Die Stadt Schorndorf hat seit diesem Jahr eine vom Land geförderte Flächenmanagerin. Rund 200 Baulücken hat sie schon ausgemacht.

Schorndorf - Innenentwicklung vor Außenentwicklung: Das hat sich die Landesregierung schon vor Jahren auf die Fahnen geschrieben. Damit dieser Grundsatz auch im Lokalen umgesetzt werden kann, dafür hat das Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Wohnungsbau ein Förderprogramm aufgelegt – und Schorndorf hat zugeschlagen. Seit Januar arbeitet Sarah Mattes nun bei der Stadt, genauer im Bereich Wirtschaftsförderung und Grundstücksverkehr. Ihre Stelle wird für zwei Jahre mit 60 000 Euro vom Land gefördert, die andere Hälfte bezahlt die Kommune.

 

Platz für 400 Wohneinheiten

Dass die neue Flächenmanagerin Arbeit hat, zeigen allein schon die Zahlen, die Mattes und ihre Vorgesetzte Gabriele Koch bereits jetzt vorlegen: Rund 200 Baulücken in der Kernstadt und in allen sieben Stadtteilen haben die beiden schon ausgemacht. „Das sind rund 400 Wohneinheiten“, sagt Koch. Insgesamt seien es rund 16 Hektar, die verstreut in der Stadt brach liegen. „Das entspricht einem großen Baugebiet.“

Diese Zahlen sind die ersten Früchte der Arbeit von Sarah Mattes als Flächenmanagerin: „Ich habe zunächst das Baulückenkataster überprüft“, sagt die 32-Jährige, die Architektur mit städtebaulicher Vertiefung studiert hat. So klopfte sie ab, ob die bereits registrierten Grundstücke nicht doch schon bebaut sind, ob an jener Stelle Hochwasser droht oder andere Einschränkungen herrschen. Und sie hat die aktuellen Eigentümer ausfindig gemacht. „Das war teilweise echte Detektivarbeit“, sagt Mattes. In einem nächsten Schritt sollen nun die Eigentümer angeschrieben werden. „Wir wollen damit einen Anstoß geben, damit die Menschen darüber nachdenken, was sie mit dem Grundstück machen wollen“, sagt Koch.

Warum die Eigentümer ihr Bauland brach liegen lassen, habe viele Gründe, erläutert sie. Manchmal könnten sich Erben nicht einigen, manchmal sei der Eigentümer einfach im Pflegeheim – und seine Nachkommen möchten sich nicht einmischen, solange der Eigentümer lebt. Und manchmal sei das Grundstück auch einfach in Vergessenheit geraten. „Unser Ziel ist klar“, betont Koch: „Das Grundstück soll auf den Markt.“

Sarah Mattes versteht sich dabei als Bindeglied zwischen Verwaltung, Eigentümern und potenziellen Investoren. Sie soll den Besitzern die Möglichkeiten erklären und helfen, wenn diese ihr Grundstück verkaufen wollen. Die Stadt, so erklärt Koch, würde auch Grundstücke kaufen oder in die bestehende Online-Baulückenbörse aufnehmen: „Alles ist offen.“ Wichtig sei die Aktivierung der Grundstücke, damit sie endlich bebaut werden.

Leerstände im Visier

Eine zweite wesentliche Aufgabe von Sarah Mattes wird das Thema Leerstand von Gebäuden in der Stadt sein. Auch da wird die 32-Jährige eine Bestandsaufnahme machen und die Eigentümer anschreiben. Bedarf für diese Aufgabe ist auf alle Fälle da – sind doch viele Menschen in der Region händeringend auf der Suche nach einem eigenen Häuschen oder einer eigenen Wohnung: „Immer wieder melden sich Kaufinteressenten bei uns mit einem Hinweis auf ein leer stehendes Gebäude“, berichtet Koch. Manche seien schon seit Jahren auf der Suche nach einer neuen Bleibe und wittern im Leerstand eine Chance: „Wir wollen mit unserer neuen Flächenmanagerin den Prozess des Findens beschleunigen.“

Förderung für Flächensuche

Programm
Das Förderprogramm „Flächen gewinnen durch Innenentwicklung“ des Ministeriums für Wirtschaft, Arbeit und Wohnungsbau richtet sich an alle Städte, Gemeinden, Landkreise und Zweckverbände im Land. Seit 2009 wurden rund 250 Projekte zur Innenentwicklung mit etwa 5,5 Millionen Euro unterstützt, teilt das Ministerium mit.

Nutznießer
In den Genuss der Förderung für einen Flächenmanager sind neben Schorndorf unter anderem auch die Städte Schwäbisch Gmünd, Bad Säckingen, Bruchsal, Kehl und Öhringen gekommen.