Mit der Flucht in die ecuadorianische Botschaft in London hat sich der Wikileaks-Gründer dem Zugriff der britischen Behörden entzogen. Solange Assanges Asylantrag geprüft wird, steht er unter dem Schutz Ecuadors.

London - Wikileaks-Gründer Julian Assange hat sich mit der Flucht in die ecuadorianische Botschaft in London dem Zugriff der britischen Behörden entzogen. Das räumte das britische Außenministerium am Mittwoch ein, nachdem der wegen Vergewaltigungsvorwürfen vor der Auslieferung an Schweden stehende Australier am Dienstag Zuflucht in der diplomatischen Vertretung des südamerikanischen Landes gesucht und einen Asylantrag gestellt hatte.

 

Der Gründer der Enthüllungsplattform Wikileaks habe gegen seine Kautions-Auflagen verstoßen und werde verhaftet, sollte er die Botschaft verlassen, teilte die Polizei mit. Das Außenministerium erklärte jedoch, solange Assange in der Botschaft sei, befinde er sich „außerhalb des Zugriffs der Polizei“. In Gesprächen mit der ecuadorianischen Regierung solle der Fall so schnell wie möglich gelöst werden.

Ecuadors Außenminister Ricardo Patino sagte, Assanges Asylantrag werde geprüft. Solange stehe Assange unter dem Schutz Ecuadors. Wann mit einer Entscheidung zu rechnen sein könnte, ließ er aber offen.

Assange sieht seine Rechte von Australien nicht geschützt

Für Assange, der in Schweden der Vergewaltigung und der sexuellen Nötigung beschuldigt wird, ist es der bisher letzte in einer Reihe von Versuchen, seine Auslieferung zu verhindern. In Großbritannien hatte er zuvor bereits alle juristischen Möglichkeiten ausgeschöpft. Vor weniger als einer Woche hatte der dortige Oberste Gerichtshof eine Wiederaufnahme des Auslieferungsverfahrens gegen Assange abgelehnt - auch dieser Antrag war bereits ein für das britische Rechtssystem ungewöhnlicher Schritt gewesen.

In einer kurzen Erklärung teilte Assange mit, er sei dem ecuadorianischen Botschafter und der Regierung dankbar, dass sie seinen Antrag in Erwägung ziehe.

Patino sagte, Assange sehe seine grundlegenden Rechte von seinem Heimatland Australien nicht ausreichend geschützt. Der Wikileaks-Gründer hatte zuvor erklärt, dass in den USA bereits Anklage gegen ihn erhoben worden sei und er bei einer Auslieferung nach Schweden wegen Geheimnisverrats belangt werden könnte. Die Enthüllungsplattform hatte 2010 Hunderttausende vertrauliche US-Diplomatendepeschen im Internet veröffentlicht.

Anwältin: Assange will Auslieferung an USA verhindern

Die linksgerichtete Regierung des ecuadorianischen Präsidenten Rafael Correa ist gegenüber den USA kritisch eingestellt und hat sich auch positiv über Wikileaks geäußert. Correa war über eine Videoschaltung sogar Gast in Assanges Talkshow gewesen und hatte dem Wikileaks-Gründer Mut zugesprochen. Nach Angaben einer Mitarbeiterin der Show soll Assange in diesem Zusammenhang auch ein Angebot für Asyl in Ecuador erhalten haben.

Rechtsexperten rätselten über die Hintergründe des Asylantrags von Assange. Die Menschenrechtsanwältin Helena Kennedy, ehemaliges Mitglied seines Rechtsberater-Teams, sagte, der Wikileaks-Gründer könnte eine Verhandlungslösung mit Schweden anstreben, die eine Auslieferung an die USA ausschließt. Mit einer entsprechenden Zusicherung werde er womöglich freiwillig nach Schweden gehen.