Egal ob alte Ledertaschen oder ungewöhnliche Möbel: ein Besuch des Flohmarkts auf dem Karlsplatz lohnt sich vor allem für Studenten wegen der günstigen Preise.

Stuttgart - Es ist Samstagmorgen, die Sonne scheint und es riecht nach frisch gebackenen Waffeln. In der Mitte Stuttgarts findet wöchentlich der Flohmarkt am Karlsplatz statt. Von antiken Möbeln bis hin zu alten Puppen – man findet einfach alles.

 

Jede Woche verkaufen 130 gewerbetreibende Händler ihre Ware. Je nach Witterung kommen noch bis zu 50 Tageshändler dazu. Eine davon ist Marion Schaal: Sie war schon um kurz nach sieben Uhr auf dem Karlsplatz, um sich anzumelden. Danach hatte sie genug Zeit alles aufzubauen. Innerhalb von zehn Minuten platzierte sie ihre Sachen auf dem Tisch. Marion macht eine Ausbildung zur chemisch-technischen Assistentin und nutzt den Flohmarkt dazu, ihre alten Kindersachen zu verkaufen. Nach ein paar Stunden ist für sie schon klar, dass sie wieder auf diesen Flohmarkt kommen möchte. „Es ist immer Glückssache, wie viel man wirklich verkauft, aber bisher hat es sich auf den anderen Flohmärkten immer gelohnt“.

Für Verkäufer ist es schön, mit abgelegten Sachen noch ein wenig Geld zu verdienen. Die Käufer freuen sich über besondere Sammlerstücke oder Unikate. Hinzu kommt das besondere Flair eines Flohmarktes. Der historische Karlsplatz ist mit seiner Statue von Kaiser Wilhelm I. ein besonderer Ort mitten im Stadttrubel. Direkt neben der Stuttgarter Shoppingmeile und dem Alten Schloss liegt der Karlsplatz sehr zentral. Die Kastanienbäume auf dem Platz schaffen das Gefühl, nicht mehr mitten in der Stadt zu sein. Die Besucher finden hier ein bisschen Ruhe außerhalb.

Ein Flohmarkt mitten in der Stadt

Auch Architekturstudentin Carina Baumann hat den Weg zum Karlsplatz gefunden. Auch wenn der Besuch nicht eingeplant war, hat sie auf Anhieb einen Gürtel und ein Mäppchen für jeweils einen Euro erbeutet. „Mir gefallen Flohmärkte gut, weil alte Dinge nicht weggeworfen, sondern wiederverwertet werden.“ Flohmarktbesucherin Laura Siegemund macht es vor allem Spaß, in den alten Sachen zu wühlen. „Es ist viel Krust dabei, aber es macht Spaß, die coolen Teile rauszusuchen“, erzählt die Psychologiestudentin.

An einem Stand gibt es Dinge, die man in einem normalen Geschäft garantiert nicht mehr findet: alte CD's, Besteck, alte Puppen und Dekofiguren. An einem anderen Stand liegen überall Teppiche. Man kann es gar nicht mehr richtig als Stand bezeichnen, weil die Teppiche einfach auf dem Boden liegen. Überall sieht man Schilder mit Aufschriften wie „Jedes Buch einen Euro“. Selbst einen Stand für afrikanische Figuren gibt es. Aber auch viel Kleidung und Accessoires werden angeboten. Die Stimmung unter den Standbesitzern und Flohmarktbesuchern ist fröhlich und ausgelassen. Viele scheinen öfter zu kommen und unterhalten sich angeregt über die neue Ware.

Für Jörg Trüdinger ist das Alltag. Er kommt ungefähr 40 Samstage im Jahr auf den Karlsplatz und das seit 31 Jahren. Neben seinem Verkaufsgeschäft in der Stuttgarter Mozartstraße ist der Flohmarkt eine gute Möglichkeit, seine Sammlerartikel an den Mann zu bringen. „Es rentiert sich auf jeden Fall. Man muss natürlich immer viel arbeiten und gute Ware da haben“, erzählt er. Jörg Trüdinger hat sich in den ganzen Jahren eine große Stammkundschaft aufgebaut. „50 bis 60 Prozent meiner Kunden sind Stammkunden. Der Rest kauft zufällig bei mir“.

Wann ein Tag für ihn gut läuft, hängt von mehreren Faktoren ab. „Am Monatsanfang haben die Leute mehr Geld und sind dadurch auch kauffreudiger. Außerdem ist es stark wetterabhängig. Wenn es zu heiß ist, ist es nicht gut, und wenn es im Winter zu kalt ist oder regnet, kommen weniger Leute“. An diesem Samstag war schönes Wetter, nicht zu heiß und nicht zu kalt. Das Geschäft läuft für ihn gut. Jörg Trüdinger wird auch in den nächsten Jahren die Samstage auf dem Karlsplatz verbringen. Denn für ihn steht fest: „Der Flohmarkt hier hat ein tolles Ambiente, weil er mitten in der Stadt liegt und keine Autos auf dem Platz stehen“.

Dieser Text ist im Rahmen eines Projekts zum Thema "Studieren in Stuttgart" in Zusammenarbeit mit der Macromedia-Hochschule in Stuttgart entstanden. Alle Beiträge der Journalistik-Studenten gibt es auf unserer Themenseite.