Bei dem DEE-AOK-Firmenlauf auf der Waldau waren einige Mitarbeiter an den Straßensperrungen wohl strenger, als sie es sollten. Wir haben bei dem Organisator und der Stadt nachgefragt – und haben rätselhafte Antworten bekommen.

Klima und Nachhaltigkeit: Julia Bosch (jub)

Degerloch - Graziella Gebhardt hatte es eilig an diesem Abend. Sie kam zurück vom Spaziergang mit ihrem Hund im Ramsbachtal und musste sich schnell umziehen; sie hatte Karten fürs Theater. Vom Ramsbachtal aus wollte sie mit dem Auto den Silberpappelweg zur Waldstraße fahren, wo sie wohnt. Doch die Straße war gesperrt, die 75-Jährige kam nicht weiter. Es war der Abend des DEE-AOK-Firmenlaufs auf der Waldau, und wie in jedem Jahr waren nicht nur die Straßen, an denen der Lauf vorbeiführte, sondern auch die Straßen in der Umgebung für Fremdparker gesperrt. Diese Durchfahrtssperren gelten jedoch nicht für Anwohner; sie sollten immer zu ihrem Haus kommen. Doch dieses Jahr hatten einige Anwohner damit Probleme.

 

Anwohnerin droht mit der Polizei

„An der Absperrung stand eine Mitarbeiterin des Firmenlaufs, und sie sagte mir, dass ich mit dem Auto nicht bis zu meinem Haus fahren könne“, berichtet Graziella Gebhardt. Sie erklärte der Mitarbeiterin, dass sie an der Waldstraße wohne und dringend nach Hause müsste – doch keine Chance. „Erst als ich gedroht habe, die Polizei anzurufen, durfte ich zu meinem Haus fahren. Und das ist eigentlich überhaupt nicht meine Art“, berichtet sie.

Anderen Anwohnern ging es offenbar genauso: Graziella Gebhardts Nachbarin hatte an dem Abend zu ihrer Geburtstagsfeier eingeladen. „Die Gäste hatten große Probleme, zu ihr zu kommen. Meine Nachbarin meinte, wenn sie das gewusst hätte, hätte sie ihre Geburtstagsfeier verlegt. Das darf doch nicht sein!“, echauffiert sich Graziella Gebhardt. In den vergangenen Jahren hat sie die Mitarbeiter an den Straßensperrungen deutlich milder wahrgenommen: „Ich musste immer nur sagen, dass ich an der Waldstraße wohne, dann durfte ich sofort weiterfahren“, sagt Gebhardt.

Laut Stadt hätte Straße gar nicht gesperrt werden müssen

Gerhard Müller, der Geschäftsführer vom Württembergischen Leichtathletik-Verband, kann sich nicht erklären, warum einige Firmenlauf-Ordner Anwohnern den Weg zu ihrem Haus versperren sollten: „Es galten in diesem Jahr keine anderen oder gar strengere Regeln wie in den Vorjahren“, stellt er klar. Anwohner dürften jederzeit zu ihrem Haus fahren. Auch die Sicherheitsfirma sei dieselbe gewesen wie in den vergangenen sieben Jahren und sei nicht etwa angehalten worden, strenger vorzugehen: „Im Gegenteil, wir haben in Abstimmung mit der Polizei und unter Berücksichtigung der Sicherheit der Teilnehmer viele Extra-Wünsche berücksichtigt.“

Generell würden die Straßen rund um den Firmenlauf auf der Waldau abgesperrt werden, um die Anwohner vor Fremdparkern zu schützen. Das sei behördliche Auflage, sagt Müller. Für die Anlieger selbst würde das aber nicht gelten. Er ist ratlos, wie es zu den Unstimmigkeiten zwischen den Anwohnern und Ordnern kommen konnte: „Die Mitarbeiter der Sicherheitsfirma können sich bei Problemen auch jederzeit bei der Einsatzleitung melden.“ Doch auch dort sei von den Vorfällen beim Firmenlauf nichts bekannt, sagt er. Laut Martin Thronberens jedoch, Pressesprecher der Stadt, hätte die Waldstraße beim Firmenlauf gar nicht gesperrt werden müssen.