Der Landkreis Freudenstadt ist der ländlichste Raum im Südwesten, am urbansten ist Mannheim - weit vor der Landeshauptstadt Stuttgart.

Stuttgart - Der Flächenverbrauch im Südwesten geht weiter, aber langsamer als bisher. Das hat das Statistische Landesamt festgestellt. Ein Blick auf die regionalen Gegebenheiten fördert große Unterschiede zu Tage.

 

Die Statistiker verfolgen die Umwidmung von Land in verschiedenste Nutzungskategorien. Vergangenes Jahr waren 14 Prozent der baden-württembergischen Markung sogenannte Siedlungs- und Verkehrsfläche. Vor zehn Jahren waren das noch 13,2 Prozent. Den Großteil davon - aktuell 39 Prozent - machen Straßen, Wege, Plätze, Schienen und Landebahnen aus, also Verkehrsflächen. In diese Kategorie gehören auch Wohn- und Garten- (28 Prozent) oder Gewerbeflächen (neun Prozent). Auch Erholungsflächen fallen darunter (sechs Prozent).

Mannheim hat die höchste Verdichtung

Die Siedlungs- und Verkehrsflächen stehen unter besonderer Beobachtung der Statistiker. Sie schätzen, dass etwa 6,5 Prozent der Landesfläche tatsächlich versiegelt sind, also unter Hausdächern und Straßentrassen verschwinden. Auch Siedlungs- und Verkehrsflächen böten demnach reichlich Grün- und Freiland. Neben der Siedlungsfläche sind die beiden anderen Großkategorien Äcker, Wiesen und Weiden, die 46 Prozent der Landesfläche beanspruchen, und Wälder mit 38 Prozent.

Kaum überraschend ist, dass in Ballungsräumen die Siedlungs- und Verkehrsfläche größer ist als in ländlichen Gebieten. Doch sind die Unterschiede auch da sehr groß. Mannheim zum Beispiel weist mit mehr als 58 Prozent Siedlungs- und Verkehrsfläche den höchsten Verdichtungsgrad aus. Selbst die Landeshauptstadt Stuttgart kann da mit 51,4 Prozent nicht mithalten. Heidelberg (30,1 Prozent) und Pforzheim (30,7 Prozent) wirken schon fast ländlich. An einem Mangel hier oder einem Überangebot an Parks und städtischen Erholungsgebieten dort kann das übrigens nicht liegen, denn die sind in der Siedlungsfläche drin.

Gebäudeflächen nehmen ab

Schaut man sich die Landkreise an, haben die in der Region Stuttgart - ebenfalls wenig überraschend - den größten Flächenverbrauch. Esslingen (24,5 Prozent), Ludwigsburg (24 Prozent) und Böblingen (22,2 Prozent) führen die Rangliste an. Sie endet mit Freudenstadt (9,5), Sigmaringen (9,7 Prozent) und Waldshut (10,1 Prozent). Zur Erinnerung: der Landesdurchschnitt liegt bei 14,1 Prozent.

Die Statistiker weisen darauf hin, dass sich der Flächenverbrauch im Land verlangsamt habe. Vergangenes Jahr wurden täglich 6,6 Hektar umgenutzt. Um die Jahrtausendwende waren das noch zwölf Hektar. Dabei ist vor allem der Zuwachs an Gebäude- und Freiflächen rückläufig. Wurden um die Jahrtausendwende täglich noch 8,6 Hektar dazu verbraucht, waren es 2010 nur noch 3,9 Hektar. Bei den Verkehrsflächen in die Tendenz mit 1,6 Hekar dagegen eher konstant.

Hintergrund: Unterschiedlicher Bedarf

Klein In kleinen Orten bis 1500 Einwohner haben Verkehrsflächen mit 49,9 Prozent den größten Anteil an den Siedlungsflächen; für Gebäude werden 45,8 Prozent beansprucht.

Groß In Großstädten über 100.000 Einwohnern braucht man "nur" 28,8 Prozent der Fläche für Verkehr; 58,8 Prozent für Gebäude.