Eigentlich will die CDU-Fraktion im Stuttgarter Landtag den Wunsch der Wirte erfüllen. Doch mit ihrem unabgestimmten Vorpreschen für flexiblere Arbeitszeiten hat sie der Branche keinen Gefallen getan, kommentiert StZ-Autor Andreas Müller.

Titelteam Stuttgarter Zeitung: Andreas Müller (mül)

Stuttgart - Von einem „Bärendienst“ wollte der Wirtepräsident zwar nicht sprechen. Doch genau den hat die CDU den Gastronomen mit ihrem Vorpreschen für flexiblere Arbeitszeiten erwiesen.

 

Da hatten sich bei den Christdemokraten die Minister und die Fraktion mühsam auf einen Vorschlag geeinigt, wie der dringlichste Wunsch der Branche erfüllt werden könnte. Doch anstatt diesen zunächst mit dem Koalitionspartner abzustimmen, posaunten sie ihn voreilig heraus: Erst verkündeten die Landtags-CDU eine Einigung, die es so noch gar nicht gab, dann sickerte das Papier des Wirtschaftsministeriums auch noch vorab durch. Kein Wunder, dass die Grünen verschnupft reagierten und erst einmal auf stur stellen. Gemeinsam mit SPD und Gewerkschaften scheinen sie nun eine breite Abwehrfront gegen die Lockerungspläne zu bilden.

An verbaler Unterstützung mangelt es nicht

Doch der Ärger über den Alleingang sollte nicht dazu führen, dass das Anliegen der Wirte nun ad acta gelegt wird. Parteiübergreifend wird stets gewürdigt, wie wichtig ihre Betriebe für den boomenden Tourismus im Südwesten sind. Und genauso einhellig ist das Bedauern darüber, dass immer mehr Landgasthöfe aufgeben müssen. An verbaler Unterstützung mangelt es also nicht. Die Gastronomen haben es auch verdient, dass sich die Politik mit ihrem Hauptproblem auseinandersetzt – in einem stark schwankenden Geschäft Personal flexibel einsetzen zu können.

Wenn sich die Wogen nach dem missglückten Vorgehen der CDU wieder geglättet haben, sollte in der Koalition eine sachliche Diskussion darüber möglich sein – und am Ende eine Lösung, die auch den Interessen der Beschäftigten Rechnung trägt.