Das Land hat geprüft, ob es in der Keltenschanze auf dem Vaihinger Campus Flüchtlinge unterbringen kann. Grundsätzlich sei die Halle für bis zu 200 Menschen geeignet. Doch wäre die Benutzung teuer. Das Land will sich aber alle Optionen offen halten.

Vaihingen - Händeringend suchen die Stadt und das Land dieser Tage nach Hallen, die für die Unterbringung von Flüchtlingen geeignet wären, und das auch ganz in der Nähe. So schlafen derzeit rund 1000 Asylsuchende in einer Halle der Landesmesse, Frauen und Männer durch einen Bauzaun getrennt. Das Land benötigt die Fläche als Notunterkunft und hat die Belegung erst vor wenigen Tagen um einen Monat verlängert. Und die Stadt will zum Beispiel rund 50 Flüchtlinge im evangelischen Waldheim Sonnenwinkel im Dachswald den Winter über unterbringen, so groß ist der Bedarf. Da mutet es seltsam an, dass die Sporthalle Keltenschanze auf dem Vaihinger Unicampus nicht genutzt werden soll. Schließlich hatte die Uni die Halle dem Land angeboten, und grundsätzlich spricht auch nichts gegen eine derartige Nutzung.

 

Das hat eine Ortsbegehung von Fachleuten ergeben. „Eine grundsätzliche Einigung wäre da“, sagt Sybille Müller, die Leiterin des Universitätsbauamts. Die Halle sei in gutem Zustand, es gibt Duschen und Toiletten, der Brandschutz sei kein Problem. Aber „ein paar Dinge müssten nachgerüstet werden“, sagt sie. Dabei gehe es vor allem um die Essensversorgung. Denn eine Küche fehlt. Ob eine solche nachgerüstet werden müsste oder ob man Container auf dem Parkplatz aufstellen kann, will sie nicht beantworten. Technisch sei eine Lösung jedenfalls problemlos zu haben.

Das Land zögert mit der Unterbringung in Vaihingen

Ob die überhaupt gewünscht ist, ist derweil aber unklar. „Die Entscheidung ist noch nicht gefallen“, sagt Hans-Herwig Geyer, der Pressesprecher der Uni Stuttgart. „Damit haben wir aber eigentlich recht schnell gerechnet.“ Denn als Mitte September die Stabsstelle Flüchtlingsunterbringung des Landes auf der Suche nach Flächen war, kam der Kontakt mit der Uni rasch zustande.

Dort wollte man auf jeden Fall schnell und unbürokratisch helfen und bot die Sporthalle Keltenschanze am Pfaffenwaldring 11 an. Die wird von den Studenten mal für Basketball, mal für die Trendsportart Zumba genutzt und ist recht gut ausgelastet, wenn sie nicht gerade in der Prüfungszeit mit Tischen und Stühlen belegt ist. Ab 1. November, hieß es vor zwei Wochen, könne die Keltenschanze als Notunterkunft genutzt werden. Vorausgesetzt, im Frühjahr könne die Uni wieder über sie verfügen.

Matthias Brandt erklärt die zögerliche Haltung des Landes: „Das Regierungspräsidium plädiert dafür, die Halle nicht in Anspruch zu nehmen, weil sie zu klein ist“, sagt der Sprecher der Stabsstelle Flüchtlinge. Eine Prüfung habe ergeben, dass dort nicht wie ursprünglich angenommen bis zu 300 Menschen untergebracht werden könnten, sondern nur 200. Für diese Asylsuchenden die Sporthalle herzurichten, sei „unverhältnismäßig teuer“, sagt Brandt. „Ab 500 Menschen ist das effizient zu machen.“

Die Halle soll defacto als Reserve dienen

Derzeit würden etwa 1000 neue Flüchtlinge jeden Tag nach Baden-Württemberg kommen. Dadurch sei die Lage zwar angespannt. Was jedoch die Unterbringung betreffe, „stehen wir nicht so schlecht da, wie wir das dachten“, sagt Brandt. Deshalb könne nach dem Stand der Dinge darauf verzichtet werden, die Sporthalle Keltenschanze in Anspruch zu nehmen. „Das kann sich aber schnell wieder ändern, wenn die Flüchtlingszahlen steigen“, sagt Brandt. Schließlich kann niemand vorhersagen, was nächste Woche oder nächsten Monat geschieht. Und bisher wurde noch jede Prognose von der Wirklichkeit überholt. „Da ist es gut, so etwas in der Hinterhand zu haben.“ Die Keltenschanze könnte also doch bald eine Notunterkunft werden. Das Zögern ist jedenfalls nicht mit einer generellen Absage zu verwechseln.