Kehrtwende der HP-Chefin Meg Whitman: Nachdem ihr Vorgänger Léo Apotheker 2011 mit einem ähnlichen Plan gescheitert war, will sie nun das Geschäft mit PCs und Druckern sowie und das Firmen- und Cloudgeschäft in getrennte Firmen verlagern.

Stadtentwicklung & Infrastruktur: Andreas Geldner (age)

Stuttgart - Hewlett-Packard (HP) spaltet sich auf – doch auch die zukünftig getrennt auftretenden Bereiche PC und Drucker einerseits und Server und Unternehmensdienstleistungen andererseits werden mit fast gleich großen Jahresumsätzen von jeweils rund 50 Milliarden Dollar (rund 39,5 Milliarden Euro) weiter Branchenriesen sein. Beide Firmen bleiben an der Börse notiert. Die Trennung folgt einem harten Sanierungsprogramm, in dessen Gefolge HP jeden sechsten der im Jahr 2012 noch bestehenden 330000 Arbeitsplätze abgebaut hat oder noch abbauen will. In Deutschland machte insbesondere die Schließung des Standortes Rüsselsheim mit rund 1000 Stellen Schlagzeilen.

 

Das schon vor 75 Jahren als eine der ersten „Garagenfirmen“ des Silicon Valley gegründete US-Unternehmen tat sich in den vergangenen Jahren schwer mit der Tatsache, dass sich die Umsätze und die Margen im IT-Bereich immer mehr weg von der Hardware und hin zu Dienstleistungen und in Richtung des so genannten Cloud-Computing verlagert haben.

Mit der zunächst vom „Wall Street Journal“ gemeldeten und am Montag offiziell bestätigten Aufteilung begibt sich die HP-Firmenchefin auf einen Kurs, den sie zu ihrem Amtsantritt im September 2011 noch ganz bewusst verlassen hatte. Ihr Amtsvorgänger, der Deutsche Léo Apotheker, war noch über seinen Versuch gestolpert, das PC-Geschäft abzustoßen. Eine Rebellion der Aktionäre dagegen war der entscheidende Grund, warum Apotheker schon nach weniger als einem Jahr den Chefposten bei dem Unternehmen verlor. Obwohl der Konzern in seiner Amtszeit seinen Börsenwert halbierte, wurde seine Abberufung mit gut sieben Millionen Dollar Abfindung abgefedert.

Im Gegensatz zu Apotheker, der die Idee einer Abspaltung ohne ausreichende Vorbereitung auf einer Analystenkonferenz präsentierte und damit liebäugelte, die ganze Sparte zu verkaufen, scheint der aktuelle Plan besser eingefädelt zu sein. Whitman warf dafür das bisher immer ins Feld geführte Argument über Bord, wonach beide Sparten zusammen beim Kauf von Hardware-Komponenten bessere Preise aushandeln könnten. Nun hat das Ziel der größeren Beweglichkeit die Oberhand gewonnen. Vor allem im sich rasch entwickelnden Service- und Cloudgeschäft sind permanente Innovationen notwendig. Die neue, getrennte Servicesparte soll unbelastet von den schwierigen Bedingungen auf dem Markt für PCs und Drucker agieren.

Das Geschäft mit Druckern und PCs hat sich stabilisiert

Das Geschäft mit Hardware hat sich zwar in jüngster Zeit nach einer steilen Talfahrt etwas stabilisiert. Vor allen Dingen bei Druckern hat HP immer noch eine starke Marktposition. Allerdings sinkt die Bedeutung von Papierausdrucken, weil die Internet-Cloud es ermöglicht, von vielen mobilen Geräten aus jederzeit auf Dokumente zurückzugreifen. Die PC-Verkäufe leiden darunter, dass sich insbesondere Privatkunden stattdessen lieber Smartphones oder Tablets kaufen. Mit einem Umsatzminus von 7,1 Prozent entwickelte sich die Hardware-Sparte, die weiterhin unter dem Namen Hewlett-Packard geführt werden soll, im Bilanzjahr 2013 schlechter als das Gesamtunternehmen mit einem Minus von 6,7 Prozent.

Mit der Abspaltung des künftig Hewlett-Packard Enterprise genannten Bereichs für Unternehmensdienstleistungen und Server versucht HP auch der wachsenden Konkurrenz auf diesem Sektor Paroli zu bieten. Der chinesische Hersteller Lenovo, der HP bereits auf dem PC-Markt zusetzt, hat IBM einen Teil der Serversparte abgekauft – was es wiederum IBM erlaubt, den Konkurrenzdruck im Bereich der Cloud-Dienstleistungen zu erhöhen.

HP war von Kunden vorgeworfen worden, dass man zu langsam agiere. „Laut meiner eigenen Erfahrung waren sie in allen Bereichen zwei Jahre hinterher“, so zitiert das „Wall Street Journal“ Luis Garzon, den Chef der US-Modefirma Coach. HP könnte seine neue Beweglichkeit beispielsweise dazu nutzen, den US-Spezialisten für Datenspeicher EMC zu übernehmen. Gespräche über diese potenzielle Milliardenakquisition verliefen bisher ohne Ergebnis. Dass das Firmengeschäft der Sektor ist, in dem HP das größte Zukunftspotenzial sieht, belegt auch die Tatsache, dass Meg Whitman hier die Firmenchefin bleibt, während sie im künftigen Unternehmen für Drucker und PC nur dem Verwaltungsrat vorstehen wird.

Hewlett-Packard folgt mit der Entscheidung dem Branchentrend. Erst in der vergangenen Woche hat der Onlineanbieter E-Bay angekündigt, seinen Bezahldienst Pay Pal auszugliedern. Whitman war von 1998 bis 2008 Chefin des Online-Händlers.