Schüler, Azubis, Studenten, Rentner, Geflüchtete, aber auch Vollzeitangestellte betreuen im Auftrag des DRK die Menschen in der Esslinger Flüchtlingsunterkunft Zeppelinstraße. Am Anfang war es ganz anders.

Region: Corinna Meinke (com)

Der Wachmann nickt Martin Kuhn freundlich zu. Dann geht es mit dem Vorsitzenden des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) von Baltmannsweiler steil treppauf bis in den Speiseraum. Hier in der Esslinger Zeppelinstraße 112, wo bis September 2021 eines der beiden provisorischen Kreisimpfzentren eingerichtet war, reihen sich Tische und Stühle zu einem Speisesaal auf. Bis zu 400 Menschen können hier verköstigt werden. Seit März sorgt das DRK hier für Geflüchtete, die der Kreis unterbringen muss.

 

Von 6 bis 21 Uhr bieten die Frauen und Männer in vier Schichten drei Mahlzeiten pro Tag an. Das Mittagessen kommt aus der Medius Klinik Kirchheim. Momentan leben rund 200 Menschen aus Syrien, Irak, dem Iran, aus Afghanistan und aus Nordafrika in der Zeppelinstraße, während ukrainische Flüchtlinge nun im Esslinger Roser-Areal untergebracht sind. „Unsere Mitarbeiter sprechen fast alle wichtigen Sprachen, sonst hilft uns Google Übersetzer“, sagt der DRK-Koordinator Martin Beuker. Abends liest der Weilheimer die Schichtprotokolle, denn er kann nicht jeden Tag in der Unterkunft nach dem Rechten sehen. Für diese Aufgabe sind zehn Schichtleiter verantwortlich.

Zehn Schichtleiter sind notwendig

Während der Koordinator weiterhin ehrenamtlich arbeitet, musste das DRK die Arbeit in der Flüchtlingsunterkunft professionalisieren. Bis Ende April kümmerten sich DRK-Kräfte in ihrer Freizeit um die Abläufe, dann war die Kraft dieser Frauen und Männer am Ende. „Für das Ehrenamt war das eine enorme Belastung“ erinnert sich Martin Kuhn, der die Strukturen in der Zeppelinstraße ehrenamtlich mitaufgebaut hat.

Die Sanka Service- und Dienstleistungs GmbH, ein DRK-Tochterunternehmen des Kreisverbands Nürtingen-Kirchheim, hat die gut 200 Frauen und Männer für die Flüchtlingsbetreuung eingestellt. Dazu zählen Schüler, Azubis, Studenten, Rentner und Geflüchtete in Voll- und Teilzeit oder auf Minijob-Basis. Dank der Professionalisierung können sich die DRK-Ehrenamtlichen wieder auf ihre originären Aufgaben im Sanitäts- und Bereitschaftsdienst konzentrieren. Professionelle Strukturen, die ebenfalls über Arbeitsverhältnisse der Sanka laufen, gibt es beim Kreisverband auch im Rettungsdienst, den Familienzentren und den DRK-Heimen.

Wo in den Obergeschossen früher Büro- und Produktionsflächen waren, stehen heute mannshohe Absperrgitter, gehalten von Betonsteinen, wie man sie von Baustellen kennt. Dahinter befinden sich bis zu zehn Betten und für jeden Geflüchteten ein Spind. Ein wenig Privatsphäre bieten nur die weißen Plastikbahnen über den Gittern. Jeder hört jeden. Für die Wäsche stehen Waschmaschinen und Trockner in einem Raum, und gegenüber können sich die Bewohner zu den Öffnungszeiten der Kleiderkammer mit Wäsche, Wintersachen und Schuhen versorgen. Gute Stücke seien allerdings eher Mangelware.

Wie geht es nächstes Jahr weiter

Vor der Essensausgabe hat sich eine lange Schlange gebildet. Die DRK-Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter haben Platten mit Käse, Tomaten, Gurken und Salaten samt Brot, Butter und Getränken fürs Abendessen vorbereitet. In der dunklen Jahreszeit kommen wieder mehr Bewohner zu den Mahlzeiten, sagt Beuker. Noch ist unklar, ob der Landkreis Esslingen den bis 31. März 2023 befristeten Einsatzauftrag des DRK verlängern wird. Von mindestens drei weiteren Monaten in der Zeppelinstraße geht Beuker aber derzeit aus.