Die guten wirtschaftlichen Daten sind eine gute Voraussetzung, um die Integration der Flüchtlinge zu bewältigen. Die Bundesagentur steht in den kommenden Monaten vor dieser Mammutaufgabe, kommentiert StZ-Wirtschaftsredakteur Thomas Thieme.

Stuttgart - Von all den Zahlen, die BA-Chef Frank-Jürgen Weise am Mittwoch vorgelegt hat, fällt eine ins Auge: 763 000 Personen haben im September an einer vom Bund oder der Bundesagentur geförderten arbeitsmarktpolitischen Maßnahme teilgenommen. Das waren fünf Prozent weniger als im Vormonat. Dass dieser Rückgang nur eine Momentaufnahme ist, wird angesichts der hohen Zahl von Flüchtlingen, mit deren Integration in den Arbeitsmarkt die BA betraut ist, schnell klar. Die Behörde steht vor einer Mammutaufgabe, bei der sie auch ihre übrigen Aufgaben nicht aus dem Blick verlieren darf.

 

Der größte Teil der Flüchtlinge wird Förderung in Anspruch nehmen müssen; der Bedarf an Sprachkursen, Aus- und Weiterbildungen, Umschulungen und anderen Einstiegshilfen in Jobs ist immens. Die deutsche Wirtschaft braucht diese jungen, motivierten Menschen aus Eritrea, Syrien, Afghanistan, dem Irak und anderen Ländern, die nur eine ernsthafte Perspektive hier haben, wenn man sie befähigt, am gesellschaftlichen Leben teilzuhaben. Das funktioniert neben Kontakten im persönlichen Umfeld vor allem am Arbeitsplatz.

Experten erwarten einen Anstieg der Arbeitslosigkeit

Ein flüchtlingsbedingter Anstieg der Arbeitslosigkeit, wie ihn Volkswirte und Arbeitsmarktexperten für 2016 erwarten, ist ein Preis, der trotz aller ohnehin vorhandenen Mehrbelastungen bezahlt werden muss. Kurzfristig mag sich das negativ auf die Statistiken und die Staatsfinanzen auswirken, auf lange Sicht profitieret die Gesellschaft gleich in mehrfacher Hinsicht davon: Die Zuwanderer helfen, den wachsenden Arbeitskräftebedarf zu decken, sie können Stellen in Mangelberufen besetzen, für die sich heute schon nicht mehr genug einheimische Bewerber finden, sie zahlen in die Sozialkassen ein und mehren damit den Wohlstand aller.

Das alles mag nicht der erste oder zweite Gedanke eines Menschen sein, der eine schwere Flucht hinter sich und beschwerliche Wochen und Monate in einer Sammelunterkunft vor sich hat. Doch ein Ziel eint die allermeisten Neuankömmlinge: Sie wollen ihre Familien von der eigenen Hände Arbeit ernähren und wieder ein selbstbestimmtes Leben führen. Geben wir ihnen die Gelegenheit dazu!