Auf dem Kleinen Schlossplatz haben Jugendliche die Möglichkeit, an Fitnessgeräten zu trainieren. Die Stadt möchte damit ihre Präventivarbeit ausbauen. Das Angebot kommt bei den jungen Menschen gut an. Sie haben jedoch einen großen Kritikpunkt.

Stuttgart - Am Sonntag ist es genau ein Jahr her, dass die Krawallnacht in Stuttgart die Stadt erschütterte. Und auch diesen Sommer reißen die negativen Schlagzeilen über Zwischenfälle zwischen Jugendlichen und Polizisten nicht ab. Mit einem neuen Fitnessangebot möchte die Stadt präventiv gegen solche Vorfälle vorgehen. Auf dem Kleinen Schlossplatz stehen nun sechs Fitnessgeräte, an denen junge Menschen trainieren können.

 

Sport beeinflusse das Sozialverhalten positiv und helfe, Kriminalität vorzubeugen, teilte Clemens Maier, Bürgermeister für Sicherheit, Ordnung und Sport mit. Gleichzeitig wies er daraufhin, dass man von dem neuen Sportangebot keine Wunder erwarten könne. Es sei jedoch ein weiterer Baustein, um Auseinandersetzungen in der Stuttgarter City vorzubeugen.

Der Platz sei zu öffentlich, kritisieren die Jugendlichen

Am Donnerstagnachmittag stehen die Geräte zunächst unberührt da. Doch das mag auch der Hitze geschuldet sein. Einige Passanten, die vorbei laufen, werfen neugierige Blicke auf die neue Installation. Auch den 18-jährigen Johannes Beck und Jan-Philipp Paul sind die Geräte gleich aufgefallen. An sich sei die Aktion eine „coole Idee“. Aber: Der Platz sei zu öffentlich, hier würden einem viele Menschen zuschauen. Auf der anderen Seite liege er zentral und sei gut zu erreichen, sagt Beck. Für ihn stellt sich die Frage, ob er hier trainieren wird, nicht, denn er ist bereits Mitglied in einem Fitnessstudio, und diese haben wieder offen. „Die Idee hätte früher kommen sollen, als die Fitnessstudios noch zu hatten“, sagt Paul.

Ähnlich sehen das auch vier junge Mädchen, die an diesem heißen Tag im Schatten auf dem Kleinen Schlossplatz sitzen. Die Idee sei gut, doch sie würden sich nicht trauen, hier in der Öffentlichkeit zu trainieren. Auch der 14-jährige Ibu Kahn findet, man habe sich einen schlechten Ort für die Geräte ausgesucht. Wie wäre es denn in Stöckach im Park, da seien immer viele Leute, schlägt er vor.

Betreutes Sportprogramm beim Katharinenstift

Um 15.30 Uhr taucht schließlich der erste Benutzer auf. Carlos Ortegan ist schon zum vierten Mal hier, erzählt er. Die Hitze und die Menschen, die ihm zuschauen, stören den 25-Jährigen nicht. „Gestern Abend war hier einiges los, um die zehn Leute waren da und haben trainiert“, berichtet er. Ab 16 Uhr würde sich der Platz langsam füllen.

Neben den Fitnessgeräten gibt es jeden Dienstag ab 18 Uhr ein betreutes Sportprogramm auf dem Pausenhof des Königin Katharina Stifts im Oberen Schlossgarten. Hier müssen die Teilnehmenden einen negativen Coronatest vorweisen. Eine gute Idee, vor allem da man sich alleine nicht immer dazu motivieren könnte, Sport zu machen, sagen Johannes Beck und Jan-Philipp Paul.

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