Der Freundeskreis Süd und das Café Nachbarschafft im Heslacher Generationenhaus bieten seit Anfang Oktober täglich ein interkulturelles Café für Flüchtlinge und Anwohner an.

Psychologie/Partnerschaft: Nina Ayerle (nay)

S-Süd - Langeweile hat Gudrun Rapp-Winkler nie. Das betont die Rentnerin aus Kaltental mehrmals. „Früher war ich renitente S-21-Gegnerin“, erzählt sie bereitwillig. Weil das aus ihrer Sicht aber nicht mehr viel nützt, hat sie sich nun ein neues Aufgabenfeld gesucht. Einmal die Woche schenkt sie nun im Café Nachbarschafft Kaffee und Tee für Flüchtlinge aus. Das hält sie nun für wichtiger: „Das ist des Gebot der Stunde. Da ist Hilfe nötig“, sagt Rapp-Winkler. „Dem schließe ich mich voll an“, sagt Georg Unterlinner. Zusammen mit Rapp-Winkler bildet er das Donnerstags-Team hinter der Theke.

 

Seit Anfang Oktober hat das ehrenamtlich betriebene Café im Erdgeschoss des Generationenhauses Heslach längere Öffnungszeiten. Bisher war es von acht bis 17 Uhr geöffnet. Initiiert hat dies der Freundeskreis Stuttgart-Süd. Ein regelmäßiger, gemeinsamer Treffpunkt für Flüchtlinge und Anwohner sei schon länger geplant gewesen, sagt Heide Soldner vom Freundeskreis Böblinger Straße. Bisher hat es aber an Helfern gefehlt. Zur letzten Sitzung kamen dann mehr als 200 Menschen, die sich engagieren wollen. Jetzt kann der Freundeskreis das Café jeden Abend zusätzlich von 17 bis 20 Uhr betreiben. Das kann er aber nur gerade so. „Wir schaffen es irgendwie, die Tage zu füllen“, sagt Soldner. Deshalb seien Helfer nötig, die sich langfristig engagieren.

Viele Flüchtlinge trauen sich nicht, allein zu kommen

Ein zweites Problem: An den meisten Abenden finden nur wenige Flüchtlinge ihren Weg ins Generationenhaus. „Man muss sie jedes Mal abholen“, sagt Soldner. „Viele trauen sich nicht alleine.“

Asra hat sich schon zum zweiten Mal überwunden. Ihr gefällt das Café. „Da komme ich mal raus aus der Unterkunft“, sagt sie. Seit einem Jahr lebt die 31-jährige Bosnierin mit ihrem Mann und den sechs Kindern an der Böblinger Straße 18. Dort fehlt der Platz für einen Gemeinschaftsraum. Die Kinder seien den Großteil des Tages in der Schule, während sie mit ihrem Mann im Zimmer hocke, erzählt sie. Währenddessen kümmert sich die ehrenamtliche Helferin Catharina um ihren Sohn Andreas. Sie machen gemeinsam ein Buchstaben-Puzzle. Andreas lernt gerade das Alphabet. In Bosnien konnten alle sechs Kinder nicht zur Schule gehen, sagt die Mutter. Erst in Deutschland lernen sie lesen und schreiben.

Dafür ist auch das Café ganz gut. Denn hier können ihre Kinder mit anderen Kindern, auch Deutschen, spielen und lernen die Sprache so schneller. Catharina unterstützt dabei. Dreimal die Woche macht die ehrenamtliche Helferin zurzeit nach ihrer eigenen Arbeit Kinderbetreuung in der Böblinger Straße und lernt mit den Kindern. Zwei Räume gebe es dafür und glücklickerweise unzählige Spenden. „Wir haben sogar eine Tafel“, sagt sie.

Asra ist dankbar für die Unterstützung. Sie hofft, mit den Kindern in Deutschland bleiben zu können. „Hier haben sie eine Zukunft“, sagt die Mutter. Und der kleine Andreas, der hat immerhin schon was gelernt im Café. „A“, sagt er, „dann kommt B“.