So viele Menschen wie nie engagieren sich zurzeit in Stuttgart in der Flüchtlingsarbeit. Dies überfordert die mit der Betreuung beauftragten freien Träger. Deshalb schafft die Stadt nun eine Koordinierungsstelle.

Stuttgart - Die Flüchtlingszahlen steigen, aber nicht nur diese: In Stuttgart engagieren sich so viele Menschen in der Flüchtlingsarbeit wie noch nie. 800 Ehrenamtliche in 26 Freundeskreisen zählt die Stadt. Stuttgarts Sozialbürgermeisterin Isabel Fezer (FDP) sprach deshalb am Montag im Sozialausschuss des Gemeinderates gar von einem Überangebot an bürgerschaftlichem Engagement. „Die Zahlen sind fantastisch, damit sind wir Spitzenreiter in Deutschland.“ Das große Engagement aber stellt die Stadt und die sozialen Träger, die sich hauptamtlich um die Betreuung der Flüchtlinge in den Unterkünften kümmern vor Herausforderungen. Eine neue Stelle soll helfen, die Arbeit der Ehrenamtlichen zu koordinieren.

 

Schon zum 1. Mai soll die 75-Prozent-Stelle besetzt werden, die zwar im Sozialamt der Stadt angesiedelt sein soll, aber über die Bürgerstiftung finanziert werden wird. „Das setzt dem Ganzen noch das Krönchen auf, bürgerschaftliches Engagement ermöglicht auch diese Stelle“, sagte Fezer. Zu den künftigen Aufgaben der Stelle gehört es, den Erfahrungsaustausch zu fördern, einen Pool an Referenten aufzubauen, Standards für die Arbeit der Ehrenamtlichen zu formulieren und eine Informationsplattform aufzubauen.

Viele springen nach kurzer Zeit auch wieder ab

Noch ist die Stelle nicht besetzt, aber bei den freien Trägern, die sich um die Betreuung der Flüchtlinge kümmern, wird sie sehnlichst erwartet. „Wir freuen uns natürlich über die vielen Ehrenamtlichen, aber wir stellen eben auch fest, dass unsere hauptamtlichen Sozialarbeiter kaum nachkommen, die Ehrenamtlichen einzubinden“, erklärt beispielsweise Karin Dressel, die Geschäftsführerin der Arbeitsgemeinschaft Dritte Welt (ADGW). Die Betreuung der Ehrenamtlichen verlange viel Zeit von den Hauptamtlichen, die sich aber um eine große Zahl von Flüchtlingen kümmern müssten. „Es kommen Ehrenamtliche zu uns, die keine Vorstellung von Flüchtlingsarbeit haben und die auch keine fachlichen Kenntnisse mitbringen. Sie stehen da und sagen, wir wollen helfen“, erzählt Dressel. Herauszufinden, was diese Menschen leisten könnten und sie in die Arbeit einzuführen, koste Zeit und viel Engagement. „Wir wollen ja, dass die Menschen eine Tätigkeit finden, von der sie und die Flüchtlinge profitieren“, so Dressel. Schwierig sei zudem, dass sich zwar viele interessierten, aber einige schon nach kurzer Zeit wieder abspringen würden. „Es wird sich erst noch zeigen, wie viele langfristig dabei bleiben“, so Karin Dressel.