Zum 29. Mal gibt es auf dem Karlsplatz Fisch satt. Erstmals müssen die Beschicker aus Hamburg Miete zahlen. Sie wollen aber nicht an der Preisschraube drehen.

Stuttgart - Die Nordlichter bleiben den Schwaben treu – koste es (fast), was es wolle. Im 29. Jahr des Hamburger Fischmarkts müssen die Beschicker erstmals Miete für den Karlsplatz zahlen. Die Kosten in Höhe von 28 000 Euro wollen sie unter sich aufteilen, die Preise fürs Bier und das Essen wollen sie nicht erhöhen. Das haben die Veranstalter gestern bei der Pressekonferenz in der Stuttgarter Markthalle betont.

 

Wie berichtet war es 30 Jahre gelebte Praxis, dass weder der Fischmarkt noch das Weindorf bei ihren Ausflügen in die jeweils andere Stadt Platzmieten zahlen mussten. In diesem Jahr nun wollte allerdings das Bezirksamt Mitte den Stuttgarter Wirten ein saftiges Nutzungsentgelt für den Platz vor dem Hamburger Rathaus berechnen – das Weindorf wurde abgesagt, ein kollektiver Aufschrei in beiden Städten war die Folge.

Ob die Lauben 2017 vors Rathaus zurückziehen, ist nach wie vor völlig offen. Wilfried Thal, der Geschäftsführer der WAGS Hamburg-Events GmbH wollte sich gestern nicht dazu äußern, wie die Chancen stehen. Die mit keinem der Beteiligten abgestimmte Entscheidung des Bezirksamts nannte er einen „willkürlichen Verwaltungsakt“. Jetzt gelte es, die Rahmenbedingungen neu abzustecken. Man sei in Gesprächen, mit dem neuen Amtschef, aber auch mit dem Ersten Bürgermeister der Hansestadt, Olaf Scholz (SPD). Über die bisherigen Ergebnisse habe man Stillschweigen vereinbart.

Stuttgarts OB Fritz Kuhn (Grüne) stehe in Kontakt mit seinem Amtskollegen Scholz, sagte Andreas Kroll, der Geschäftsführer der städtischen in.Stuttgart-Veranstaltungsgesellschaft. „Es gibt große Bemühungen.“ Der Fischmarkt belebe die Veranstaltungsszene der Stadt, so Kroll: „Dankeschön, dass ihr da seid.“ Die 28 000 Euro, die die Stadt im Gegenzug von den Hamburger Händlern verlangt, orientierten sich an der Gebührenordnung für den Karlsplatz.

Lachs und Krabben teurer

„Das Geld war uns in erster Linie egal. Uns geht es um die Freundschaft“, betonte Thal. Man sei sich einig, dass man nicht an der Preisschraube drehen wollte, heißt es von den Händlern. Allerdings werden Lachs und Nordseekrabben dieses Jahr auf dem Karlsplatz teurer werden als in den Vorjahren. Das liege aber am verknappten Angebot und den damit deutlich gestiegenen Einkaufspreisen. Lachs sei seit November um 35 bis 50 Prozent teurer geworden, die Krabben innerhalb eines Jahres sogar um fast 130 Prozent. Diese Preissprünge alle acht bis zehn Jahre seien normal.

Ansonsten können sich die Stuttgarter bis zum 17. Juli über viel Altbewährtes freuen, vom Backfisch bis zu Soul und Seemannsliedern auf den beiden Bühnen. Neu ist der Poetry Slam, bei dem am Donnerstag, dem 14., und Freitag, dem 15. Juli, Nord- gegen Südpoeten antreten werden.

Mit der Baustelle fürs Dorotheenquartier habe man sich schon im vorigen Jahr recht gut arrangiert, sagte der Fischhändler Klaus Moritz. „ Wir nehmen uns einfach gegenseitig die Plätze weg beim Abladen.“ Der Fisch komme ab Mittwochvormittag an und werde in die Kühlwagen umgeladen. Am Donnerstag folgen die ganz frische Waren. „Wir sind alles selbstständige Kaufleute, aber wir sprechen uns untereinander ab und kaufen teilweise gemeinsam ein“, sagte Moritz. Auch Thal betonte, dass die Hanseaten keine Schausteller seien – „hier hat keiner ein Karussell“ –, sondern Händler, die sonst auf den Wochenmärkten und dem sonntäglichen Fischmarkt am Hafen stünden.