Mario Götze macht den Traum vom Titel wahr. Kurz nach seiner Einwechslung schießt der 22-Jährige die Deutschen in der Verlängerung im WM-Finale gegen Argentinien 1:0 in Führung - und damit zum vierten Weltmeister-Titel.

Rio de Janeiro - Um 0.05 Uhr Mitteleuropäischer Sommerzeit ist das Märchen von Maracanã für die deutsche Fußball-Nationalmannschaft wahr geworden. Der Kapitän Philipp Lahm stemmte den WM-Pokal in den Himmel von Rio de Janeiro. Er und seine Mitstreiter hatten also die Weltmeisterschaft der Leiden und Leidenschaft erfolgreich zu Ende gespielt.

 

Dank des Jokers Mario Götze im Finale gegen Argentinien. Er hatte eine Flanke perfekt mit der Brust angenommen und direkt mit links verwandelt. Eine technische Bravourleistung in der 113. Minute. 1:0 nach Verlängerung gewann die deutsche Nationalmannschaft gestern und krönte sich so zum vierten Mal zum Weltmeister.Bis zum Jubel ohne Grenzen nach dem Schlusspfiff war es in einer unglaublich spannenden Begegnung jedoch ein äußerst hartes Stück Arbeit für das Team von Bundestrainer Joachim Löw gewesen. Als es dann so weit war, da lagen sich nicht nur die Trainer, Spieler und Betreuer in den Armen. Auch die Familien tummelten sich auf dem Rasen, umarmten sich – und nicht nur Miroslav Klose weinte vor Glück.

Dabei hatte es die erste Schrecksekunde im deutschen Lager schon vor dem Anpfiff gegeben. Denn Sami Khedira stand zwar auf dem Aufstellungsbogen, der Mittelfeldspieler von Real Madrid machte sich auch auf dem Platz warm, doch dann musste der frühere Stuttgarter abwinken. Aber nicht das lädierte Knie, das Khedira vor der WM in Brasilien lange hatte pausieren lassen, machte Probleme, sondern die Wade – und so kam Christoph Kramer unverhofft zu einem Finaleinsatz von Beginn an.

In seinem fünften Länderspiel fügte sich Kramer an der Seite von Bastian Schweinsteiger und Toni Kroos gut in das Mittelfeld ein. Doch so schnell die Chance gekommen war, sich auf der weltweit größten Fußballbühne zu präsentieren, so rasch war der Auftritt auch wieder vorbei. Benommen und mit Tränen in den Augen musste der 23-jährige Gladbacher nach einer halben Stunde wieder vom Feld – nach einem Schultercheck gegen den Kopf und mit Verdacht auf Gehirnerschütterung.

Nur wenige Lücken in der Defensive der Argentinier

Schwierigkeiten hatte die deutsche Mannschaft zuvor aber schon auf ihrer linken Abwehrseite gehabt. Auch, weil sich dort Lionel Messi, der als bester Spieler des Turniers ausgezeichnet wurde, herumtrieb. Und nach einer schwachen Kopfballrückgabe von Kroos eröffnete sich Gonzalo Higuaín gar die Riesenchance zur Führung, doch der Argentinier verzog frei vor Torhüter Manuel Neuer (21.). Kurz darauf machte er es zwar besser und traf, aber der Schiedsrichter Nicola Rizzoli pfiff Abseits.

Wieder war der Angriff über die anfällige DFB-Flanke vorgetragen worden. Wie auch danach, als sich Messi behauptete (40.). Was erneut verdeutlichte, wo die Südamerikaner den Schwachpunkt der Deutschen ausgemacht hatten und es dort immer wieder mit ihren antrittsschnellen Spielern versuchten. Mit purer Willenskraft hechtete sich dann Benedikt Höwedes in einen Eckball – und traf nur den Pfosten (45.).Es war der vorläufige Höhepunkt in einer ersten Hälfte voller Zweikämpfe und Aufreger. Ein Endspiel, das zunächst nicht von besonderer Vorsicht geprägt war, vielmehr von dem Ansatz mit Körpereinsatz und überfallartigem Fußball zum Erfolg zu gelangen. Und so ging es auf argentinischer Seite nach der Pause auch weiter – mit Messi, der knapp vorbei schoss (47.).

Dagegen tat sich die DFB-Elf schwer, Lücken im engmaschigen Defensivnetz der Argentinier zu finden. Der eingewechselte André Schürrle probierte es links, Mesut Özil durch die Mitte und Thomas Müller über rechts. Wenig Ballzauber war da im Vergleich zum Halbfinalerfolg gegen Brasilien dabei, dafür intensivste Duelle.

Doch ohne Spielfluss waren die Löw-Schützlinge einer Stärke beraubt. Auf dem eingewechselten Götze ruhten letzlich die Hoffnungen, als es mit der Verlängerung weiterging. Nicht zu unrecht, wie sich gleich zeigte, als Götze für Schürrle auflegte und dieser scheiterte (91.). Und als nahezu alles auf ein Elfmeterschießen zulief, da flankte Schürrle noch einmal von links – und Götze zauberte den Ball ins Netz .

Das Spiel im Minutenprotokoll zum Nachlesen gibt's hier!