Bei schweren Zusammenstößen zwischen Migranten im Flüchtlingslager Moria auf der Insel Lesbos sind am Dienstagabend Dutzende Menschen verletzt worden. Hilfsorganisationen kritisieren die katastrophalen Zustände.

Korrespondenten: Knut Krohn (kkr)

Lesbos - Die Lage der Flüchtlinge auf den griechischen Inseln ist weiter katastrophal. Immer wieder kommt es zu Spannungen. So sind im Flüchtlingslager Moria auf der Insel Lesbos bei schweren Zusammenstößen zwischen Migranten am Dienstagabend Dutzende Menschen verletzt worden. Zehn von ihnen mussten nach Informationen der Insel-Onlinzeitung „Lesvosnews.gr“ in das örtliche Krankenhaus gebracht werden, darunter zwei schwangere Frauen und ein Kind.

 

Streit zwischen Afghanen und Syrern

Aus bisher unbekannten Gründen waren am Abend Gruppen von Afghanen und Syrern aneinandergeraten. An verschiedenen Stellen im Lager gingen Zelte in Flammen auf, die Feuerwehr und die Sicherheitspolizei seien in großer Zahl im Einsatz gewesen, um die Situation unter Kontrolle zu bringen.

Humanitäre Organisationen kritisieren seit Monaten die katastrophalen Bedingungen vor allen in Moria. Tausende Menschen müssten im winterlichen Wetter der Ägäis mit starken Regenfällen und kräftigen Winden in Zelten ausharren. Es gebe kein warmes Wasser, viel zu wenige Toiletten und keinen Raum zum Aufwärmen.

Obwohl die griechische Regierung im Dezember bereits mehr als 1650 Flüchtlinge und Migranten von den Inseln aufs Festland gebracht hat, sind die Flüchtlingslager vor allem auf Lesbos und Chios weiterhin heillos überfüllt. Im Lager Moria leben offiziellen Angaben zufolge rund 5500 Menschen, obwohl es nur 2330 Plätze gibt. Die meisten warten bereits seit vielen Monaten auf die Bearbeitung ihrer Asylanträge. Entsprechend angespannt und gereizt ist die Stimmung.

Lager hoffnungslos überfüllt

Die schlechte Lage hat zu Spannungen zwischen dem Migrationsminister Yannis Mousalas und dem Bürgermeister der Hafenstadt Mytilinis Spiros Galinos geführt. Der Bürgermeister warf Mousalas Gleichgültigkeit und Untätigkeit vor. Dies habe zu dieser schlimmen Situation geführt.

„Wir hatten 8500 Flüchtlingen und die Anlagen in Moria reichen gerade für 3500 Menschen aus“, sagte Galinos. Der Migrationsminister warf Galinos seinerseits vor, dass er zum zweiten Mal den Transport von ambulanten Hütten, welche die Lebensbedingungen der Flüchtlinge verbessern würden, verhindert habe.

Von Januar bis Anfang November kamen dem UN-Flüchtlingshilfswerk UNHCR zufolge bereits 25 000 Migranten und Flüchtlinge auf dem Seeweg in Griechenland an. Von einem „merklichen Anstieg“ spricht der griechische Migrationsminister Giannis Mouzalas.

Eric Kempson, ein britischer Künstler, der sich auf Lesbos niedergelassen und sein Atelier direkt am Strand eingerichtet hat, verbringt inzwischen immer wieder Nächte damit, Flüchtlinge zu empfangen. Sie kommen von der nahen türkischen Küste, die von Lesbos mit bloßem Auge deutlich zu sehen ist. Kempson hat inzwischen eine kleine Hilfsorganisation gegründet, die die Menschen mit dem Nötigsten versorgt.

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