Die wichtigen Partner kündigen an, dass sie den Club auch bei einem Abstieg in die zweite Liga unterstützen – zumindest im ersten Jahr.

Stuttgart – - Wenn Franz Reiner an seinem Schreibtisch im Hochhaus am Stuttgarter Pragsattel sitzt, hat er freie Sicht auf die Mercedes-Benz-Arena unten im Talkessel. Einerseits passt das ja, weil er als Chef der Mercedes-Benz-Bank nicht nur Hauptsponsor des VfB ist, sondern auch Fan. Zum anderen wird er dadurch bei der Arbeit jedoch immer an die Probleme des im Abstiegskampf steckenden Clubs erinnert. „Sportlich gibt es nach zwei schwierigen Saisonverläufen sicher Verbesserungspotenzial“, sagt Reiner. Aber auf die Beziehungen mit seinem Unternehmen wirkt sich diese Krise nicht aus – auch dann nicht, wenn der VfB den Klassenverbleib am Ende verpasst.

 

So lautet die Stellungnahme. Zumindest im ersten Zweitligajahr würde sich nichts ändern an den Inhalten des Vertrags, der bis 2017 läuft. Die Abmachung würde zu den bisherigen Konditionen fortgesetzt. „Wir bleiben ein verlässlicher Partner“, sagt Reiner, „und wir würden den Club natürlich auf dem Weg zum direkten Wiederaufstieg begleiten. Aber ich bin überzeugt, dass der VfB den Klassenerhalt noch schafft.“ Rund sechs Millionen Euro überweist sein Konzern seit 2013 pro Jahr – Geld, das besser angelegt werden könnte, wie auch im Umfeld der Daimler-Bank manche Leute bemängeln – aber solche Stimmen sind klar in der Minderheit. „Der VfB liegt uns und vielen unserer Angestellten sehr am Herzen“, sagt Reiner.

Überhaupt scheint die Sponsorenreihe des VfB stabiler zu stehen als die Abwehrreihe der Mannschaft. Denn ganz ähnliche Signale wie von Reiner kommen jetzt bereits von weiteren wichtigen Partnern – beispielsweise von Puma, dessen Generalmanager Matthias Bäumer gegenüber der StZ ebenfalls erklärt, dass das Engagement auch im Falle des Abstiegs weitergehen wird. „Wir bleiben an Bord“, sagt Bäumer. Dasselbe gilt für Krombacher. „Wir stehen dem Verein auch in der zweiten Liga zur Seite“, sagt der Marketingleiter Uwe Riehs. Die Bierbrauer verzichten am Samstag in der Partie gegen den Hamburger SV sogar auf ihre schon bezahlte Bandenwerbung, um den Fans die Möglichkeit zu bieten, eine persönliche Botschaft an den VfB zu richten.

Derart verbindliche Absichtserklärungen wie Reiner, Bäumer und Riehs haben inzwischen 75 Prozent aller Partner formuliert – was auch dazu führte, dass der Club die Lizenz für die neue Runde von der DFL ohne Auflagen erhalten hat, egal für welche Spielklasse. Als Basis ihrer Entscheidung dienten der Deutschen Fußball-Liga dabei die fest im Etat verankerten insgesamt etwa 35 Millionen Euro, die der VfB über diese Schiene (einschließlich Merchandising) erwirtschaftet – womit er in dieser Bundesligatabelle auf Rang sechs liegt. Obwohl der Club sportlich von einer solchen Spitzenplatzierung seit längerer Zeit nur träumen kann, sind im Sponsorenbereich keine Verluste im Etat zu verzeichnen. „Im Gegenteil“, sagt der Marketingdirektor Jochen Röttgermann, „wir konnten unsere Einnahmen in dieser Saison sogar ein bisschen steigern.“

Der große Durchbruch ist damit allerdings nicht gelungen, sodass die finanzielle Situation des Vereins nach wie vor sehr angespannt ist. Deshalb sind dem Manager Robin Dutt bei der Zusammenstellung des Kaders die Hände gebunden. Dieser Befreiungsschlag wäre nach Ansicht des Aufsichtsratschefs Joachim Schmidt und des Präsidenten Bernd Wahler ohnehin nur möglich, wenn die Profiabteilung aus dem Gesamtverein ausgegliedert wird – was bei den meisten Konkurrenten in der Liga schon geschehen ist. Über diesen Plan will der VfB auf der nächsten Mitgliederversammlung informieren, die für Oktober vorgesehen ist. Dann sollen die Vorbehalte der Anhänger zerstreut werden.

Bei einem Abstieg müsste das Vorhaben jedoch vermutlich verschoben werden, da sich der VfB erstens nicht unter Wert verkaufen will. Und zweitens wäre die Frage, ob in der zweiten Liga das Interesse von potenziellen strategischen Investoren noch in dem erforderlichen lukrativen Ausmaß vorhanden ist.

Dabei laufen nicht erst seit gestern die Gespräche mit Firmen, die bei einer Ausgliederung als Kandidaten in Betracht kommen könnten. Eine zentrale Rolle spielt der Daimler-Konzern, der über seine Bank beim VfB ja eingebunden ist. „Mit Daimler haben wir einen sehr starken Partner“, sagt Röttgermann, „dennoch sind wir in ständigem Austausch über eine Optimierung unserer Kooperation.“ Offenbar sind die Rückmeldungen der Autobauer und ihrer Bank da grundsätzlich positiv, wie im Übrigen auch bei Puma. Die Sponsoren springen nicht ab – auch wenn der Blick aus seinem Hochhausfenster bei Franz Reiner gerade leicht gemischte Gefühle verursacht.