Der Freundeskreis für Flüchtlinge in Waldenbuch hat sich neu aufgestellt und für die Arbeit zusätzliche Partner gewonnen.

Waldenbuch - Der Waldenbucher Freundeskreis für Flüchtlinge hat klein angefangen. Als Gabriele Wieser-Kick, Anneliese Schulz und Ulrich Doster die Initiative im Februar 2014 gegründet haben, lebten in der Schönbuchstadt zwei Flüchtlingsfamilien, denen die Ehrenamtlichen zur Seite standen. Im Sommer vergangenen Jahres stiegen die Zuweisungen sprunghaft an. Wieser-Kick hat nachgerechnet: „Innerhalb von sechs Monaten hat sich die Zahl der Flüchtlinge in der Anschlussunterbringung auf 70 Personen verdoppelt.“ Hinzu kommen die Herausforderungen durch insgesamt etwa 180 Neuankömmlinge, die derzeit die Sammelunterkünfte des Landkreises beziehen. Die Ehrenamtlichen haben sich auf die Situation eingestellt und sich neu organisiert.

 

Der Freundeskreis ist mit den Herausforderungen gewachsen: Die einst überschaubare Gruppe verfügt mittlerweile über 230 Helfer. Nach wie vor gilt das Prinzip: Die Ehrenamtlichen knüpfen das soziale Netz, das Menschen mit Fluchterfahrung auffängt und trägt. „Wir gehen in die Familien und bauen Vertrauen auf. Am Anfang brauchen sie ganz viel Hilfe. Das Spektrum reicht von alltäglichen Dingen wie dem Einkaufen bis zum Sprachunterricht, der Begleitung bei Behördengängen oder Arztbesuchen“,sagt Wieser-Kick. Die Fülle der Aufgaben ist groß und lässt sich mit einem losen Verbund von Ehrenamtlichen nicht mehr bewältigen.

Im Februar hat die Stadt dem Freundeskreis deshalb Anne Schuberth zur Seite gestellt. Als Koordinatorin für das bürgerschaftliche Engagement in der Flüchtlingsbetreuung managt die 450-Euro-Kraft das Engagement der Ehrenamtlichen und unterstützt sie beim Aufbau von Hilfeangeboten. Sie bildet die Schnittstelle zum städtischen Sozialarbeiter Ramazan Altintas und Mine Maier, die für den Landkreis die Sozialbetreuung in den Gemeinschaftsunterkünften übernommen hat.

Unterstützung kommt von Partnern

Gemeinsam mit Anneliese Schulz und Gabriele Wieser-Kick hat Anne Schuberth der ehrenamtlichen Hilfe neue Strukturen verpasst. Die drei Damen machen nicht mehr alles selbst, sondern haben die Zuständigkeiten aufgeteilt. Unterstützt werden sie dabei von Partnern, wie zum Beispiel den Mitgliedern der Neuapostolischen Kirche, die die Patenschaft für die Flüchtlinge in ihrem ehemaligen Gotteshaus übernommen haben. Zusätzliche Mitstreiter wurden bei einem Infotreffen Anfang März gewonnen. Seitdem gibt es Gruppen, die projektbezogen arbeiten. „Wir haben Ansprechpartner für den Bereich Fahrräder, Kleider, Sachspenden und Sprache“, berichtet Schuberth.

Mit einem themenbezogenen Konzept will der Freundeskreis auch auf die Flüchtlinge in den Leichtbauhallen zugehen. „In Gemeinschaftsunterkünften lässt sich eine Eins-zu-Eins-Betreuung nur schwer umsetzten“, weiß Schuberth. Gedacht ist deshalb an Helferkreise, die in Absprache mit den Mitarbeitern des Kreises einzelne Themen besetzen. „Wie genau das aussehen wird, wird sich zeigen, wenn die Menschen angekommen sind“, sagt Wieser-Kick.

Die Gemeinde wächst enger zusammen

Am Engagement der Waldenbucher jedenfalls soll es nicht fehlen. „Die Hilfebereitschaft ist nach wie sehr groß“, stellt die ehemalige Gemeinderätin fest. Anne Schuberth bestätigt: „Wenn irgendwo ein Problem auftaucht, bilden sich schnell und unkompliziert kleine Gruppen, die nach einer Lösung suchen. Jeder trägt einen kleinen Mosaikstein bei und hält somit die Belastung für den einzelnen in Grenzen.“

Davon profitieren nicht nur die Flüchtlinge. Gabriele Wieser-Kick hat festgestellt: „Das Zusammenwachsen der Gemeinde ist gigantisch.“ Ob Vereine, Schule, palästinensische Mitbürger oder örtliche Unternehmen – viele machen mit. Auch Anneliese Schulz ist begeistert vom neuen Geist des Miteinanders: „Wir haben eine Ökumene, wie wir sie nie hatten. Die methodistische Kirche betreut den Internetauftritt, die katholische Kirche bietet Wohnraum an, das Café International findet im Haus der Begegnung statt, der Christusbund organisiert die Kleiderkammer und die Neuapostolische Kirche sorgt für die Asylbewerber in ihren Räumen.“

Ehrenamts-Stammtisch
Damit sich die ehrenamtlichen Helfer austauschen und voneinander lernen können, lädt der Freundeskreis für Flüchtlinge künftig an jedem zweiten Donnerstag im Monat zu einem Stammtisch ein. Das erste Treffen ist am 12. Mai um 20 Uhr im Haus der Begegnung geplant. Die weiteren Termine finden im Gasthof Rössle statt. Auch Mitbürger, die sich nicht im Freundeskreis engagieren, sind willkommen