Das Wochenende steht im Zeichen des Flamencos. Profis der Szene zeigen im Theaterhaus ihr Können, im Anschluss dürfen Zuschauer von ihnen lernen.

Die Füße tanzen im Dreivierteltakt zur spanischen Musik, die Arme heben und senken sich in ruhigem Tempo, während die Handgelenke kreisen. Dazu ein hohles Klatschen mit den Handinnenflächen und ein bewusstes Stampfen mit den Füßen. Als Anfänger ist man schon mit dem Grundschritt der Sevillanas vollauf beschäftigt, eines an den Flamenco angelehnten spanischen Volkstanzes. Catarina Mora hingegen tanzt, als würde sie ein Autopilot steuern. Nur Kastagnetten würden jetzt noch fehlen.

 

Der Flamenco ist Leidenschaft für die Tänzerin. Im mittlerweile zwölften Jahr organisiert sie das Stuttgarter Flamenco-Festival, das vom 29. bis 31. Juli im Theaterhaus stattfinden wird. Begleitend dazu gibt es bis Mitte August Workshops, in denen Anfänger den Tanz kennenlernen und Fortgeschrittene ihre Kenntnisse verbessern können.

Wer eine oder sogar mehrere der drei Festivalabende besucht, sollte vorab alle Vorurteile gegenüber dem spanischen Tanz ablegen, denn große Federn, Netzstrumpfhosen oder rot-schwarz gepunktete Kleider wird es auf der Bühne nicht geben. Mora hat Tänzer nach Stuttgart geholt, die sie selbst als „Schwergewichte“ bezeichnet. Zum einen das Ensemble um Mercedes Ruiz, die eine eher klassische Performance zeigen wird: Mit „Segunda Piel“ (Zweite Haut) stellt sie dem Stuttgarter Publikum ihr neues Werk vor, das im Januar 2022 Premiere feierte.

Sichtbar gemachte Musik

Am Freitagabend wird sie ihre „Flamenco-Haut“ anziehen und die Absätze werden, begleitet von Gesang und Gitarre, auf der Bühne klackern. „Das ist sichtbar gemachte Musik“, schwärmt Catarina Mora. Jeder Schritt muss sitzen, jede Bewegung in Symbiose mit der Musik vollzogen werden.

Am Samstagabend heben Marco Vargas und Chloé Brûlé den Flamenco mit „Los Cuerpos celestes“ (Himmelblaue Körper) in das 21. Jahrhundert. Hautenge Kostüme und in den Tanz integrierte Musiker sind Ausdruck der zeitgenössischen Produktion, für die Vargas und Brûlé in diesem Jahr den Preis für die beste Flamenco-Produktion in Andalusien erhalten haben. Stolz ist Mora auf die „Flamenquitos“, deren Auftritt das Wochenende abrunden wird. 86 Amateurtänzer, Musiker und Sänger haben ein Jahr lang für ihren Auftritt trainiert. Die älteste Tänzerin ist 90, die jüngste fünf Jahre alt.

Flamenco lernen an der Seite von Profis

Wer nun selbst das Tanzbein schwingen möchte, kann sich unter Anleitung von Künstlern der spanischen Flamencoszene an den traditionellen Tanz herantasten oder seine Kenntnisse erweitern. In der ersten Augustwoche finden dreitägige Workshops im Produktionszentrum Tanz und Performance in Stuttgart Feuerbach statt – und das auf verschiedenen Niveaus, für jede Altersgruppe und zu unterschiedlichen Themen. Im Fokus stehen unter anderem verschiedene Tanzstile des Flamencos, Kurse zur Fußtechnik oder Haltung, zur Improvisation oder zur Gitarrenmusik.

Flamenco-Festival. Karten für Freitag- und Samstagabend (je 20 Uhr) und Sonntagabend (19 Uhr) gibt es unter www.stuttgarterflamencofestival.com. Auch zu Kursen kann man sich hier anmelden.