Das Flüchtlingsdrama von Lampedusa hat die Asyldebatte angeheizt. Der Blick auf die Zahlen zeigt, dass die Mittelmeerstaaten nicht die größte Last tragen. Deutschland nimmt die meisten Flüchtlinge auf – doch das ist nicht die ganze Realität.

Korrespondenten: Knut Krohn (kkr)

Stuttgart - Es gibt ein Zauberwort in der europäischen Bürokratie. Es lautet: Verteilungsschlüssel. Viele Probleme in der EU werden gelöst, indem die Lasten möglichst gleichmäßig auf alle Schultern der Mitglieder verteilt werden – bei den Flüchtlingen wird das jedoch nicht getan. In diesem Fall stößt die Solidarität an ihre Grenzen. Das Land, so die Regel, in dem ein Flüchtling die Union erreicht, ist für das Asylverfahren und die Unterbringung verantwortlich.

 

Eine Verteilung der Ankömmlinge auf alle EU-Staaten gibt es aufgrund der hartnäckigen Weigerung einiger Länder wie etwa Deutschland nicht. Mittelmeerstaaten wie Griechenland, Spanien, Italien und besonders das kleine Malta sehen sich übermäßig betroffen und mit der Versorgung der Flüchtlinge überfordert. Zu Recht werden die katastrophalen Lebensbedingungen der Flüchtlinge in diesen Ländern kritisiert.

In Berlin wird immer wieder darauf verwiesen, dass Deutschland keinesfalls so abgeschottet sei wie immer wieder behauptet. So betonte Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich (CSU) beim letzten EU-Innenministertreffen: „Deutschland ist das Land, das die meisten Flüchtlinge in Europa aufnimmt.“ Damit hat er recht. Fast 80 000 Asylbewerber wurden im Jahr 2012 in Deutschland von Eurostat gezählt, dem statistischen Amt der EU. Insgesamt wurden in der EU etwas mehr als 330 000 Asylanträge gestellt.

Ein völlig anderes Bild bietet sich jedoch, wenn man die Zahlen der Asylbewerber ins Verhältnis mit der Zahl der Einwohner jedes Mitgliedstaates setzt. In diesem Fall liegt Malta mit 5000 Bewerbern pro eine Million Einwohner auf dem ersten Platz, gefolgt von Schweden, Luxemburg und Belgien. In Deutschland wurden 945 Asylbewerber pro eine Million Einwohner registriert. Spanien beklagt aber, dass die Statistik nicht die Realität wiedergebe. Viele Flüchtlinge, die es bis dort schaffen, tauchen einfach unter – und werden in keiner Statistik geführt.