Der Betreuungsverein begleitet Erwachsene mit geistigen oder körperlichen Beeinträchtigungen.

Leonberg - Immer auf der Suche nach Ehrenamtlichen ist der Leonberger Betreuungsverein Fish. Fish steht für Fördern, Integrieren, Schulen, Helfen. Der gemeinnütziger Verein begleitet und unterstützt erwachsene Menschen, die auf besondere Hilfe angewiesen sind. Das sind nach dem Betreuungsgesetz diejenigen, die wegen einer geistigen, seelischen oder körperlichen Beeinträchtigung ihre Angelegenheiten nicht mehr allein bewältigen können.

 

„An der Notwendigkeit unserer täglichen Betreuungsarbeit hat sich in den Zeiten von Covid-19 nichts geändert“, sagt Katja von Goetze-Siegle, Vereinsbetreuerin bei Fish. Nur die Umstände seien noch schwieriger geworden. Vor allem die persönliche Absprache sei nur noch sehr eingeschränkt möglich. Besuche in Pflegeheimen und Behinderteneinrichtungen finden allmählich unter den hohen Hygienemaßstäben wieder statt. „Mit vielen Betreuten halten wir telefonisch Kontakt“, sagt Katja von Goetze-Siegle.

Die Büros in der Mollenbachstraße mussten umgebaut werden, um die aktuellen Vorschriften der Coronaverordnung einzuhalten. Es sei gelungen, ohne Kurzarbeit auszukommen. Auch für die Kolleginnen mit schulpflichtigen Kindern wurden Möglichkeiten gefunden, die Kinderbetreuung mit der Arbeitszeitgestaltung zu vereinbaren.

Betreuungsverein

Aber was macht ein Betreuungsverein wie Fish eigentlich? „Rechtliche Betreuung. Das heißt Betreuung ohne Anfassen, wir pflegen nicht, wir organisieren gegebenenfalls die Pflege“, erläutert Katja von Goetze-Siegle.

Nach der Neuregelung des Vormundschaftsrechts und der Abschaffung der Entmündigung im Jahre 1992 kümmern sich gesetzliche Betreuer um die Belange von Menschen, die das wegen gesundheitlicher Einschränkungen nicht mehr selbst können. Dafür werden sie, wenn keine funktionierende Vollmacht vorliegt, nach einem aufwendigen Verfahren vom Betreuungsgericht zum Betreuer und damit zum Vertreter bestellt. Aktuell gibt es in der Region Leonberg etwa 600 Menschen, mehr als 100 davon begleiten die Vereinsbetreuer von Fish. Als gemeinnütziger Verein wird dessen Arbeit auch vom Land Baden-Württemberg und dem Landkreis gefördert.

Der Verein berät mit qualifizierten Mitarbeitern kostenfrei und unabhängig zu Vorsorgevollmachten und Patientenverfügungen. „Dabei informieren wir über die Vor- und Nachteile der verschiedenen Vorsorgepapiere und weisen auf wichtige Passagen und Probleme hin, während über den individuellen Inhalt der Einzelne entsprechend seiner Lebenssituation selbst entscheidet“, sagt die Juristin Katja von Goetze-Siegle.

Der Verein sucht ständig Ehrenamtliche, die bereit sind, eine sehr verantwortungsvolle Aufgabe zu übernehmen und sich mit ihrer ganzen Lebenserfahrung für die Belange eines anderen Menschen einzusetzen. Wer sich dafür entscheidet, wird nicht allein gelassen. „Für diese ehrenamtlichen Betreuer bieten wir Schulungen und Austauschrunden an, wir unterstützen sie mit unserer Qualifikation als Juristen, Betriebswirt, Gesundheitsmanagerin und Sozialversicherungsexperte“, erläutert die Vereinsbetreuerin. Aktuell sei gerade eine Online-Schulung in Vorbereitung, auch eine virtuelle Informationsveranstaltung ist geplant. Zu den Leistungen vom Betreuungsverein Fish gehört auch die Beratung ehrenamtlicher Betreuer und Bevollmächtigter.

Nachbarschaftshilfe

Zu den Arbeitsfeldern von Fish zählt noch viel mehr. Eines davon ist die Nachbarschaftshilfe. Dazu gehört Alltagsbegleitung etwa bei Demenz oder Begleitung bei psychischer Krankheit. Denn Menschen mit einer psychischen Erkrankung haben oft ganz andere Bedürfnisse wie Personen, die somatisch pflegebedürftig sind.

Auch Hilfe für Familien mit geistig oder körperlich behinderten Kindern bietet Fish an, diese brauchen oft praktische Hilfe im Alltag. Des Weiteren gibt es auch haushaltsnahe Dienstleistungen über die Nachbarschaftshilfe. Denn viele Menschen brauchen keine Pflege, sondern einfach nur praktische Hilfe bei Arbeiten, die früher leicht von der Hand gegangen sind, aber jetzt große Mühe bereiten.

Engagiert ist Fish auch in dem Projekt Patientenbegleitung. Die Zahl älterer Patienten steigt. Und das stellt die Krankenhäuser zunehmend vor große Herausforderungen. Diese Patientengruppe erleidet oftmals während ihres Aufenthalts im Krankenhaus Delir oder Depressionen und hat meist Probleme, sich in der fremden Umgebung zurechtzufinden.

Die ehrenamtlichen Begleiter stärken mit ihren Besuchen diese Patienten in ihren Alltagsfähigkeiten. Beispielsweise begleiten sie sie auf dem Weg zu Untersuchungen, unterstützen bei der selbstständigen Einnahme von Mahlzeiten, motivieren zum Trinken, lesen aus der Tageszeitung vor, erzählen, spielen mit den Patienten Spiele und vor allem: Sie hören zu.

Arbeitsmarktintegration

Fish gliedert auch Langzeitarbeitslose zurück in den Arbeitsalltag ein. Jüngst hat der Verein, der unter anderem auch für die Sauberkeit im Stadtpark sorgt, die gleichen Aufgaben für das neue Fahrradhaus am Bahnhof übernommen. Zudem werden Arbeitsplätze in der Reinigung von Bürogebäuden vermittelt. So wird ein niederschwelliger Wiedereinstieg in einen geregelten Arbeitsalltag ermöglicht.