Im Sommer ziehen Flüchtlinge ins Münchinger Gewerbegebiet. Richtig zufrieden ist mit dieser Lösung niemand in Korntal-Münchingen. Doch die Stadt steht bei der Anschlussunterbringung unter Druck.

Korntal-Münchingen - Um weitere 29 Flüchtlinge in Korntal-Münchingen anschlussunterbringen zu können, wird die Kommune im Stadtteil Münchingen im Gewerbegebiet 30 Container errichten. Diese sollen in der Kornwestheimer Straße aufgebaut werden – nicht für immer, sondern als „kurzfristige“ Zwischenlösung, bis die Stadt an einer anderen Stelle eine dauerhafte Lösung gefunden hat. Die Bauarbeiten sollen im April beginnen. Im August ziehen die Flüchtlinge dann ein. Bei Bedarf lässt sich die Anlage erweitern.

 

Zwar stimmten in der jüngsten Sitzung alle Gemeinderäte für den Aufbau der Unterkunft im Gewerbegebiet. Der SPD-Fraktionschef Egon Beck nannte das Vorhaben aber eine „teure Zwischenlösung“: Eine dreiviertel Million Euro gibt Korntal-Münchingen für die Containeranlage aus, die derzeit noch am Gymnasium in Korntal ist. Lehrer und Schüler nutzten sie als Klassenzimmer für den Unterricht, während die Schule saniert wurde.

In den 750 000 Euro enthalten sind die Kosten für die Erschließung des Grundstücks, für den Umzug der Container, ihren Umbau zu Wohnraum sowie für Küchen und Bäder, die in die Wohneinheiten integriert werden. Außerdem müssen Leitungen verlegt werden. Hinter den Containern entsteht ein Außenbereich mit Spielplatz, Stellplätzen und Bäumen. Einige der Ideen kommen von Anwohnern.

Mit Bürgern vernetzen

„Wir haben weiterhin viel Druck, Flüchtlinge unterzubringen“, sagte der Bürgermeister Joachim Wolf. Gleichwohl zeigte er sich nicht glücklich mit der provisorischen Unterkunft, zumal Container nie die „gewünschte Wohlfühl-Atmosphäre“ erzeugten. „Der Standort ist nicht optimal“, gab der Bürgermeister zu.

Er habe sich auch damit schwergetan, den Standort im Gewerbegebiet auszuweisen. Denn Korntal-Münchingen hat nur noch wenige freie Flächen für weitere Gewerbenutzungen. Der Standort erschwere zudem die Integration der Flüchtlinge. „Integration bedeutet, dass die Menschen sich mit den Bürgern vernetzen“, sagte Joachim Wolf. Im Gewerbegebiet außerhalb des Ortskerns sei dies eine Herausforderung.

Aus Sicht von Egon Beck wird aus der „kurzfristigen“ Lösung eine „eher mittelfristige“. „Der Flüchtlingsstrom wird in den nächsten Jahren nicht wesentlich nachlassen“, sagte der SPD-Fraktionschef. Noch größer als die Herausforderung, genug Wohnraum zu schaffen, ist laut Beck die Herausforderung der Integration. „Die Menschen müssen unsere Sprache lernen und einen Job bekommen. Das bringt uns noch viel Arbeit“, sagte er. Doch man werde alles tun, um die Aufgaben zu meistern.

Container auch in Ditzingen

Dieses Jahr benötigt die Stadt Platz für insgesamt 250 Menschen in der Anschlussunterbringung. Sie hat jedoch nur Wohnraum für 220 Personen. Korntal-Münchingen ist deshalb inzwischen dazu übergegangen, auch privaten Wohnraum zu mieten sowie städtische Wohnungen zu nutzen, die eigentlich für Obdachlose und andere sozial bedürftige Menschen vorgesehen sind. Im Januar hatte der Ausschuss für Technik und Umwelt grünes Licht für die Sanierung des Gebäudes in der Gaisgasse 12 in Münchingen gegeben. Von Sommer an kommen dort zwölf Flüchtlinge unter. Kosten: 250 000 Euro.

Im Strohgäu steht auch Ditzingen bei der Unterbringung von Flüchtlingen unter Druck. Deshalb schafft die Stadt wie Korntal-Münchingen auch Platz in Containern im Gewerbegebiet – für knapp eine Million Euro. Das Landratsamt Ludwigsburg hatte im vergangenen Spätsommer angekündigt, Ditzingen von September an monatlich 35 Flüchtlinge zuzuweisen, egal, ob die Stadt über Wohnraum verfügt oder nicht.