Viele der Flüchtlinge, die bei der Katastrophe vor Lampedusa ums Leben kamen, stammen aus Eritrea und Somalia. Das eine Land ist eine finstere Diktatur, das andere ist ein Hort der Anarchie und der Gewalt.
Lampedusa - Das strahlende Asmara, Hauptstadt der 1993 von Äthiopien unabhängig gewordenen Republik Eritrea: was haben Besucher geschwärmt vom Charme der Stadt, den italienischen Cafés, den Pferdekutschen, den uralten gelben Fiat 500, die als Taxis dienen. Im Tourismusministerium hing ein Plakat: „Eritrea – Land der schönen Menschen.“ Heute gilt Eritrea als eine der repressivsten Diktaturen Afrikas. Der Präsident und ehemalige Befreiungskämpfer Isayas Afeworki (67) regiert brutal seit zwei Jahrzehnten.
Eritrea war früher ein Hoffnungsträger
Aus Eritrea, Syrien und Somalia stammen die Flüchtlinge, die vor Lampedusa die Katastrophe ereilte. Die syrischen Schrecken sind täglich in den Schlagzeilen, Eritrea und Somalia sind weniger präsent. „Das sind beides Staaten zum Weglaufen“, sagt Karl Kopp von Pro-Asyl in Frankfurt. „Eritrea war früher ein Hoffnungsträger. Heute ist es ein Überwachungsstaat. Wer das Regime kritisiert oder den Militärdienst verweigert, dem drohen Haft und Folter.“ Die Ausübung von Grundrechten wie Rede-, Meinungs- und Versammlungsfreiheit sei „nicht oder nur extrem eingeschränkt möglich“, heißt es im Eritrea-Bericht des Auswärtigen Amtes. Im Mai ist einer UN-Menschenrechtsbeauftragten die Einreise verweigert worden, sie recherchierte daraufhin in Flüchtlingslagern in Dschibuti und Äthiopien, wo 70 000 Eritreer leben. Viele würden gerne zurück, stellte die Gesandte Sheila Keetharuth fest: „Das ist wegen der brutalen, unmenschlichen Praktiken des Regimes derzeit unmöglich.“ Die Wende zur Repression kam nach dem Endes eines Grenzkriegs mit Äthiopien 2000. Heute geht man von 10 000 politischen Häftlingen aus, viele sind in Schiffscontainern oder unterirdischen Zellen eingesperrt.
In Somalia herrscht Anarchie
Übt in Eritrea der Staat Gewalt aus, ist es in Somalia die Anarchie, die den Menschen zusetzt. Eine Vielzahl von Warlords, Clan-Fürsten und die islamistische Al-Schabab-Miliz bekämpfen sich gegenseitig und die Regierung in Mogadischu. Im Süden mischen kenianische Truppen mit. „Das Land ist seit 1992 im permanenten Bürgerkrieg – ein gescheiterter Staat“, sagt Karl Kopp.
Laut Nürnberger Bundesamt für Migration hatten von Januar bis August 2013 Flüchtlinge aus Eritrea eine Schutzquote (Asylanerkennung und Ausweisungsschutz) von 71 Prozent, aus Somalia 60 Prozent und aus Syrien 95 Prozent. Von Eritreern kamen in der Zeit 700 Asylanträge, von Somaliern 1800 und von Syrern gut 7000.