vegetieren lässt. Nicht nur Cloud Strife, sondern jeder in der Rebellengruppe hat seine ganz eigenen Motive, beim Kampf gegen Shinra mitzumachen – und zugleich eine meist tragische Vergangenheit.

Während das Original eine umfangreiche Welt mit vielen verschiedenen Schauplätzen umfasst, erzählt das Remake ausschließlich die Ereignisse in der Stadt Midgar, die vom Shinra-Konzern dominiert wird. Es sollen aber weitere Teile erscheinen, die die Geschichte weitererzählen.

Konzipiert ist das Remake wie das Original als Rollenspiel, allerdings mit starker Action-Orientierung. Der Spieler kontrolliert meistens den Ex-Soldaten Cloud Strife und hat ein wachsendes Arsenal an Fertigkeiten und Magie zur Verfügung, um sich in Kämpfen gegen ein ganzes Arsenal an Bösewichtern zur Wehr zu setzen. Zugleich kann der Spieler zwischen Cloud und den ihn begleitenden Figuren wechseln, um mit deren Fähigkeiten zu kämpfen, wenn es zum Beispiel darum geht, die Fernfeuerkraft des Kämpfers Barret gezielt einzusetzen.

Stärken

Das neueste Final Fantasy kommt wuchtig inszeniert daher. Wer das Original 1997 gespielt hat und sich die damalige Szenerie schön geträumt hat, bekommt mit dem Remake eine optische opulente Version, die nur wenig Wünsche übrig lässt. Kulissen, handelnde Personen und Statisten bilden eine faszinierende Version der dystopischen Stadt Midgar im schönsten Steam- und Cyberpunk.

Cloud Strife und seine Begleiter bekommen jeweils eine eigene, interessante Geschichte, die mit Rückblenden, Zwischensequenzen und Spielabschnitten erzählt wird. Der Spieler schließt die bunt zusammengewürfelte Truppe bald ins Herz – auch wenn mancher Teenieflirt einen recht hohen Fremdschäm-Faktor hat.

Die Kämpfe, neben der Story das wesentliche Element von Final Fantasy 7, sind fesselnd und actionreich. Die Steuerung funktioniert größtenteils gut, mit ein paar kleineren Schwächen. Die Modifizierung der Waffen sowie der Einsatz von Magie und sogenannter Materia liefern genügend Variationsmöglichkeiten, ohne den Spieler zu überfordern. Die abwechslungsreichen Gegner zwingen dazu, immer mal wieder die Konfiguration der Waffe zu ändern, um sie optimal auszunutzen.

Schwächen

Grafisch ist das neue Final Fantasy 7 sehr schön und in sich stimmig, überrascht aber immer mal wieder mit matschigen Texturen und Pixeltapeten als Hintergründen. In den actionreichen Kämpfen geht gelegentlich die Übersicht verloren, weil die Kamera hängen bleibt. Da hilft dann nur, ins Leere zu sprinten in der Hoffnung, dabei nicht von einem der Wachhunde oder Kampfroboter erwischt zu werden.

Die Welt von Midgar ist nur eingeschränkt begehbar. Eine fehlende offene Welt ist zwar kein Manko an sich, aber die Missionen und Abschnitte haben mitunter einen sehr hohen Schlauch-Faktor. Dazu passend fällt die filmreife Inszenierung von Final Fantasy 7 bisweilen negativ auf, die den Spieler immer mal wieder gefühlt auf Schienen durch die Handlung schiebt. Manchmal gibt es kaum etwas zu tun, als alle paar Minuten einen der Knöpfe des Controllers zu drücken. Einige Missionen sowohl der Haupt- als auch der Nebengeschichten erzählen zwar einen Teil der Story weiter, wirken aber wie eine Beschäftigungstherapie.

Geschmackssache ist der Soundtrack, der im Netz meistens sehr gelobt wird. Er nimmt Elemente des Originals von 1997 auf und ist sauber produziert, wirkt mit seinem Pathos allerdings immer mal wieder unfreiwillig komisch. So wie Final Fantasy 7 insgesamt mit seinen offensichtlichen Wurzeln in der japanischen Manga-Comic-Kultur, wie etwa bei der Heldin Tifa, deren üppiger Busen gepaart mit dem Große-Augen-Kindchen-Schema spätestens seit dem Reboot von Tomb Raider und der neuen Lara Croft auf den Sexismus-Müllhaufen der Videospielgeschichte gehört.

Fazit

Mit dem Remake ist Final Fantasy 7 nun das, was es vor 23 Jahren aufgrund technischer Grenzen nie sein durfte: Ein opulentes Meisterwerk, das sich phasenweise wie ein interaktiver Anime-Film anfühlt – mit allen Vor- und Nachteilen. Wer das Original oder die japanische Comic-Kultur mag, kann zugreifen. Wer zum ersten Mal in diese Welt eintauchen will, findet hier eine gute Gelegenheit.

Grafik: 3,5 von 5 Punkten

Spielmechanik: 3,5 von 5 Punkten

Atmosphäre: 4 von 5 Punkten