In Baden-Württemberg sind allein im August 15.000 Flüchtlinge neu angekommen. Etliche werden in andere Bundesländer weitergeschickt, müssen aber doch zunächst untergebracht werden. Dabei platzen die Aufnahmestellen aus allen Nähten.

Stuttgart - Im August sind in Baden-Württemberg rund 15 000 Flüchtlinge eingetroffen. Davon werden etliche in andere Bundesländer weiterverwiesen, doch dürfte die Zahl der im Land bleibenden Neuankömmlinge über dem Ergebnis des Juli liegen, in dem knapp 7100 neue Asylbewerber vom Land unterzubringen waren. Das sagte ein Sprecher des für die Flüchtlingsbetreuung im Land zuständigen Regierungspräsidiums Karlsruhe. Bis Ende Juli hatte das Land 29 100 Asylantragsteller aufgenommen. „Es ist ein tägliches Kommen und Gehen“, sagt der RP-Sprecher. Jeden Tag träfen Flüchtlinge im Land ein, würden aber auch in andere Bundesländer oder in Stadt-und Landkreise weitergeschickt.

 

Die ständige wachsende Zahl bringt das Land bei der Unterbringung der Flüchtlinge immer stärker unter Druck. Neue Standorte für zusätzliche Aufnahmeeinrichtungen tun sich kurzfristig nicht auf, deshalb wird die Belegung in den bestehenden Unterkünften immer höher verdichtet.

Der Leiter der Landeserstaufnahmestelle (Lea) in Ellwangen, Berthold Weiß, hatte im Südwest-Fernsehen einen Aufnahmestopp für seine Einrichtung gefordert. Ausgelegt ist die in der Reinhardt-Kaserne angesiedelte Lea für 1000 Personen. Aktuell leben dort aber 3400 Menschen. In Vier-Bett-Zimmern seien inzwischen bis zu zehn Hilfesuchende untergebracht.

Zehn Leute im Vierer-Zimmer

Das Integrationsministerium in Stuttgart macht dem Lea-Leiter aber wenig Hoffnung, denn auch die anderen Aufnahmestellen des Landes sind heillos überbelegt. In der Zollernalb-Kaserne in Meßstetten sollten maximal 1000 Menschen unterkommen, dort werden derzeit aber 2500 Flüchtlinge betreut.

Am Montag wurde die notdürftige Unterbringung von 500 Flüchtlingen in der Messe Offenburg beendet; sie hatten zuvor bereits in der Schleyer-Halle in Stuttgart gastiert und wurden jetzt in die ehemalige französische Kaserne nach Donaueschingen verlegt, sodass dort statt 350 nun mehr als 800 Flüchtlinge untergebracht sind.

Das Regierungspräsidium Tübingen erklärte sich bereit, 150 Asylbewerber aus der überbelegten Lea in Ellwangen zu übernehmen und in Sigmaringen einzuquartieren. Dort waren 400 Plätze geplant, inzwischen sind aber schon mehr als tausend Menschen dort eingezogen.

Plätze in Wertheim

Erst im Oktober werden in der ehemaligen Polizeischule des Landes in Wertheim (Main-Tauber-Kreis) 1000 weitere Plätze entstehen. Am Donnerstag wird es dazu eine außerordentliche Gemeinderatssitzung geben, bei der die Bürgerschaft sich informieren kann. Eigentlich sollte die Polizeischule erst im neuen Jahr zur Flüchtlingsaufnahmestation umfunktioniert werden. Das Innenministerium hat dann aber signalisiert, dass der Akademiebetrieb schon zum 15. Oktober beendet wird. Unmittelbar danach werden die ersten Flüchtlinge dort eintreffen.

Auf 500 Plätze ist eine Aufnahmestelle konzipiert, die im Oktober in Tübingen stehen soll. Dazu wird beim Tübinger Landratsamt eine Traglufthalle errichtet. Ebenso viel Platz soll eine provisorische Aufnahmestelle in Freiburg bieten, die demnächst fertig sein soll. Diese zusätzlichen Standorte werden aber erkennbar auch nicht die große Entlastung bringen.

Hoffen auf Freiburg

Erst Ende nächsten Jahres soll in Freiburg eine regelrechte Landeserstaufnahmestelle stehen, in der auch das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (Bamf) eine Außenstelle einrichten wird und somit dort Asylanträge bearbeiten kann. Das ist bislang nur in Karlsruhe, Ellwangen und in Reutlingen der Fall. Ende 2017 soll eine weitere Lea in Schwäbisch Hall zusätzliche tausend Plätze bieten. Auch dort wird es eine Bamf-Außenstelle geben. Im Land sollen dann an sechs Orten Anträge bearbeitet werden können. Viele andere Bundesländern haben nur einen solchen Bamf-Außenposten; in Bayern sind drei aktiv und vier weitere geplant.