Die Stadt Leinfelden-Echterdingen will ihr Personal aufstocken – auch wegen der anhaltenden Flüchtlingswelle.

Leinfelden-Echterdingen - Die Mitarbeiter der städtischen Ausländerbehörde haben mehr Arbeit, als sie leisten können. Das liegt auch an der Vielzahl der Flüchtlinge, die nach Deutschland wollen und dabei in L.-E stranden. Aber nur zu einem Teil, wie Gerd Maier, der zuständige Amtsleiter am Dienstag im Sozialausschuss sagte.

 

Große Firmen, die in L.-E. ansässig sind, werben gerne Mitarbeiter aus dem asiatischen Raum an. Die Änderung des Freizügigkeitsgesetzes innerhalb der EU hat zudem dazu geführt, dass vermehrt selbstständige Handwerker aus Bulgarien und Rumänien auf den Fildern ihre Dienste anbieten und sich bei der Behörde melden.

Auch die Einführung neuer Verfahren wie der blauen Karte, einer Art Visum zur Erwerbstätigkeit und dem elektronischen Aufenthaltstitel, also der Tatsache, dass ein Stempel im Pass eines Ausländers nicht mehr ausreicht, hat die Arbeitsbelastung und den Krankenstand ansteigen lassen. Zunächst wurde versucht, dies durch „sehr viele Überstunden“ und Abzug von Mitarbeitern aus anderen Abteilungen auszugleichen. „Das funktioniert aber nicht dauerhaft“, sagte der Amtsleiter.

Behörde bleibt Mittwochvormittag geschlossen

Die Mitarbeiter schieben laut Maier eine riesige Bugwelle an Fällen vor sich her. Um diese in Ruhe abarbeiten zu können, bleibt die Behörde bis auf Weiteres am Mittwochvormittag geschlossen. Zusätzliches Personal soll zudem von 2016 an dem bestehenden Team unter die Arme greifen. Der Ausschuss hat Mittel für eineinhalb Stellen freigegeben. Kostenpunkt: 70 800 Euro pro Jahr.

Unmittelbar an die derzeitige Flüchtlingswelle geknüpft, ist der geplante Stellenzuwachs im Sachgebiet „Integration/Flüchtlingsarbeit“. Knapp 2,5 Stellen, die aber teils befristet sind, werden im Amt für soziale Dienste geschaffen. Kostenpunkt für die Stadt: 62 000 Euro pro Jahr.

Amtsleiter Peter Löwy hofft, dass man dadurch wieder agieren und nicht nur reagieren könne. „Die Menschen in unsere Kultur zu integrieren, das ist verdammt hartes Brot“, sagte er. „Die Flüchtlinge brauchen vor allem erst mal eines – Zeit, um in Ruhe in Deutschland anzukommen.“

Zu den Details: Die Kontaktstelle Inte-gration wird aufgestockt. Eine 75-Prozent-Kraft soll sich zudem künftig, teilfinanziert durch den Kreis, um die Koordination der ehrenamtlichen Flüchtlingshelfer kümmern. Die Stadt geht davon aus, dass sich in Zukunft 150 bis 200 Menschen engagieren werden. „Diese Arbeit machen wir derzeit nebenher“, sagt Löwy unserer Zeitung. Eine Mitarbeiterin wird sich fortan ausschließlich um die Betreuung der Menschen in der Anschlussunterbringung kümmern. Dadurch wird eine weitere 50-Prozent-Kraft für den sozialen Dienst gebraucht. Zusätzlich wird ein Vollzeit-Mitarbeiter gesucht, der die Flüchtlingsarbeit verwaltungstechnisch begleitet.

Stadt und Kirchen finanzieren Betreuung mit

Die Stadt beteiligt sich für die nächsten zwei Jahre auch an der pädagogischen Betreuung der 150 Flüchtlinge, die Mitte November im umgebauten Nödinger Hof erwartet werden – obwohl dies eigentlich die Aufgabe des Kreises ist. Die Arbeiterwohlfahrt wird zwei Vollzeit-Mitarbeiter einstellen. Eine halbe Stelle wird von der Stadt und örtlichen Kirchengemeinden getragen. „Wir haben sehr früh erklärt, dass wir die Betreuung im Nödinger Hof auch aus eigenen Kräften fördern wollen“, sagte OB Roland Klenk. Und ergänzte: „Hiermit wollen wir unsere Zusage einlösen.“

Die Stellen werden nun ausgeschrieben. Unklar aber ist, ob L.-E. auch passende Kräfte finden wird. Denn andere Städte haben ähnliche Probleme.