Fitnessstudios haben wieder geöffnet, können aber deutlich weniger Angebote für eine geringere Zahl von Kunden machen. Beispiele aus Kernen und Waiblingen, wo ein Studio mitten in der Corona-Zeit neu eröffnet hat. .

Waiblingen/Kernen - Ganz schön mutig: mitten in der Corona-Krise haben sich Luca Leotta und Luce Slotboom einen Herzenswunsch erfüllt – und in Waiblingen ihr eigenes Fitnessstudio aufgemacht. Sie setzten auf klassische Geräte und eine familiäre Atmosphäre, sagen die 23-jährigen Unternehmer, die bislang bei einer Fitnessstudio-Kette gearbeitet, sich dort aber nicht zu Hause gefühlt haben.

 

Den Traum, Lu’s Oldschool Gym zu eröffnen, hätten sie schon lange, erzählen die Freunde. Dass ihr Wunsch so schnell Wirklichkeit geworden ist, war aber auch für sie überraschend. Und zum Teil eine Folge von Corona, denn durch den Lockdown hatte das Duo aus Tübingen Zeit und Muße, nach gebrauchten Fitnessgeräten zu suchen. Dabei hätten sie gleich ein ganzes Studio entdeckt, das zum Verkauf stand, erzählt Luca Leotta.

Wegen des Coronavirus könne es keine Eröffnungsparty geben, bedauern die frischgebackenen Studiobesitzer, für welche die Renovierung ein Kraftakt war. Ein Glück, dass sie von Berufs wegen durchtrainiert sind. „Viel Arbeit, wenig Helfer“ – so beschreibt der Sport- und Fitnesskaufmann Luce Slotboom die Zeit vor der Eröffnung: „Wir mussten wegen Corona alles selbst machen und waren fast Tag und Nacht hier.“

Manche Kurse müssen noch ausfallen

Probleme wie Lieferschwierigkeiten diverser Firmen und Schlangestehen vor dem Baumarkt kamen noch hinzu, außerdem die Ungewissheit, wann der Betrieb starten kann. „Unser Problem war, dass wir nicht wussten, wann wir aufmachen dürfen – bis dahin sollte aber alles fertig sein“, erzählt Luca Leotta.

Das hat geklappt: pünktlich zum erstmöglichen Termin Anfang Juni durften Sportbegeisterte das Training aufnehmen. „Derzeit können nicht alle Kurse stattfinden, das Aerobictraining zum Beispiel muss noch ausfallen“, sagt Luce Slotboom und berichtet: „Wir haben beim Gesundheitsamt angerufen und alles abchecken lassen.“ Maximal zehn Menschen dürften im Studio schwitzen. „Wir lassen im Moment aber nur sieben rein.“

Eines der Laufbänder sei gesperrt, um die Abstandsregeln einhalten zu können, erklärt Luca Leotta. Im Eingangsbereich liegt eine Liste aus, in die sich Mitglieder eintragen müssen, die Duschen und Umkleiden sind gesperrt. „Das schränkt schon viele ein“, sagt Luca Leotta – beispielsweise jene, die nach dem Training noch weggehen wollten. Auch deswegen kämen weniger Leute zum Sport, sagen die beiden Jungunternehmer, die als Neustarter nicht mit staatlichen Hilfen rechnen können. Beschwerden vonseiten der Kunden gebe es aber kaum. „Die, die kommen, bedanken sich, dass sie trainieren dürfen“, sagt Luce Slotboom: „Für viele ist der Besuch im Studio ein wichtiger Teil des Lebens.“

Sportpunkt: 95 Prozent der Mitglieder haben weiter gezahlt

Auch im Sportpunkt Kernen dürfen Fitnessbegeisterte wieder ran. Die erste Woche sei gut gelaufen, berichtet Patrick Entreß, der das vor anderthalb Jahren von der Sportvereinigung Rommelshausen eröffnete Studio leitet. „Wir waren von Mitte März bis Anfang Juni geschlossen, haben aber Online-Kurse auf Youtube angeboten.“ Auf der Einnahmenseite sehe es durch den Corona-Lockdown natürlich eher schlecht aus, es gebe aber eine sehr positive Resonanz von vielen der rund 800 Mitglieder: „Etwa 95 Prozent haben ihren Mitgliedsbeitrag ganz normal weitergezahlt“, sagt Patrick Entreß. Rund 40 Nutzer hätten das aus verschiedenen Gründen nicht getan oder nicht tun können, „aber das konnten wir gut tragen“.

Insgesamt habe man nun etwa 20 Mitglieder weniger als vor der Schließung, was aber normal sei im Studioalltag, weil Verträge ausliefen und zum Teil nicht verlängert würden. Zum Ausgleich für die verlorene Trainingszeit hat der Sportpunkt Gutscheine verteilt, die für künftige Kurse, einen beitragsfreien Monat oder für den Verzehr im Bistro genutzt werden können. „Einige haben den Betrag auch gespendet“, erzählt Patrick Entreß, der hofft, dass sich die Verluste so auf eine längere Zeit verteilen lassen.

Start mit Entspannungskursen

„Wir haben zunächst mit einem kleinen Angebot angefangen, es gibt wieder Entspannungskurse wie Yoga oder Pilates, als nächstes bieten wir einen gemäßigten Fitmix an.“ Für diesen wie andere Angebote müssen sich die Mitglieder anmelden. „Wir haben recht große Flächen und hohe Decken und dürften 38 Leute trainieren lassen, fangen aber mit 20 an“, schildert Patrick Entreß die Strategie des Sportpunkts. Eine Maske sei daher kein Muss „Vielen war es wichtig, dass sie keine Maske tragen müssen beim Sport“.

Dass Duschen und Umkleiden geschlossen sind, was in Patrick Entreß’ Augen wenig Sinn macht, fänden viele schade, das habe aber nur vereinzelt zu Klagen geführt. Ein weiterer Wermutstropfen: Der Bistroverkauf ist derzeit auf Flaschen beschränkt. „Die Leute trinken sonst gerne einen Kaffee im Eingangsbereich aber das fällt jetzt weg“, sagt Entreß: „Ich hoffe, das das nicht ewig dauert.“