Auch wenn keineswegs von einem wirtschaftlichen Ausverkauf von deutschen oder europäischen Unternehmen an chinesische Investoren die Rede sein kann, sollte die EU die Kontrollen darüber verbessern, kommentiert Markus Grabitz.

Korrespondenten: Markus Grabitz (mgr)

Brüssel - Von einem Ausverkauf der Filetstücke aus der europäischen Unternehmenslandschaft nach Fernost kann keine Rede sein. Im vergangenen Jahr wurden hierzulande mehr Unternehmen von amerikanischen, schweizerischen oder französischen Investoren übernommen als von chinesischen. Amerikanische Bieter kamen mit 162 neuen Beteiligungen mehr als doppelt so häufig zum Zuge wie chinesische Geschäftsleute bei 68 Abschlüssen. Und grundsätzlich ist auch nichts dagegen einzuwenden, wenn Anteilseigner aus China, Russland oder aus den Golfstaaten sich in zukunftsträchtigen Unternehmen einkaufen. Deutschland und die EU sollten sich weiterhin für offene Märkte einsetzen.

 

Wider den protektionistischen Wahn Trumps

Gerade jetzt. Wenn US-Präsident Donald Trump seinen protektionistischen Wahn weiter auslebt, werden sich chinesische Investoren noch stärker auf ihre europäischen Handelspartner besinnen. Auch gibt es erste Hinweise dafür, dass der Brexit chinesische Geschäftsleute nach Europa treibt. Chinesische Konzerne denken nach Einschätzung von Analysten verstärkt darüber nach, ihre Europazentralen auf den Kontinent zu verlagern. Diese Bestrebungen dürfen nicht durch überzogene Maßnahmen seitens der Europäer zunichtegemacht werden. Gerade der exportabhängigen deutschen Industrie bieten sich in einer verflochtenen und offenen Weltwirtschaftsordnung beste Zukunftschancen. Am EU-Grundprinzip des freien Kapitalverkehrs darf nicht gerüttelt werden.

Geht es wirklich nur darum, mehr Geschäfte zu machen?

Und dennoch ist es sinnvoll, wenn sich die Europäer im Hinblick auf die Kontrolle von Unternehmensübernahmen aus staatsgelenkten Wirtschaftsordnungen wie etwa China und Russland strategisch besser aufstellen. Bei Unternehmenskäufen gilt gründlich zu prüfen, was die wirklichen Motive sind. Geht es wirklich nur darum, mehr Geschäfte zu machen? Oder stecken womöglich Beweggründe dahinter, die für die militärische Sicherheit von uns allen eines Tages relevant werden könnten? Wie etwa beim geplanten Verkauf des Aachener Maschinenbauers Aixtron an den chinesischen Investor Grand Chip. Dieser Deal wurde wegen Sicherheitsbedenken durch die US-Behörde verhindert – konnte nur verhindert werden, weil der Übernahmekandidat eine Dependance in Kalifornien hat. Dieser Fall sollte Europa eine Lehre sein.