Barbara“ und „Gottlieb“ machen’s möglich: Von 10. März an fahren die zwei nach Schorndorfer Persönlichkeiten benannten Kleinbusse an Wochenenden Fahrgäste auf Bestellung.

Schorndorf - Das nennt man Service: „Barbara“ und „Gottlieb“ fahren quasi zur Wunschzeit und fast bis vor die Haustür. Von 10. März an gabeln die zwei nach Schorndorfer Persönlichkeiten benannten Kleinbusse der Firma Knauss Fahrgäste in der Schorndorfer Südstadt auf – von freitagnachmittags bis zum Betriebsschluss sonntagnachts. „Flexibler Busbetrieb“ heißt das Angebot, bei dem Passagiere sich den Blick in den Fahrplan sparen können. Stattdessen ordern sie die Busse per Handy-App, PC oder Telefon auf einen gewünschten Zeitpunkt und an einen bevorzugten Haltepunkt.

 

Bürgerwunsch: Buchung per Telefon

200 potenzielle Ein- und Ausstiegsorte habe das Projektteam in der Südstadt festgelegt, erklärt dessen Mitglied Diana Gallego Carrera – zusätzlich zu den vorhandenen 46 offiziellen Bushaltestellen der Linien 242 und 247. Während Nutzer von Smartphones auf die ganze Bandbreite von knapp 250 Haltepunkten zurückgreifen können, müssten sich Fahrgäste, die den Bus telefonisch ordern, auf die regulären Haltestellen beschränken, erklärt Gallego Carrera.

Ursprünglich habe das Projektteam lediglich eine Order per App vorgesehen: „Aber wir haben von den Bürgern, mit denen wir die Idee entwickelt haben, die deutliche Rückmeldung bekommen, dass sie den Bus auch telefonisch bestellen wollen.“ Weil manche Menschen ohne Mobiltelefon unterwegs sind, hat die Verwaltung zudem 14 Institutionen, Läden und Gastrobetriebe aufgetan, die bereit sind, auf Wunsch die telefonische Bestellung für ihre Kunden oder Gäste zu übernehmen.

Eine Konkurrenz zu Taxis wolle man nicht sein, betont Gallego Carrera, aber durch die zusätzlichen Haltepunkte verkürzten sich die Fußwege für Nutzer bis zum Bus von rund 500 Metern auf nur 150 bis 200 Meter. „Das ist interessant für Menschen, die in ihrer Mobilität eingeschränkt sind.“ Auch die Fahrzeiten seien in der Regel kürzer, denn der Bus steuert nur noch die Stellen an, an denen tatsächlich jemand zusteigen möchte. Anhand der Bestellungen werde auf Basis von Algorithmen eine möglichst ideale Route erstellt, welche dem Fahrer auf einem Bildschirm angezeigt werde, erläutert Matthias Klötzke die Funktionsweise. „Das System gibt es so noch nirgends“, sagt Klötzke, der das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) vertritt: „Wir haben in Schorndorf das Ziel, den bestehenden ÖPNV vollständig zu ersetzen.“ Aus den Ergebnissen in Schorndorf wolle man Rückschlüsse für andere Mittelzentren im Land ziehen.

Es gilt der Kurzstreckentarif

Bei einer Fahrt mit den Bestellbussen gilt der VVS-Kurzstreckentarif, sprich: 1,40 Euro pro Fahrt, Zeitkarten gelten wie gewohnt. Wie bisher sei der Anschluss an die S-Bahn garantiert, sagt Manfred Beier, der Leiter des Fachbereichs Stadtentwicklung und Baurecht. Die Bestellung der Busse laufe über die reguläre VVS-App. Nach der Eingabe der gewünschten Abfahrtszeit und des Haltepunkts müsse lediglich in einem weiteren Schritt der Bus gebucht werden.

„Für die Fahrer wird es spannend“, sagt Manfred Beier – schließlich fahren sie nun jedes Mal andere Routen. Das allerdings nur für neun Monate, dann endet der wissenschaftlich begleitete Test und der Linienbetrieb wird bis auf Weiteres wieder aufgenommen. „Die Firma Knauss hat ja die Garantie, dass sie die Linien 242 und 247 über acht Jahre fahren kann“, sagt Beier. Für grundlegende Veränderungen brauche man mehr Anlauf. Diana Gallego Carrera hofft dennoch auf ein Umdenken: „Wenn wir einige dazu bewegen können, ihr Auto stehen zu lassen, ist schon viel erreicht.“

Innovatives Projekt

Reallabor:
Als eines von sieben Projekten wird das „Reallabor Schorndorf“ im Zeitraum von drei Jahren vom baden-württembergischen Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst mit rund 1,2 Millionen Euro gefördert. Der Testbetrieb läuft neun Monate, immer von Freitagnachmittag bis Sonntagnacht.

Testnutzer:
Wer den flexiblen Busbetrieb als Testnutzer ausprobieren und dem Projektteam drei bis vier Mal im Jahr Rückmeldung geben möchte, kann sich bei der Stadtverwaltung melden: entweder direkt an der Infotheke des Rathauses, Marktplatz 1, oder per E-Mail an diana.gallego@schorndorf.de.

Veranstaltung:
Am 2. März bietet das Projektteam eine Infoveranstaltung für Bürger an. Sie beginnt um 18.30 Uhr im Rathaus.