Die First Lady Peng Liyuan soll Xi Jinping helfen, sein Aparatschik-Image abzuschütteln. Erstmals seit der Zeit Maos spielt eine Politikerfrau wieder eine entscheidende Rolle.

Peking - China entdeckt ein neues politisches Wesen: die First Lady. Mit Peng Liyuan, Ehefrau des frisch gekürten Staats- und Parteichefs Xi Jinping, spielt erstmals seit der Mao-Zeit eine chinesische Politikergattin eine prominente Rolle. In den vergangenen Tagen stahl die populäre Schlagersängerin aus dem Musikkorps der Volksbefreiungsarmee ihrem Mann sogar regelrecht die Show. Bei Xis erster Auslandsreise im neuen Amt nach Russland und in mehrere afrikanische Staaten bekam die elegante Sopranistin einen Großteil der Aufmerksamkeit.

 

„Jetzt haben wir auch eine Michelle“, jubilierten chinesische Internetbenutzer in Anspielung auf die Frau von US-Präsident Barack Obama. Viele Kommentare bezeichneten Peng als „Blume“, in Abgrenzung zu ihren unauffälligen Vorgängerinnen, die nur wie „Vasen“ herumgestanden hätten. Die parteinahe Zeitung „Global Times“ schrieb: „Die Liebe zu unserer First Lady wird eine Quelle für eine moderne, harmonische Gesellschaft sein.“

Ein Glücksfall für die PR-Berater

Für die PR-Berater des neuen Präsidenten ist Peng ein Glücksfall. Während der Karrierekader, der bis vor mehreren Monaten im Schatten seines Vorgängers stand, für die meisten Chinesen ein unbeschriebenes Blatt ist, ist die 50-Jährige seit drei Jahrzehnten eine Berühmtheit und soll ihrem Mann nun helfen, sein Apparatschik-Image abzuschütteln. Die musikalische Bauerntochter erklomm schon früh den Olymp des chinesischen Propagandamusikbetriebs: Mit zwanzig sang Peng erstmals bei der Neujahrsgala des Zentralsenders CCTV. In Umfragen wurde sie mehrfach zu Chinas beliebtester Sängerin gewählt. Peng singt vor allem patriotische Erbauungsschlager. „Wer wird uns befreien? Die liebe Volksbefreiungsarmee“, singt sie etwa im „Lied vom Wäschewaschen“, das die Tibeter für ihre Zugehörigkeit zur Volksrepublik begeistern soll. „Der rettende Stern der Kommunistischen Partei! Die Armee und das Volk sind eine große Familie, und die Soldaten helfen uns beim Wäschewaschen.“

Nur noch selten als Sängerin auf der Bühne

Zwar steht Peng heute nur noch selten als Sängerin auf der Bühne, doch sie nutzt ihren Ruhm, um sich sozial zu engagieren. Sie ist Sonderbotschafterin der Weltgesundheitsorganisation (WHO), wirbt für Aids- und Tuberkulose-Aufklärung – in China bis vor kurzem noch Tabuthemen. Vergangenes Jahr trat sie am Weltnichtrauchertag zusammen mit Microsoft-Gründer Bill Gates auf, beide in roten T-Shirts mit der Aufschrift: „Passivrauchen – will ich nicht!“

Als First Lady wird sie nun versuchen, die Sympathiepunkte zu sammeln, die ihr Mann in der politischen Arena nur schwer erringen kann. Modisch ist sie in China schon jetzt eine Stilikone: Die von chinesischen Designern entworfenen Roben, mit denen sie ihre Rollendebüt gab, sind im chinesischen Internet bereits ein Verkaufsschlager – als Kopie.