Sandra Detzer aus Heidelberg will Thekla Walker an der Spitze der baden-württembergischen Grünen ablösen. Die Finanzexpertin steht noch in der zweiten Reihe, gilt aber als politisches Talent.

Stuttgart - Die 36 Jahre alte Politologin und Volkswirtin Sandra Detzer strebt an die Spitze der baden-württembergischen Grünen. Sie bewirbt sich beim Landesparteitag am 19. November um die Nachfolge von Thekla Walker, die in den Landtag gewählt wurde. Das sagte Detzer dieser Zeitung. Mit den Grünen sympathisierte Detzer schon während sie noch in Heidelberg über Föderalismusreformen promovierte. Nach einer Tätigkeit im Ausschuss der Regionen im Stab des Generalsekretärs in Brüssel kam sie 2010 als Haushaltsreferentin zur Bundestagsfraktion, traf auf Abgeordnete wie Fritz Kuhn, Alexander Bonde und Gerhard Schick. „Da waren Leute, die wollten wirklich die Welt verbesser“, erinnert sie sich mit strahlendem Lachen. „Da wollte ich mitmachen“.

 

Inzwischen berät sie im fünften Jahr die grüne Landtagsfraktion in Sachen Finanzen und Wirtschaft und findet das „einen super Job“. Viele führende Grünen finden, dass Detzer ihren Job auch super macht und schreiben ihr hohe politische Kompetenz zu. Im Frühjahr wurde Thekla Walker in den Landtag gewählt, Sandra Detzer überlegte, ob sie aus der zweiten Reihe heraustreten und die weibliche Hauptrolle bei den Landesgrünen übernehmen sollte.

Idealismus ohne Blauäugigkeit

Die Welt verbessern will die Wahlheidelbergerin aus München immer noch. An Idealismus fehlt es ihr nicht, von Blauäugigkeit ist Detzer aber weit entfernt. Sie setzt auf Geradlinigkeit, nicht auf Ellbogen. Sie geht ihre Vorhaben analytisch an. „Ich habe mich gefragt, was braucht die Gesellschaft, was brauchen die Grünen und was kann ich bieten“, vermittelt sie Einblicke in ihre Entscheidungsfindung. Da sei „viel Gehirnschmalz reingeflossen“. Sandra Detzer ist keine, die sich in eine Sache stürzt ohne sich Gedanken zu machen. Den Ausschlag für die Kandidatur als Landesvorsitzende gab schließlich der Brexit. Ihre Grünen sieht die Politologin als die Partei, die für ein Europa der gemeinsamen Lösungen eintritt, gegen Abschottung und gegen Angst. „Diese Haltung will ich mit Haut und Haaren vertreten“. Dafür muss man aus der zweiten Reihe heraustreten, „sich mehr aussetzen“. Das kostet Überwindung, aber das sei es wert.

Sie versteht die Partei als die politische Heimat derer, „die Sehnsucht nach dem Echten haben“ – die Marmelade kochen, heimwerken, die Heimat lieben und biologisches Essen – die aber auch die Globalisierung positiv gestalten wollen. Die verheiratete Finanz- und Wirtschaftsexpertin, die auch in Heidelberg im Gemeinderat sitzt, ist in vielen Themen firm.

Impulse für gutes Regieren geben

Als Vorsitzende will sie Ideen entwickeln: „Parteien müssen Impulsgeber für gutes Regieren sein“, ist ihre Überzeugung. Sie will sich keinem Lager zurechnen lassen, fühlt sich aber „denen nahe, die auch auf die Umsetzbarkeit ihrer Träume achten“. Nur so „für die Kiste“, mag die Analytikerin ihre Konzepte nicht entwickeln. Klarheit im Denken und Reden ist ihr wichtig. „Wir sind Leute mit einer klaren Vorstellung wie die Welt besser werden könnte“, konstatiert die Kandidatin mit Überzeugung. „Das ist für mich der Unterschied zu anderen Parteien“.

Erklären und ansprechen

Manchmal hapert’s bei der grünen Partei aber mit der Erklärung der Ideen. Dem will die Wanderfreundin und Tangotänzerin abhelfen. „Die Leute lesen keine Parteiprogramm, man muss sie über ein sachlich hergeleitetes Bauchgefühl erreichen“, das sei ihr Anspruch als Landesvorsitzende neben Oliver Hildenbrand. Erklären, das kann sie, dessen ist sie sich sicher. Am Ende laufe der politische Entscheidungsprozess darauf hinaus, dass die Bürger sich fragen, können die das oder können die das nicht. Das Gefühl zu wecken, dass die Grünen das können, dazu will Sandra Detzer beitragen.

Die begeisterte Doppelkopfspielerin hat jetzt ihre Karten auf den Tisch gelegt. Sie plant Besuche in den Kreisverbänden um ihre Ideen vorzustellen. Jetzt sei sie „gespannt, ob die Partei mein Angebot annehmen wird“. Bis jetzt ist sie die einzige Kandidatin.