Im vergangenen Jahr hat es erneut weniger Firmeninsolvenzen gegeben als im Vorjahr. Das gilt auch für Baden-Württemberg, wo auch die relative Zahl der Pleiten sehr niedrig ist. Nur in Thüringen fällt die Insolvenzdichte noch niedriger aus.

Stuttgart - 1853 Unternehmen mussten im vergangenen Jahr in Baden-Württemberg ihre Zahlungsunfähigkeit bekannt geben. Das waren 122 Firmen oder 6,2 Prozent weniger als 2018, wie die Wirtschaftsauskunftei Crifbürgel am Donnerstag bekannt gab. Mit 41 Insolvenzen je 10 000 Unternehmen war die Insolvenzdichte im Südwesten zudem fast so niedrig wie in Thüringen, wo von 10 000 Firmen lediglich 36 ihre Zahlungsunfähigkeit erklären mussten. Hinter Baden-Württemberg rangiert bei der Insolvenzdichte Bayern mit 43 Pleiten. Absolut betrachtet ist die Zahl der Insolvenzen im dicht besiedelten und wirtschaftsstarken Südwesten natürlich relativ hoch: Hier rangiert Baden-Württemberg auf dem dritten Rang hinter Nordrhein-Westfalen mit 5492 Fällen und Bayern mit 2653 Insolvenzen.

 

Der Rückgang der Insolvenzen in Baden-Württemberg fiel im Bundesvergleich eher moderat aus. Mit einem Rückgang von 34 Prozent sind die Veränderungen in Thüringen besonders markant. Aber auch Bremen (minus 23,8 Prozent) und Sachsen (minus 17,7 Prozent) mussten weniger Pleiten beklagen. Deutliche Zunahmen waren hingegen 2019 in Hamburg mit Plus 11,1 Prozent zu beobachten. Und auch in Bayern nahmen die Fälle mit 6,6 Prozent deutlich zu, so Crifbürgel.

Großpleiten ziehen weitere Unternehmen mit in den Abgrund

Bundesweit ist die Zahl der Pleiten das zehnte Jahr in Folge gesunken: Insgesamt meldeten demnach in Deutschland im vergangenen Jahr 19 005 Unternehmen und damit 2,8 Prozent weniger als im Vorjahr Insolvenz an – laut Crifbürgel ein neuer Tiefstand seit 1994. Im Vergleich zum „bisherigen Insolvenzenhöchstjahr“ 2003 habe sich die Zahl der Firmenpleiten mehr als halbiert. Besonders stark betroffen ist mit 80 Insolvenzen pro 10 000 Unternehmen die Logistikbranche, es folgen die Bereiche Dienstleistungen (78) und Bauwesen (70). Besonders selten war die Energiebranche betroffen.

Darüber hinaus betreffen Pleiten besonders häufig kleine Unternehmen: Mehr als 80 Prozent der zahlungsunfähigen Firmen hatten nicht mehr als fünf Mitarbeiter. Dennoch gab es gerade 2019 spektakuläre Großpleiten wie die des Reisekonzerns Thomas Cook, der Fluggesellschaft Germania, der Modekette Gerry Weber oder des TV-Herstellers Loewe. In vielen Fällen sorgten Dominoeffekte dafür, dass zahlungsunfähige Firmen zeitversetzt weitere Unternehmen mit in die Insolvenz zogen, so Crifbürgel-Geschäftsführerin Ingrid Riehl. Die durch Firmeninsolvenzen verursachten Schäden summierten sich im Jahr 2019 auf knapp 25 Milliarden Euro. Im Durchschnitt entstanden damit für die Gläubiger Forderungsausfälle von knapp 1,3 Millionen Euro pro Insolvenz.

Deutlich mehr landwirtschaftliche Betriebe betroffen

Außergewöhnlich deutliche Spuren hat zudem der Dürresommer 2018 bei landwirtschaftlichen Betrieben hinterlassen. Im Jahr 2019 mussten 137 Unternehmen aus der Landwirtschaft eine Insolvenz anmelden und damit 19,1 Prozent mehr als vor einem Jahr. „Da in den Insolvenzstatistiken vor allem die Vergangenheit abgebildet wird, sie gewissermaßen ein Blick in den Rückspiegel sind, sind die Auswirkungen aus dem letzten Sommer erst jetzt sichtbar. Weniger Erlöse und höhere Kosten aufgrund der extremen Hitze sind die Hauptgründe für den sprunghaften Anstieg der Insolvenzen in der Landwirtschaft“, erklärt Crifbürgel-Geschäftsführerin Riehl.

Für das laufende Jahr erwartet Crifbürgel einen Anstieg der Firmenpleiten auf 19 500 Fälle. „Die Abschwächung der Konjunktur in Deutschland wird sich 2020 auch in den Insolvenzzahlen niederschlagen“, sagt Riehl. Die Wirtschaftsauskunftei Bürgel gehört seit 2016 zur weltweit tätigen Crif-Gruppe mit Sitz in Bologna.