Von Montag an müssen Neuanleger ihre Anteile in jedem Fall 24 Monate halten. Der zuletzt noch geltende Freibetrag fällt weg. Abgeschreckt hat diese Regelung die Anleger bisher noch nicht.

Frankfurt/Main - Der Immobilienmarkt boomt, Sparprodukte werfen nur magere Zinsen ab – ideale Zeiten also für offene Immobilienfonds. Zum 22. Juli ändern sich allerdings die Spielregeln für die Rückgabe von Anteilen an den Fonds zum zweiten Mal in diesem Jahr. Neu-Investoren kommen dann nur noch unter eng begrenzten Bedingungen an ihr Geld. Doch allen Unkenrufen zum Trotz: die erste Verschärfung der Bestimmungen zu Jahresanfang hat die Anleger bisher nicht abgeschreckt – im Gegenteil.

 

Obwohl die Rückgabe von Anteilen bereits seit Jahresanfang erschwert ist, investierten Anleger in den ersten fünf Monaten dem Fondsverband BVI zufolge unter dem Strich 2,1 Milliarden Euro neu in offene Immobilienfonds. Aus Aktienfonds und Geldmarktfonds zogen sie hingegen Geld ab. „Die Fonds profitieren vom aktuellen Mangel an Anlagealternativen“, sagt Wolfgang Kubatzki, Mitglied der Geschäftsleitung der Feri Euro-Rating. Aus seiner Sicht dürfte die Nachfrage auch nach dem 22. Juli anhalten. Bisher konnten Sparer jedes Halbjahr noch Anteile im Wert von 30 000 Euro zurückgeben. Dieser Freibetrag entfällt nun bei Anteilen, die nach dem 21. Juli gekauft werden. Bereits seit Jahresbeginn müssen Neuanleger ihre Anteile 24 Monate halten. Für Bestands- und Neuanleger gilt zudem eine Kündigungsfrist von 12 Monaten.

„Das ist nicht das Ende der Branche“, sagt Kubatzki. Immerhin werfen die offenen Immobilienfonds eine Rendite von durchschnittlich zwei bis drei Prozent ab, mehr also als viele klassische Sparprodukte oder Staatsanleihen von Ländern mit guter Bonität wie Deutschland.

„Das ist nicht das Ende der Branche“

Ein Problem der Fonds hat sich aus Kubatzkis Sicht ohnehin gelöst. „Die institutionellen Anleger, die ihr Geld in den Fonds geparkt hatten und es in der Finanzkrise plötzlich abzogen, sind im Wesentlichen raus.“ Damals wurden mehrere offene Immobilienfonds eingefroren und abgewickelt, weil sie den plötzlichen Auszahlungswünschen der Großanleger nicht nachkommen und Immobilien nicht so schnell zu Geld machen konnten.

Ende Mai waren nach Angaben des Fondsverbandes BVI noch vier dieser Fonds eingefroren, elf werden aufgelöst. Insgesamt stehen sie für mehr als 20 Prozent der Summe, die in offenen Immobilienfonds steckt.

Die Branche selbst ist froh, dass es nicht zum Verbot neuer offener Immobilienfonds gekommen ist – wie zeitweise in Berlin diskutiert wurde. Kleinanleger können also weiter in das Segment investieren. Mancher in der Branche hätte sich aber wohl gewünscht, dass der Freibetrag von 30 000 Euro erhalten bleibt. Denn es erhöht die Attraktivität der Papiere, wenn Anleger wenigstens teilweise an ihr Geld kommen.

„Die Zeit der großen Mittelzuflüsse wird wohl erst mal vorbei sein“, sagt denn auch Jürgen Kurz von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW). Ein Ende der offenen Immobilienfonds mangels Nachfrage der Anleger sieht er allerdings nicht voraus. Für neue Fondsanbieter sei der deutsche Markt durch die Gesetzesänderungen allerdings relativ uninteressant geworden. „Früher war die tägliche Verfügbarkeit der Anteile ein starkes Verkaufsargument. Das ist vorbei.“ Die Branche konzipiert bereits neue Produkte. Es ist damit zu rechnen, dass sich die Fonds künftig stärker voneinander unterscheiden werden. Es wird voraussichtlich offene Immobilienfonds geben, die sich nur auf Wohnimmobilien spezialisieren oder nur für Büros in bestimmter Lage. Der Anlageexperte Wolfgang Kubatzki hält aber die neuen, strengeren Vorschriften für konsequent: „Sie definieren offene Immobilienfonds als das, was sie sind, eine mittel- bis langfristige Geldanlage. Wer in Immobilien investiert, sollte wissen, dass er nicht täglich über sein Geld verfügen kann.“