Stuttgarts Ordnungsbürgermeister Martin Schairer fordert zusätzliche Stellen für das Ausländeramt und hofft langfristig auf eine bessere Willkommenskultur.

Stuttgart - Stuttgarts Ordnungsbürgermeister Martin Schairer (CDU) kündigt verschiedene Maßnahmen an, um die Situation im Ausländeramt in der Eberhardstraße zu verbessern. Eine schnelle Entspannung allerdings werde es nicht geben.
Herr Schairer, im Ausländeramt warten Flüchtlinge stundenlang, es kommt immer wieder zu Rangeleien. Was tun Sie dagegen?
Als verantwortlicher Bürgermeister habe ich schon im April darauf hingewiesen, dass wir mit dem vorhandenen Personal in der Asylstelle nicht auskommen. Im Bereich Duldung und Erstattung haben wir eine Fallzahlensteigerung von 104 Prozent. Die Mitarbeiter sind außerordentlich belastet.
. . . und die Flüchtlinge müssen auf wichtige Papiere lange warten.
Die Nachteile für die Flüchtlinge sind enorm. Solange sie keine Aufenthaltspapiere haben, haben sie auch keinen legalen Status. Außerdem ist ihnen ohne Papiere der Zugang zum Arbeitsmarkt und zu den Sprachkursen verwehrt. Wir sind in der Pflicht, Abhilfe zu schaffen.
Wird es zusätzliche Stellen geben?
Noch im Juli sollen vom Gemeinderat Sofortmaßnahmen beschlossen werden, um zusätzliche Mitarbeiter einstellen zu können. Das betrifft längst nicht nur das Ausländeramt. Wir können nicht bis zu den Haushaltsberatungen warten.
Wie wollen Sie es schaffen, das Ausländeramt als Arbeitsplatz attraktiver zu machen?
Wir müssen die räumlichen Bedingungen verbessern, damit sich Mitarbeiter und Kunden besser fühlen. Wir brauchen Optimierungen in der EDV. Organisationsabläufe nehmen wir gerade unter die Lupe.
Wird die Terminvergabe kippen?
Die Terminvergabe ist eine gute Sache für die Migranten und die Mitarbeiter, sie sorgt für Entspannung. Trotzdem wird eine geordnete Terminvergabe so schnell nicht wieder möglich sein. Wir müssen die nächste Zeit mit einem Notfallplan arbeiten. Erst wenn alle offenen Stellen besetzt sind, wird es die Terminvergabe wieder in vollem Umfang geben können.
Wann wird das Ausländeramt die Migranten so willkommen heißen, wie es in einer weltoffenen Großstadt zu erwarten wäre?
Wir müssen eine Willkommenskultur auch im Behördenalltag praktizieren. Nur dann werden wir dem Image einer weltoffenen Stadt gerecht. Aber ich sehe auch, dass es angesichts steigender Fallzahlen und fehlender Mitarbeiter eine schnelle Lösung nicht geben wird.