Der Stuttgarter CDU-Vorsitzende Stefan Kaufmann stellt das Engagement seines Bewerbers Sebastian Turner bei den Piraten infrage.

Stuttgart - Der Vorsitzende der Stuttgarter CDU, der Bundestagsabgeordnete Stefan Kaufmann, bezweifelt, dass sein Oberbürgermeisterkandidat Sebastian Turner gleichzeitig auch als offizieller Bewerber der Piratenpartei in den Wahlkampf ziehen kann. Es gebe zwar keine Berührungsängste, immerhin habe auch er den Parteitag der Piraten besucht und sei mit ihnen im offenen Dialog. Und es gehe auch nicht darum, dass Turner Grundpositionen aufzugeben gedenke, die er mit der CDU teile. Es gebe aber offene Fragen, was das Engagement Turners bei den Netzaktivisten angehe, sagte Kaufmann am Donnerstag auf StZ-Anfrage. Man müsse sich das „kritisch anschauen“.

 

Vertreter von FDP und Freien Wählern, die Turner ebenfalls im Wahlkampf unterstützen, haben offiziell keine Bedenken gegen dessen Engagement bei den Piraten; hinter vorgehaltener Hand heißt es jedoch, er solle es jetzt gut sein lassen. Man könne nicht in allen Lagern um Stimmen kämpfen, sonst setze man sich dem Vorwurf aus, beliebig zu sein. Die Veröffentlichung der offiziellen Bewerbung des 45-jährigen Parteilosen auf der Internetplattform der Stuttgarter Piraten hat auch in Teilen der CDU Unmut ausgelöst. Die Basis hatte Turner Mitte März den Vorzug gegenüber dem ehemaligen Singener OB Andreas Renner eingeräumt. Der Werbeprofi begründete seinen Schritt damit, dass CDU und Piraten einige Schnittmengen hätten. Mit der Ein-Themen-Partei teile er die Offenheit gegenüber neuen Technologien und die Sympathie für neue Formen der Bürgerbeteiligung. Er lasse sich aber nicht verbiegen. Fragen wie jene zu Organisation und Absprache im OB-Wahlkampf seien noch nicht beantwortet.

Offener und transparenter Auswahlprozess

Mittlerweile haben sich neben Turner vier weitere Bürger den Piraten angedient. Ihre Antworten auf ausgesuchte Fragen sind auf der Internetseite nachzulesen, alle stellen sich am 22. April auf der Mitgliederversammlung zur Wahl. Ein offener und transparenter Auswahlprozess wird zugesichert. Der basisdemokratisch ermittelte Kandidat kann sich der „vollen organisatorischen Unterstützung“ der Partei sicher sein, muss sich allerdings bei der Wahlkampagne mit den Mitgliedern absprechen.

Dass sich in der Folge Sebastian Turner mit den Piraten auf Stimmenjagd begibt und sein Porträt sowohl auf den Wahlkampfplakaten der Christdemokraten wie auf denen der Piraten prangen könnte, kann sich der CDU-Kreischef Stefan Kaufmann nicht vorstellen. jon