Stiftung Warentest hat zahlreiche falsche und teure Ratschläge beim Immobilienkauf aufgedeckt. Schlechte Finanzierungen können die Kunden bis zu 35 000 Euro kosten. Verbraucherzentralen fordern strengere Vorgaben für die Kreditberatung.

Korrespondenten: Thomas Wüpper (wüp)

Berlin - Die meisten Banken beraten ihre Kunden bei Baufinanzierungen schlecht. So lautet das Ergebnis einer aktuellen Untersuchung der Stiftung Warentest von 21 Kreditinstituten und Vermittlern. Viele Anbieter kassieren schlechte Noten, weil sie Finanzierungen empfehlen, die sich Kunden gar nicht leisten können, die zu teuer sind oder für den Kauf der Immobilie gar nicht reichen.

 

Testsieger ist die Frankfurter Volksbank, die bei den Kosten, dem Finanzierungskonzept und den Kundeninformationen als einzige Bank immer zur Spitzengruppe gehört. Die Frankfurter Sparkasse ist in zwei Kategorien (Konzept und Infos) vorne dabei. Die Sparda-Bank Baden-Württemberg schaffte bei den Kosten nach der Sparda Nürnberg den zweiten Platz, schnitt aber bei den Kundeninfos sehr schlecht ab. Durchweg zu den Schlusslichtern gehört die Sparkasse Köln Bonn, auch die Sparda West ist kaum besser. Beide Anbieter bekommen die Note „mangelhaft“.

„Auf die Empfehlung eines Bankberaters allein sollte sich niemand verlassen“, warnt Heinz Landwehr, Chefredakteur des Stiftungsmagazins „Finanztest“, in dessen neuer Ausgabe (März 2017) der ausführliche Test nachzulesen ist. Bei der Finanzierung der Traum-Immobilie gehe es um mehrere 100 000 Euro, so Landwehr. Durch Falschberatung könne das Projekt „oft unnötig teuer und schnell zu einem finanziellen Reinfall werden“.

Meiste Banken erreichen nur die Noten 3 bis 4

Die Bilanz der 143 Testgespräche in je bis zu sieben Filialen von Banken und Kreditvermittlern sei ernüchternd, so die Stiftung Warentest. Nur fünf Baufinanzierer überzeugten demnach mit durchdachten Finanzierungskonzepten, niedrigen Zinsen und übersichtlichen Kreditinformationen. Darunter waren neben dem Testsieger auch die Vermittler Dr. Klein und Interhyp sowie die Stadtsparkasse München.

Die meisten Banken kommen im Test über die Noten „befriedigend“ oder „ausreichend“ nicht hinaus. Die Commerzbank schaffte noch ganz knapp die Note 4 und landete auf dem drittletzten Rang. Davor stehen kaum besser mit der BW Bank und der Postbank weitere große Anbieter mit vollmundigen Werbeaussagen, die in der Praxis offenkundig nicht eingelöst werden.

Der Immobilienkauf ist für viele Menschen die wichtigste Anschaffung im Leben, eine gute Beratung bei der oft Jahrzehnte dauernden Finanzierung deshalb enorm wichtig. Allein 2016 schlossen die Bundesbürger Baukredite von 235 Milliarden Euro ab, fast so viel wie im Rekordjahr davor. Doch immer wieder würden von den Beratern der Banken Finanzierungen mit groben Mängeln empfohlen, kritisiert „Finanztest“-Chef Landwehr.

Zu den schweren Fehlern gehören monatliche Kreditraten, die sich der Kunde gar nicht leisten kann. In einigen Fällen hätte die Kreditsumme zudem nicht gereicht, die Immobilie zu finanzieren. Im Finanzierungsplan klaffte eine Lücke von vielen Tausend Euro. Andererseits empfahl ein Mitarbeiter der Sparda West eine Kreditsumme, die fast 33 000 Euro höher war als der Kreditbedarf. Daran hätte die Bank kräftig verdient. Viele angebotene Finanzierungen seien ohnehin „schlicht zu teuer“, warnt der Experte. In den Testfällen habe bereits ein um 0,5 Prozentpunkte besserer Zins eine Ersparnis von fast 20 000 Euro gebracht. Der Grund dafür ist die lange Laufzeit der meisten Baufinanzierungen, meist dauert es 20 bis 30 Jahre, bis der Kredit vollständig abbezahlt ist.

Solide Informationen für die Kunden unerlässlich

Vorsicht geboten ist auch bei undurchsichtigen Kreditkombinationen zum Beispiel mit Bausparverträgen. So empfahl die Commerzbank wärmstens ihr „ZinsGarantieModell“, bei vergleichbaren Angeboten günstiger Anbieter würde der Kunde aber laut Landwehr rund 35 000 Euro weniger zahlen. Umso wichtiger sind solide Informationen für die Kunden, zum Beispiel zur Restschuld oder Möglichkeiten zur Sondertilgung, woran es aber ebenfalls oft mangelt. In jeder fünften Beratung bekamen die Testkunden keine Tilgungspläne und manchmal nicht einmal das Datum, wann die Schulden komplett abgezahlt sind. Ein Berater der Spardabank Baden-Württemberg zum Beispiel habe nur einen „Schmierzettel mit unverständlichen Abkürzungen“ übergeben, so Landwehr.

Die Stiftung Warentest untersucht bereits seit Mitte der neunziger Jahre immer wieder die Beratung von Banken bei der Baufinanzierung. Regelmäßig schnitt die Branche dabei katastrophal ab – und auch die Großbanken, die gerne mit ihrer Beratungskompetenz werben, schafften selten gute Noten. Durch Fehlberatungen entstehe den Verbrauchern ein Schaden in Milliardenhöhe, warnen Verbraucherschützer.

Der Dachverband der Verbraucherzentralen (Vzbv) erneuerte deshalb nun seine Forderung an die Politik, konkrete Vorgaben für die Kreditberatung einzuführen. Zudem müssten die bestehenden Regeln strenger kontrolliert werden. Eine Falschberatung könne im schlimmsten Fall für den Kunden den finanziellen Ruin bedeuten, warnt Vzbv-Expertin Dorothea Mohn.