Das Mittelmeer ist zum Massengrab geworden, die fünf aber haben überlebt. Søren Schwesig ist ins Auffanglager nach Karlsruhe gereist, kaum dass sich die Gambier bei ihm gemeldet haben. Er gab ihnen Geld und die Hoffnung auf ein Wiedersehen in Stuttgart. Inzwischen leben Kinteh Saikou, Kamo Jallow, Amadou Sanyang und Lamin Jallow auf demselben Flur in einer Flüchtlingsunterkunft in Zuffenhausen, alle vier besuchen ein Berufsvorbereitungsjahr, wollen einen Schulabschluss machen und anschließend eine Lehre zum Altenpfleger. Amadou Sanyang möchte irgendwann einmal Informatik studieren.

 

Dabei haben die Gambier kaum Chancen, als Asylbewerber in Deutschland anerkannt zu werden, da sie über ein sicheres Drittland eingereist sind. Sie können nur darauf setzen, aus humanitären Gründen geduldet zu werden. „Wir haben eine Beziehung, die sehr auf Hoffnung ausgerichtet ist“, sagt Søren Schwesig, der die Männer zur Ausländerbehörde begleitet, der schaut, dass sie in der Schule zurechtkommen und der sie einmal die Woche zu sich ins Büro einlädt und alle paar Wochen zu seiner Familie nach Hause. Der evangelische Stadtdekan hilft den Afrikanern, aber er erwartet auch, dass sie ihren Beitrag leisten. Dass sie pünktlich zum Termin im Ausländeramt erscheinen und dass sie den zusätzlich organisierten Deutschkurs auch wahrnehmen. „Ich sage den Jungs, ihr habt das Mittelmeer überlebt. Wenn Gott euch die Möglichkeit gegeben hat, ein neues Leben zu beginnen, dann müsst ihr damit auch etwas anfangen“, erzählt der Dekan.

Schwesigs Vater ist ein Kriegsflüchtling gewesen

Die Abschiebung von Musa Keita konnte Søren Schwesig nicht verhindern. Mitten in der Nacht ist der Geistliche zur Unterkunft gefahren, dann zur Polizei in die Hahnemannstraße. Zu Keita in die Zelle durfte er nicht, aber immerhin konnte er ihm über einen Polizisten noch Geld zustecken. Der Gambier ist in Rom gelandet, wohin sein Weg ihn weiter führen wird, weiß niemand. Schwesig jedenfalls will die Hoffnung nicht aufgeben. „Mein Vater war selbst Kriegsflüchtling, er ist mit dem letzten Zug raus aus Königsberg“, erzählt der 52-Jährige. Später musste der Vater als Theologe die DDR verlassen. Diese Familiengeschichte habe ihn dazu gebracht, Verantwortung für fünf Flüchtlinge zu übernehmen. „Die Jungs geben mir viel.“