Einen Verkauf an externe Investoren lehnt der OB aber grundsätzlich ab. Denkbar wäre ein Verkauf an eine stadteigene Gesellschaft, oder es müsste eine neue gegründet werden. Dies aber koste Zeit und Geld, sei juristisch, finanztechnisch und steuerlich höchst kompliziert, sagt ein Sprecher der Stadt. Zudem müssten entsprechende Gebäude gesucht und bewertet werden. Diese Zeit aber habe die Stadt nicht, da die Derivate weiter ins Minus liefen. Die Auflösung der Rücklagen brächte den entsprechenden Zeitgewinn.

Nun geht's ans Tafelsilber


Das ist nun Variante drei, die giftigen Finanzpapiere loszuwerden. Die wirtschaftlichste Lösung hatte der Oberbürgermeister der hochverschuldeten Großstadt in der Aufnahme eines weiteren zinsgünstigen Kredits gesehen und auch den baden-württembergischen Ministerpräsidenten Stefan Mappus (CDU) um Hilfe gebeten. Denn das Karlsruher Regierungsbehörde hatte diese Lösung untersagt, weil kommunale Kredite nur für Investitionen oder Umschuldungen möglich seien. "Die Ablösung der Derivate durch einen Kredit kann nicht als Umschuldung gesehen werden", stellte die Behörde klar.

Dem Vorschlag des Regierungspräsidiums, die Stadt solle ihr "Tafelsilber" verkaufen, also Stadtwerke oder Verkehrsbetriebe, wollte OB Hager aber nicht folgen. Kein Wunder: die Stadt hätte sich mit solch folgenschweren Privatisierungen selbst die Einnahmequellen verschüttet. Die Gewinnausschüttung der Stadtwerke etwa spült jährlich sieben bis acht Millionen Euro in die klamme Stadtkasse.