Florian Silbereisen ist Entertainer mit Leib und Seele – und Anstand. Anders als so mancher Kollege würde er für einen Lacher nicht seine Oma verkaufen.

Stuttgart – Mit dreißig feierte Florian Silbereisen sein zwanzigjähriges Bühnenjubiläum. Jetzt ist er 31 und will noch ewig mit volkstümlichem Schlager weitermachen. Auch wenn Thomas Gottschalk ihn als einen „Irrtum der Fernsehgeschichte“ bezeichnet hat.
Herr Silbereisen, wie verbringen Sie das Weihnachtsfest?
Ganz traditionell, im Kreis der Familie. Es gibt Schweinswürstel mit Kraut, das gibt es jedes Jahr. Das mag ich auch nur einmal im Jahr, aber an Heiligabend ist das wunderbar.

Was heißt Familie für Sie?
Ich habe eine sehr große Familie. Da sind meine Eltern, vier Geschwister, meine ganzen Neffen und Nichten. Am Nachmittag gehen wir spazieren, wir gehen in die Kindermette, abends gibt’s das Essen, und dann läutet irgendwann das Glöckchen und wir dürfen ins Wohnzimmer. Da steht dann der Christbaum und dann gibt’s die Bescherung für die Kleinen. Dann wird gesungen und der Abend schön gemütlich genossen.

Ist Ihre Freundin, die Sängerin Helene Fischer, auch dabei?
Ja. Mit ihrer Familie.

Sie sagten kürzlich in Ihrer Adventsshow im Fernsehen, dass das, was Sie machen, „Wellness für die Seele“ sei. Wie ist das denn genau zu verstehen?
Ich wollte, dass die Zuschauer wissen, was sie in dieser Sendung erwartet. Wenn sie es laut, turbulent und schnell haben möchten, dann müssen sie zu RTL schalten. Wir wollten Entspannung, Besinnung, und Ruhe bieten.

Wer Wellness für die Seele macht, kann sich in unseren kriegerischen Zeiten kaum politisch äußern, oder?
Das verbietet sich nicht, aber natürlich bin ich am Samstagabend als Unterhalter angestellt. Die „Tagesschau“ läuft vorher, da werden diese Themen besprochen. In meiner dreistündigen Show ist das dann eher ein bisserl außen vor.

Ist die Adventszeit denn für Sie persönlich eine besondere Zeit?
Da ich viel unterwegs bin, ist sie kürzer als bei anderen, außerdem kümmere ich mich jetzt schon um Frühlingsthemen. Aber natürlich ist das auch für mich eine Zeit, in der ich mal zur Ruhe komme. Um Silvester herum werde ich mich mit der Leichtigkeit des Seins beschäftigen.

Sind Sie religiös?
Die Besinnlichkeit der Zeit hat für mich nichts mit einer einzelnen Religion zu tun. Ich bin ein gläubiger Mensch, bin aber auch offen für andere Einstellungen. Da muss jeder seinen Weg finden. Ich merke nur, dass ich in der Adventszeit mehr über mich nachdenke als zu anderen Zeiten.

Sie ziehen Bilanz? Fragen Sie sich, wie das Jahr war? Und wie war’s?
Gut. Absolut.

Sie haben mit dreißig Ihr zwanzigjähriges Bühnenjubiläum gefeiert. Sie arbeiten professionell und routiniert. Geht dabei der Spaß flöten?
Das Tolle an meinen Job ist, dass, wenn ich zur Arbeit gehe, dann ganz viele Menschen da sind, die sich auf mich freuen. Ich muss nie in ein Büro und gucken, ob da der Kollege griesgrämig schaut.

Sie haben nie schlechte Laune?
Es kommt durchaus vor, dass ich auch mal schlecht drauf bin, aber dann geht der Vorhang auf, und dann sieht man die vielen Leute und sagt sich, die sind wegen dir da – da ist man dann sofort gut drauf.

Rockstars können auf der Bühne durchaus auch ihre Depressionen ausleben. Sie nicht.
Ich habe ja auch keine Depressionen.

Rockstars können auf der Bühne auch ihre Wut ausleben. Sie nicht.
Die können wiederum ihren Spaß und ihre gute Laune nicht ausleben. Ganz klar ist einfach, dass das, was ich da mache, mir wirklich Spaß macht, weil es mir nie langweilig werden kann. Wenn ich Lust auf einen Stunt habe, wenn ich mit dem Fallschirm live in der Sendung landen will, dann kann ich das meiner Redaktion sagen, und dann habe ich meinen Adrenalinausstoß und meinen Ausgleich. Das ist sensationell.

Aber Sie können keine Gitarre auf der Bühne zerschlagen. Das macht ein Florian Silbereisen nicht.
Warten Sie mal ab, was in der Wintershow passiert. Da wird es auf jeden Fall einen Heavy-Metal-Klassiker geben. Ich kann mich in meinen Sendungen vollkommen austoben. Da gibt es keine Grenzen.