Thomas Gottschalk sagte kürzlich, Sie seien ein „Irrtum der Fernsehgeschichte“. Hätten Sie da nicht große Lust gehabt, eine Gitarre zu zerdeppern?
Thomas Gottschalk ist Entertainer. Da darf man nicht jedes Wort zu ernst nehmen. Dass er sich hier bei der Wortwahl ein bisschen vertan hat, dafür hat er sich entschuldigt. Und damit ist das erledigt. Wie er selber gesagt hat, bei so einem Vortrag vor Studenten, würde er halt auch seine Oma verkaufen – Hauptsache er kassiert einen Lacher.

Sie sind auch Entertainer. Würden Sie auch Ihre Oma verkaufen?
Nee.

Wo ziehen Sie da eine Grenze?
Ich brauche mich in meiner Sendung über niemanden lustig machen. Ich kann gut über mich selbst lachen. Es darf nicht wehtun, und man muss für die Quote auch nicht alles tun. Meine Höflichkeit verbietet es mir jedenfalls, mit meinen Gästen auf einem niederen Niveau zu reden.

Sie schirmen Privates gern ab.
Über mich liest man doch genug. Von Stefan Raab weiß man zum Beispiel gar nichts.

Wo ziehen Sie denn hier die Grenze?
Wenn es um mich und meine Sendung geht, kein Problem. Auch über meine Hobbys kann man reden. Sobald es in die Familie oder in die Beziehung geht, dann muss man auch mal sagen, das ist genug. Auch um die anderen zu schützen.

Sie haben uns immer noch nicht verraten, wie es um Ihre Religion steht.
Es ist einfach meine Sache, wie oft ich bete. Ich bete zum Beispiel vor jedem Auftritt.

Sind Sie Muslim?
Nein, ich bin nicht Muslim. Ich bin tiefkatholisch aufgewachsen. Ich glaube sehr wohl an Gott, aber ich bete für mich, mir tut das gut.

Empfinden Sie Ihren frühen und großen Erfolg als Segen oder Fluch?
Er ist alles andere als ein Fluch, und es ist ein Segen, dass meine Eltern so gut auf mich aufgepasst haben. Ich musste nie irgendwas. Meine Eltern haben nie Verträge für mich abgeschlossen. Den ersten habe ich selbst unterschrieben.

Sie waren blond und hatten längere Haare, jetzt tragen Sie Ihre Haare kurz und braun. Dürfen Sie das auch selbst entscheiden?
Klar, das mach ich mit mir aus. Auch die bunten Anzüge wähle ich aus. Es gibt schon genug langweilig gekleidete Menschen im Fernsehen, da braucht ihr mich nicht auch noch.

Es gibt Menschen, die volkstümliche Unterhaltungsmusik verdammen, weil sie sagen, dass mit der dort präsentierten heilen Welt die wahren Probleme zugekleistert würden. Und es gibt die anderen, die sagen, es ist wichtig für die alten und benachteiligten Menschen, dass die ihre zwei Stunden ruhige Unterhaltung bekommen. Wie ist Ihre Meinung dazu?
Zu sagen, meine Zuschauer wären alt und krank, das ist diskriminierend. Man darf das Publikum nicht unterschätzen. Ich darf mit meinen Shows ein Best-Ager-Publikum ansprechen, das sehr anspruchsvoll und offen ist. Derjenige, dem mein Genre nicht gefällt, der muss es ja nicht anschauen. Ich will da keinen bekehren.

Ihr Kollege Hansi Hinterseer erklärt gerne, dass die Welt ja heil sei und dass viele Leute nur nicht bereit seien, das zu sehen.
Ich finde es schön, wenn man am Samstagabend zwei Stunden lang nicht über die negativen Dinge der Welt spricht. Es muss doch keiner meine Sendung gucken, man hat doch eine Fernbedienung. Ist doch toll, dass wir in einer Demokratie leben. Es gibt doch nichts Demokratischeres als das Fernsehprogramm.

Und wenn der Zuschauer Sie wählt, dann bekommt er . . .
. . . gute Unterhaltung.

Was ist das Ihrer Meinung nach?
Wir machen sehr gute Unterhaltung, die vielleicht nicht jedem gefällt. Es gehören gewisse Basics dazu – aber die zu verraten, das wäre ja blöd von mir. Wichtig ist halt, dass einem das, was man macht, selbst gefällt. Der Zuschauer merkt schnell, wenn das nicht der Fall ist. Bei uns merken die Zuschauer einfach, dass da ein Team ist, das wirklich Bock auf die Sache hat. Wenn man am nächsten Morgen dann eine gute Quote hat, freut man sich, dass das, was man macht, honoriert wird.

Sie schauen auf die Quote?
Natürlich muss man auf die Quote schauen. An irgendeinem Wert muss man sich ja messen lassen.

Das klingt nach großem Ehrgeiz.
Ja, natürlich möchte ich in meinem Job gut sein.

Und wenn Sie von heute auf morgen nicht nur Ihre Frisur ändern wollen, sondern gern gleich ganz etwas anderes machen würden, dann ginge das nicht . . .
Doch natürlich ginge das. Wer sollte mich daran hindern?

Ihre Fans, die sich verraten fühlen würden, wenn Sie von übermorgen an bei AC/DC mitspielen würden.
Das will ich ja auch gar nicht. Ich mach ja das, was mir Spaß macht.

Auch noch in zwanzig Jahren? Wo sehen Sie sich da?
Hoffentlich als erfolgreicher Showmaster auf der Bühne. Ich unterhalte gerne Leute. Ich habe schon meine Eltern als Dreijähriger im Schlafzimmer unterhalten.

Sie werden „Wetten, dass . . ?“ also nie moderieren . . .
Meine Sendung ist doch eine wunderbare Sendung.