Der Bezirksbeirat ist erfreut über das Projekt. Auf dem Gelände an der Augsburger Straße, direkt an der Grenze zu Mettingen, sollen Büros entstehen.

Obertürkheim – Am Ende der längsten Straße Stuttgarts, an der Augsburger Straße 744, direkt an der Grenze zu Mettingen gelegen, bahnt sich ein neuer Anfang an: Die Aurelis Real Estate GmbH & Co. KG mit Hauptsitz in Eschborn hat das ehemalige Grundstück des Nürnberger Bundes erworben und will es zu einem Standort für Werkstätten und Loftbüros umbauen. Die Gebäude stehen seit 20 Jahren leer. Dabei hatte das Areal mehrfach den Besitzer gewechselt. Zuletzt gehörte es einer Luxemburger Bank.

 

Mit Spannung verfolgten die Bezirksbeiräte in der Sitzung am vergangenen Mittwochabend nun die Pläne, die der Projektentwickler Thilo Koch dem Gremium vorgestellt hat. Einen gewissen Eindruck machten bereits Referenz-Projekte von Aurelis, die sich nicht zuletzt der Transformation alter Bahn-Immobilien oder freigewordener Gleisflächen widmet. Etwa der des Güterbahnhofs in Freiberg, der in eine moderne Lagerhalle umgebaut wurde. In Frankfurt realisiert Aurelis mit dem Europaviertel West ein neues Quartier für insgesamt 8000 Bewohner, etwas kleiner dimensioniert ist das Projekt „Am Hirschgarten“ in München.

Die Wuchtigkeit soll gemildert werden

In Obertürkheim will Aurelis die Geschichte der industriellen Bauten ebenso nutzen wie die Aura der denkmalgeschützten Villa aus den 1920er Jahren und das Ganze in „Das Hammerwerk“ verwandeln. Kernelement der Gestaltung ist dabei die rasterartige Struktur im Innern der Gebäude. Sie soll in betonter Weise auf die äußere Gestalt übertragen werden und bei aller Modernität mit der Villa in spannungsvoller Weise harmonieren.

Die Wuchtigkeit der aktuellen U-Form soll durch den Abriss des linken Gebäudeteils gemildert werden. An dessen Stelle ist ein niedriger dimensioniertes, begrüntes Parkhaus geplant. In den beiden anderen Gebäuden sollen zwei große Felder aufgeschnitten werden: Gebäuderücksprünge, die zugleich terrassenartige Innenräume bilden. Zudem ist auf dem rechten Gebäudeteil eine Dachterrasse vorgesehen, die „Aufenthaltsqualität hat und der Kommunikation aller Nutzer dient“. Insgesamt diene „die Villa als Prägepunkt“, betonte Thilo Koch. Zusätzlichen Pep soll auch die farbige Gestaltung der Asphaltflächen des Hofes samt der Bepflanzung mit Einzelbäumen bringen.

Daraus kann etwas werden, was Anziehungskraft hat

Eine Attraktivitätsoffensive, die Nutzer anlocken soll. Denn im Innern soll das Gebäude derart umgestaltet werden, dass in den vier oberen Geschossen variabel nutzbare Büroflächen entstehen. Die beiden unteren Etagen sollen Werkstatt-Charakter erhalten, „im Sinne von Manufaktur“, wie Koch erläuterte. Auf keinen Fall soll „ein tristes Bürogebäude entstehen“, betonte er und ergänzte: „Wir wollen Leben reinbringen.“

Der Bezirksbeirat zeigte sich von den Plänen durch die Bank „beeindruckt“. Stefan Ludwig (CDU) fand: „Das sieht vielversprechend aus. Ich kann mir das so gut vorstellen.“ Peter Aichinger (Freie Wähler) brachte die Stimmung auf den Punkt: „Wir warten schon lange darauf, dass ein Prinz kommt, der das Dornröschen wach küsst. Daraus kann etwas werden, was Anziehungskraft hat.“ So nahm das Gremium die Pläne „zustimmend zur Kenntnis“.

Das große Fragezeichen dahinter ist allerdings, ob es der Firma Aurelis tatsächlich gelingt, hinreichend Mieter für die Immobilie zu finden. Derzeit sei man mit knapp zehn Interessenten im Gespräch, berichtete Koch. Sollte das handfest werden, will die Gesellschaft noch in diesem Jahr den Bauantrag einreichen. Wenn alles gut läuft, soll das Areal bis Mitte oder Ende 2017 bezugsfertig sein.