Einmal pro Woche kocht der Flüchtling Rami Hennawi für die Mitarbeiter der Esslinger Firma w11k. Durch das soziale Projekt unterstützen die Softwareentwickler den Flüchtling und drücken ihm die Daumen für einen Ausbildungsplatz.

Kultur: Kathrin Waldow (kaw)

Esslingen - Für Rami Hennawi ist die kleine Küche der Esslinger Firma w11k sein neuer Arbeitsplatz. Seit einigen Wochen kocht der syrische Flüchtling für die Mitarbeiter im Rahmen eines Minijobs. Dann gibt es für die Software-Entwickler in der Nähe des Dick Areals Gerichte aus Ramis alter Heimat: „Zum Beispiel Falafel, Hühnchen mit Freekeh und Salat. Aber ich habe auch schon Pizza gemacht und nächste Woche wollen wir zusammen Linsen und Spätzle kochen“, sagt der 25-Jährige. Freekeh ist gebratener grüner Weizen, den Rami, wie viele seiner Zutaten, in einem türkischen Supermarkt einkauft.

 

Über Kontakte zu einer Flüchtlingshelferin, die seine Leidenschaft zum Kochen kannte, ist er zu der Esslinger Firma gekommen. „Die Kollegen kochen zwar häufig gemeinsam und dachten es wäre auch schön, wenn ab und zu ein Koch da wäre. Durch den Kontakt zu Rami über eine Mitarbeiterin kam dann die Idee für das syrische Mittagessen auf“, sagt Martina Bruckner, eine Angestellte der Firma w11k.

Minijob als soziales Projekt

„Bislang kamen keine Beschwerden. Alle sagen, dass es schmeckt. Wenn nicht, kann ich auch was anderes kochen“, sagt Rami. Rund zehn Mitarbeiter nehmen jede Woche an dem Essen teil, das pro Person zehn bis zwölf Euro kostet. „Mit seiner Anstellung hier und den Kosten für die Lebensmittel ist das natürlich etwas teurer als ein normales Mittagessen. Für uns ist das aber auch eine Art soziales Projekt“, sagt Bruckner. Durch das Mittagessen kommt Rami Hennawi in Kontakt mit Deutschen, was ihm sehr wichtig ist. „So lerne ich am besten Deutsch“, sagt er und bringt seinen Mittagstisch-Gästen durch das gemeinsame Essen seine Kultur und Lebensgeschichte näher.

In Damaskus habe er nach der Schule, die er bis zu seinem 14. Lebensjahr besucht hat, in einem Imbiss gearbeitet. Eine Ausbildung hat Rami nicht. „Ich suche einen Ausbildungsplatz als Koch und hoffe, ich kann das in Deutschland machen“, sagt er. Seine Schwester wohnt in München, weshalb Deutschland sein Ziel nach der Flucht aus dem Kriegsland war. Er kam auf Krücken in München an, das einzige Problem sei sein Bein. Darüber will er nur so viel erzählen: „Ich hatte einen Unfall mit einem Bus.“ Mehrere Operationen in Syrien und Deutschland habe er bereits hinter sich. Langes Stehen bereite ihm Probleme. Als Koch sei das natürlich unerlässlich. „Mein Arzt sagt, dass ich in ein paar Monaten bis zu acht Stunden auf den Beinen sein kann“, sagt der junge Mann.

Der Wunsch nach einer Ausbildung ist groß

„Rami ist sehr engagiert und gewissenhaft. Wir hoffen alle für ihn, dass er eine Ausbildungsstelle bekommt. Dann wird er hier zwar nicht mehr kochen können, aber für ihn ist es erstrebenswert nicht dauerhaft einen Minijob, sondern eine richtige Vollzeitstelle zu haben“, sagt Bruckner. Noch bis Mai läuft seine Anstellung als Minijobber, bis dahin hofft er, einen Ausbildungsplatz gefunden zu haben.

Einen wichtigen Schlüssel dafür, seine Deutschkenntnisse, will er bis dahin in einem Deutschkurs und beim gemeinsamen Kochen und Mittagessen mit den Softwareentwicklern verbessern.

Flüchtlinge und Arbeit im Kreis Esslingen:

Für Unternehmen
Die IHK Region Stuttgart bietet einen Arbeitskreis Flüchtlinge an. Unternehmen finden dort Infos und eine Plattform für den Erfahrungsaustausch. Aus dem Kreis Esslingen sind hier gut 40 Betriebe vertreten.

Projekte
Hilfen für den Berufseinstieg von Flüchtlingen gibt es unter anderem über das vom Land geförderte Projekt KAUSA und das IHK-Kümmerer-Projekt oder über das Fachkräfteportal im Kreis: www.perspektive-es.de